Mirjam haut auf die Pauke

Meditation zu Exodus / 2. Mose 15,20-21 - am 3. Sonntag der Passionszeit

Foto: VEM

von Thomas Fender, Pastor für Diakonie und Ökumene in Leer

Liturgie und Meditation zum dritten Sonntag der Passionszeit sind Teil der Arbeitshilfe zum Thema Menschenhandel auf reformiert-info. 
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Passionsandacht zu Exodus / 2. Mose 15,20-21.
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Heute begegnen wir einer Frau, die im wahrsten Sinne des Wortes auf die Pauke haut und uns damit zum Nachdenken anregt.
Ihr Name ist Mirjam. Wem das auf Anhieb erst einmal nichts sagt, der braucht kein schlechtes Gewissen zu haben, denn Mirjam wird in der Bibel nicht so häufig erwähnt. Trotzdem ist sie eine wichtige Person. Sie ist nicht nur die Schwester von Mose und Aaron, sie gehört auch zu den wenigen Frauen in der Bibel, die eine eigenständige Rolle ausfüllen. Sie war eine Führungspersönlichkeit, und das ist ja etwas, was wir von einer Frau im Vorderen Orient vor über 3000 Jahren so gar nicht erwarten. Mirjam gehört neben Aaron und Mose zu denen, die das Volk Israel aus Ägypten in die Freiheit geführt haben.
Im 2. Buch Mose wird davon berichtet, wie Mose nach dem Durchzug durch das Schilfmeer gemeinsam mit den Israeliten ein Loblied anstimmt. Im Anschluss daran, fängt Mirjam zu singen an:
„Da nahm Mirjam, die Prophetin, Aarons Schwester, eine Pauke in ihre Hand, und alle Frauen folgten ihr nach mit Pauken im Reigen.
Und Mirjam sang ihnen vor: Lasst uns dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche Tat getan; Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt.“ – Ex 15,20–21
Eine Frau greift zur Pauke und lässt ihren Gefühlen freien Lauf, Mirjam. In diesem Namen steckt der hebräische Wortstamm für das Wort „Bitterkeit“. Vielleicht ist in diesem Namen etwas von ihrem Schicksal angedeutet. Was mag sie in der Sklaverei erlebt haben? Was hat sie durchmachen müssen?
Laut einer Studie der Vereinten Nationen sind auch heute noch 70 % der von Menschenhandel Betroffenen Opfer weiblich. Die überwiegende Mehrzahl von ihnen wird dabei sexuell ausgebeutet.
Was Mirjam durchgestanden hat, wissen wir nicht. Aber nach der Befreiung aus der Sklaverei greift sie zur Pauke und dann bricht es aus ihr heraus. Was schwingt mit in ihrem Lied: Erleichterung, Freude, Zorn, Schmerz, Scham, Bitterkeit?
Mirjam wird als „Prophetin“ bezeichnet. Propheten sind Menschen, denen Gott etwas offenbart hat, die etwas begriffen haben von dem, was Gottes Wille ist. Mirjam ist so ein Mensch. Sie hat erkannt: Gott hat uns errettet, aus Lebensgefahr und Versklavung.
Sie ist Prophetin, weil sie verstanden hat: Dort am Schilfmeer hat Gott eingegriffen.
Das war kein Zufall, was da geschehen ist, wir haben auch nicht einfach Glück gehabt. Sondern Gott selbst hat eingegriffen, weil er nicht will, dass Menschen versklavt, geschändet und so in ihrer Gottesebenbildlichkeit verletzt werden.
Gott setzt sich ein für die versklavten, geknechteten und unfreien Menschen und führt sie in die Freiheit. Das hat Mirjam erkannt und weil sie es auch weitersagt, mit „Pauken und Trompeten“, ist sie eine Prophetin.
Eine Frau, die eine intensive Beziehung zu Gott hat. Eine Frau, die auch spürt, es ist wichtig, dass das, was sie empfindet, anderen offenbar gemacht wird, anderen klar und deutlich wird.

Die Gestalt der Mirjam ist auch für uns heute wichtig, weil sie mit Pauken und Trompeten auf Gott hinweist, der an der Seite derer steht, deren Menschenwürde mit Füßen getreten wird.

Liedvorschläge

673,1-3 Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe
680,1-3 Im Lande der Knechtschaft
When Israel was in Egypt`s land

Textlesung

Ex 15,1–219

Bildbetrachtung

Ein abstraktes Bild – ich kann mir gut vorstellen, dass es die Gefühlswelt eines Menschen darstellt. Und in der scheint ein Aufruhr zu herrschen. Die verschiedenen Farben senden ganz unterschiedliche, z. T. gegensätzliche Botschaften.
Mit der Farbe Rot können wir Glück, Lebensfreude, Energie und Liebe assoziieren und auf der anderen Seite: Hass, Wut, Feuer, Aufregung und Aggressivität.
Rosa steht für Zartheit, Sensibilität und ein besonderes Schutzbedürfnis. Doch wer alles nur durch eine rosarote Brille betrachtet ist realitätsfern.
Braun gilt als die Farbe der Erdverbundenheit. Die Erde ist braun, der Boden, das Feste und Sichere.
Weiß steht für Licht und Klarheit.
Was ist es, was diesen Menschen bewegt?
Sind es Freude oder Zorn, Erleichterung, Schmerz, Scham, Bitterkeit?

Pfr. Thomas Fender, Februar 2016