Johannes Calvin (Jean Cauvin)

(1509-1564)

Jean Cauvin nannte sich erst später Johannes Calvin.
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Als Reformator Genfs und "größter Schüler Luthers" erneuerte Calvin neben der Lehre auch die Praxis des Glaubens - eine Biografie.

Kürzere und längere Biografien zu Calvin auf http://www.reformiert-info.de/calvin.php

Johannes Calvin wird am 10. Juli 1509 in Noyon in der Picardie geboren. Sein Vater ist Notar des Domkapitels. Seine Ausbildung erhält er zunächst in Noyon und ab 1523 in Paris. Er verlässt Paris 1528 als Magister der freien Künste und geht nach Orleans, um Rechtswissenschaft zu studieren. Nach Abschluss seiner juristischen Studien kehrt er 1532 nach Paris zurück und beschäftigt sich mit der Literatur.
Ab 1535 lebt Calvin in Basel und schreibt ein Vorwort für die französische Übersetzung des Neuen Testaments. Schon 1536 erscheint in Basel die Erstausgabe seiner Christianae Religionis Institutio (Unterricht in der christlichen Religion). Als Calvin im Sommer des Jahres - von Italien kommend - durch Genf reist, überredet ihn der dortige Prediger Guillaume Farel zum Bleiben, doch Genf war für einen gründlichen Neubau des kirchlichen Wesens noch nicht reif, so daß Calvin zunächst einige Jahre in Straßburg verbrachte.
Als Calvin sich der Theologie zuwandte, fand er schon den Protestantismus in seiner Frühentwicklung vor. Es war im wesentlichen die Leistung Luthers, an die er anknüpfen konnte. Aber was Calvin tat, war dann doch keine einfache Übernahme dessen, was die deutsche Reformation ans Licht gebracht hatte. Calvin hat sich für seine Lehre allein auf die Schrift berufen, deren Mitte die Offenbarung Gottes in Jesus Christus ist. Diesem Zentrum der evangelischen Botschaft war alles untergeordnet.
Im September 1541 zog Calvin nach Genf und legte dem Rat eine Kirchenordnung vor, in der vier Ämter vorgesehen sind: die Pastoren, die Lehrer, die Ältesten und die Diakone. Damit fällt dem Laienelement eine aktive und verantwortliche Rolle bei der Leitung der Gemeinde zu. Die Ältesten bilden gemeinsam mit den Pastoren ein Konsistorium, dessen Aufgabe es ist, die kirchliche Ordnung aufrecht zu erhalten und die Undisziplinierten zur Ordnung zu rufen. Es ist die Eigentümlichkeit der Genfer Kirche, und es wird die Eigentümlichkeit aller calvinistisch geprägten Kirchen sein, dass in viel stärkerem Maße als in dem zur Pastorenkirche tendierenden Luthertum das kirchliche Leben auf der Aktivität von Laien beruht.
Für die Durchsetzung seines Gemeindeideals hat Calvin fünfzehn Jahre innerhalb des Genfer Stadtstaates kämpfen müssen. In seiner Theologie ist er der Mann der zweiten reformatorischen Generation, der größte Schüler Luthers, dem er seine entscheidenden theologischen Erkenntnisse verdankt. Aber als Luther-Schüler ist Calvin zugleich der Theologe gewesen, der - wie keiner sonst - den Wittenberger Reformator verstanden hat und von seinem reformatorischen Ansatz her ein selbständiges und einheitliches theologisches System entworfen hat.
Johannes Calvin stirbt am 27. Mai 1564 in Genf. Er wird auf dem allgemeinen Friedhof beerdigt. Ein Grabstein wird - so hatte er es angeordnet - nicht gesetzt. Seine letzte Ruhestätte bleibt damit unbekannt.

Quelle: http://www.ref.ch/kirche/calvin.html; eine gekürzte Fassung der Calvin Biografie unter: http://www.reformiert.de

Literatur zu Biografie Johannes Calvins,

zusammengestellt und kurz kommentiert von Dr. Achim Detmers:

Jean Cadier, Calvin. Der Mann, den Gott bezwungen hat, Zollikon 1959 (solide)

Alister E. McGrath, Johann Calvin. Eine Biographie, Benziger 1991 (unterhaltsam, etwas eigenwillig)

Christopher Elwood, Calvin für zwischendurch, Vandenhoeck 2007 (innovativ, mit Karikaturen illustriert)

Willem van't Spijker, Calvin (Die Kirche in ihrer Geschichte), Vandenhoeck 2001 (wissenschaftlich sorgfältig)

Johannes Jacobus Poort, Auf den Fußspuren Calvins. Leben und Wirken des Reformators. Dargestellt an seinen Lebensstationen, Konstanz1984 (zahlreiche Abbildungen)

Wilhelm Neuser, Calvin, de Gruyter 1971 (habe ich im Studium gerne gelesen)

Bernhard Cottret, Calvin. Eine Biographie, Quell 1998 (langatmig)

von Martin Filitz, Halle

Ein Rückblick auf die Ereignisse im Calvinjahr und im Fazit ein Ausblick: ''Von Johannes Calvin und seiner Theologie ist noch einiges zu erwarten.''
''Ränge im Theater Gottes''

von Achim Detmers, Hannover
Biografien und mehr ...

Calvins Predigtpraxis in Genf am Beispiel der Predigten zum Deuteronomium. Von Albrecht Thiel, Dortmund

"Lektor der Heiligen Schrift an der Genfer Kirche" nannte Calvin sich selbst. Eine seiner Haupttätigkeiten war das Predigen - sonntags und werktags. So wie Gott in seiner Majestät sich erniedrigt, um zu den Menschen zu sprechen, sollte nach Calvin auch die Sprache der Predigt einfach sein und Bilder aus dem menschlichen Alltag aufnehmen. Calvin erfand den "kurzen Satz" für die Predigt mit dem einen großen Ziel: "das Wort Gottes muss unser Leben erneuern".
Von Eva-Maria Faber, Chur

Was ist Kirche? Calvin antwortet: Die Kirche „ist die Gemeinschaft aller Heiligen, welche, über den ganzen Erdkreis und durch alle Zeiten zerstreut, doch durch die eine Lehre Christi und den einen Geist verbunden ist und an der Einheit des Glaubens und brüderlicher Eintracht festhält und sie pflegt“.
30. Oktober bis 1. November 2008, Calvin-Symposium in Apeldoorn, NL

Zum Auftakt des Calvinjahres 2009 veranstaltet das Institut für Reformationsforschung an der Theologischen Universität Apeldoorn ein Symposion.
Erkenntnisse der Studie „Kirche und Israel“ (2001) der reformatorischen Kirchen Europas

Johannes Calvin nutzte jüdische Kommentare für seine Auslegung des Alten Testaments, übernahm aber trotzdem die antijudaistische Rede von „den Juden“ als „Lügnern“ und „Verfälschern der Schrift“.
Von Matthias Freudenberg

Mannigfache und glänzende Reichtümer entdeckt Calvin in den Psalmen. Die Lieder und Gebete Israels sind für den Reformator ein Schatz, der dem Aufbau der Kirche dient. Calvin selbst identifiziert sich mit König David, geht an seiner Seite der Gottesrede auf den Grund, blickt in die Abgründe menschlichen Lebens und findet in dem nachdenklichen Dichter ein Vorbild.
Zwinglianisches Gedankengut in der Theologie Calvins

Entgegen der weit verbreiteten Ansicht, der Zürcher Reformator Zwingli sei für Calvin ohne Bedeutung gewesen, gibt es zwischen der Bundes- und Gesetzeslehre beider Reformatoren zahlreiche Gemeinsamkeiten. Von Achim Detmers
Johannes Calvin antwortet auf eine „unredliche“ Frage

Was hat der ewige Gott getan, bevor er die Welt erschuf? Warum hat er solange damit gewartet? Viele spöttische Fragen wurden und werden immer wieder an die biblische Schöpfungsgeschichte gestellt. Calvin gibt eine kurze klare Antwort.
Die Gaben Gottes „frei und gütig“ mit anderen teilen

Ein Artikel aus dem Evangelischen Soziallexikon zu Calvins Auslegung von Apostelgeschichte 4,34: „... denn wer von ihnen Äcker oder Häuser besaß, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte.“
Einsichten in die Theologie Calvins von Eberhard Busch

Mit seinem Buch »Gotteserkenntnis und Menschlichkeit« hat Eberhard Busch, ehemals Professor für Reformierte Theologie in Göttingen, ein Werk vorgelegt, das für studierte Theologen und Theologinnen ebenso wie für theologisch interessierte andere Gemeindeglieder geschrieben ist, meint Alfred Rauhaus. Eine Rezension.
Von Dr. Otto Schäfer, Pfarrer und Biologe in Bern

Ein Plädoyer, im Calvinjahr wie Calvin die Schöpfung zu feiern, ja geradezu einen franziskanischen „Sonnengesang“ anzustimmen und sich im Umweltschutz zu engagieren.
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Calvin dürfte - entgegen einer weit verbreiteten Meinung - sehr wohl Kontakt zu Juden gehabt haben und sich in der Auseinandersetzung mit ihnen eine differenzierte Meinung gebildet haben. Im Alter schlug diese aber wieder in Abschätzigkeit um.
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„Mit einer in deutschen Veröffentlichungen kaum anzutreffenden Mischung aus theologischer Ernsthaftigkeit und stilistischer Leichtigkeit versteht es Elwood, den komplexen Menschen und Theologen Calvin als Kind seiner Zeit darzustellen.“ (Reiner Rohloff)
Calvin setzte sich gegen seine eigene Überzeugung für einen Selbstmörder ein.

FAZ-Artikel berichtet über ein in Genf gefundenes Dokument, das Calvins außergewöhnliches Engagement belegt.
Von Eberhard Busch

Miteinander statt Konkurrenzdenken, soziale statt individualistische Humanität, die Fremden als Geschwister zu erkennen, fordert Calvin.
Ein Politiker, der mit grausamer Ungerechtigkeit regiert, muss gestürzt werden.

"Das Verhältnis der Kirche zu den weltlichen Fürsten und Mächten" - von François Dermange, Genf.
Von Marc Vial.

Die Frage des Heiligen Geistes nimmt in Calvins Denken eine zentrale Stellung ein.
... die Kirchenzucht des Reformators kam ohne Disziplinierung aus

Von Michael Weinrich
Von Eberhard Busch

Die moderne Demokratie entwickelte sich in Ländern, in denen der 'Calvinismus' verbreitet war.
Von Lukas Vischer

Kritiker Calvins behaupten, sein Interesse gelte nur dem Menschen. Dabei ist sein Verständnis der Schöpfung unerwartet relevant für die Bewältigung der ökologischen Krise.
Von Peter Opitz

Die Bibel als Zeugnis des einen Bundes - Die Wahrheit der Bibel - Christus als Quelle, Zentrum und Seele der Bibel
Von Reiner Rohloff

Die Sicht auf Calvin ist von negativen Vorurteilen geprägt. Derzeitige Forschung zeigt einen anderen Calvin: einen sozial engagierten, einfühlsamen Theologen und politisch engagierten Menschen. Calvin leistete einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der modernen Demokratie.
Grundlagen – Formulierungen – Wirkungen

Matthias Freudenberg nimmt in seinem Themenpapier zu den Vorurteilen gegenüber Calvins Gedanken Stellung.
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Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Demokratie und prophetisches Wächteramt

Das reformierte Verständnis der Ämter in der Kirche prägte Calvin mit seinen Ausführungen zu den vier Ämtern: Pastoren, Lehrer, Älteste, Diakone.
Interpretationen Calvins in neuerer Zeit

Eberhard Busch informiert über den Stand der Calvinforschung und räumt mit einigen Vorurteilen auf.