Der Beitrag des Protestantismus zur positiven Entwicklung der Allgemeinheit

Ein Wort aus der GEKE zum Reformationstag

Thomas Wipf, Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), erinnerte zum Reformationstag an den Beitrag der evangelischen Kirchen zum Zusammenwachsen Europas.

GEKE-Präsident Thomas Wipf hielt den Hauptvortrag auf dem Reformationsempfang der österreichischen Kirchen am 30. Oktober in Wien.

Vor den Spitzen von Religion, Politik und Diplomatie erinnerte der Präsident des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) an das „Friedens- und Versöhnungsdokument“ der Leuenberger Konkordie von 1973. Mit dieser Konkordie erklärten über 100 lutherische, reformierte, unierte, waldensische, hussitische und methodistische Kirchen sowie die Kirche der Böhmischen Brüder ihre Kirchengemeinschaft.
 
Wipf verschwieg in seinem Vortrag nicht, dass die evangelischen Kirchen ihrerseits auch „Anteil an der Spaltung Europas und seiner Völker“ hätten. Nun aber könnten die Kirchen auch dem politischen Konzept Europas dienlich sein: Sie würden „sich für ein föderales, demokratisches, rechtsstaatliches und offenes Europa einsetzen“.

Aus der Gemeinsamkeit der protestantischen Kirchen, das Evangelium als alleinigen Maßstab des Glaubens und Lebens anzuerkennen, nicht die Kirche, formulierte Wipf, das evangelische Verständnis von Kirche. Bei allem Kirchesein ginge es letztlich um die Frage: „Sind wir in der Welt wirklich Zeuginnen und Zeugen, Dienerinnen und Diener am Evangelium?“

Europa stünde vor großen Herausforderungen und brauche dazu „verläßliche Orientierung und tragende Werte“. Nicht Religion, auch nicht Christentum oder Kirchlichkeit brauche Europa, sondern in erster Linie das Evangelium: „Europa braucht die Botschaft von der freien Gnade Gottes, die Botschaft der Freiheit, der Versöhnung und der Hoffnung. In diesem Sinn will die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa Zeugnis- und Dienstgemeinschaft sein.“

Mit seinem Beitrag zum Reformationstag bestärkte Wipf die Worte des Präsidenten der EU-Kommission, José Manuel Baroso über den Beitrag der Kirchen zur Einheit Europas. Baroso hatte auf der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu/Rumänien gesagt: „Ich bin sicher, daß Europa auf den Beitrag der Kirchen zählen kann, damit wir die Spaltungen überwinden und die ersehnte Einheit in Vielfalt, oder, wie es im ökumenischen Zusammenhang häufig heißt, die ‹versöhnte Verschiedenheit› herstellen können.“

Der Vortrag des GEKE-Präsidenten Thomas Wipf am 30. Oktober 2007 in Wien zum Download als PDF.


Barbara Schenck