Was ist und was tut der Heilige Geist?

Wichtige Textstellen und Zitate zur Theologie des Heiligen Geistes

Ausschnitt aus einem Kirchenfenster der Ev.-ref. St. Martha Kirche in Nürnberg © G. Rieger

Im Heiligen Geist kommt Gott zu uns und kommen wir zu Gott. Das ist pure Gnade. Gott kommt von sich aus, aus sich heraus, um in uns den Glauben zu wirken – ohne dass wir etwas dazu tun könnten.

Gottes Geist wirkt den Glauben

Der Heilige Geist wirkt den Glauben. Wenn ein Mensch das Evangelium von Jesus Christus hört und dies für ihn nicht eine Botschaft neben anderen ist, sondern die frohe Botschaft, dann hat das der Heilige Geist gewirkt. Er öffnet Menschen für den Glauben: "Ohne den Heiligen Geist ist das Evangelium Jesu Christi weit weg von mir, ist so etwas wie ein tiefer Graben zwischen ihm und mir, historisch und sachlich. Ohne den Heiligen Geist geht es mir nach dem Spruch Goethes: ‚Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube ...‘" (Eberhard Busch).

Gottes Geist wohnt in uns

Gott kommt zum Menschen und lässt seinen Geist in uns "wohnen" (Römer 8,9; 1.Korinther 3,16), macht uns zu einem "Tempel des Heiligen Geistes" (1.Korinther 6,19).

Gottes Geist verbindet uns mit Jesus Christus

"Der Heilige Geist ist das Band, durch das uns Christus wirksam mit sich verbindet" (Calvin, Institutio III 1,1). Das Neue Testament redet von dem Heiligen Geist als dem Geist Jesu Christi (Römer 8,9) bzw. dem Geist des Gottessohnes (Galater 4,6): "Der Heilige Geist, so könnten wir wohl sagen, ist die uns bis in die Wurzel unserer Existenz treffende Machtwirkung Jesu Christi" (Eberhard Busch). Jesus Christus wird zum "Prüfstein", wie 1.Johannes 4,1f sagt: "Glaubt nicht einem jeden Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt. Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen: Ein jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen ist, der ist von Gott."

Der Geist der Kindschaft

Der Geist Gottes ist "der Geist der Kindschaft" (Römer 8,15); er sagt uns, dass wir Gottes Kinder sind, sodass auch wir zu Gott "Vater" sagen können.

Die Früchte des Geistes

Wandeln Menschen nach dem Geist oder im Geist Gottes (Galater 5,25), wandeln sie in Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit (Galater 5,22). So trägt der Geist Frucht.

Der Heilige Geist macht mündig

Der Heilige Geist ist ein Geist, der öffnet: er öffnet uns für Gott und er öffnet unsere Münder, von ihm zu reden. Der Heilige Geist macht mündig. Voll des Heiligen Geistes fingen die Jünger an zu predigen (Apostelgeschichte 2,4).

Gemeinschaft im Heiligen Geist

Mit dem Heiligen Geist kommt Christus zu mir – und nicht zu mir allein, auch zu anderen. Der Geist Gottes verbindet die einzelnen Glaubenden nicht nur mit sich selbst, sondern auch untereinander: Nachdem zu Pfingsten der Heilige Geist die Jünger Jesus erfüllt hatte, "blieben sie "beständig in der Apostellehre und in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet" (Apostelgeschichte 2,42). Innerhalb dieser Gemeinschaft haben die einzelnen Glieder verschiedene Gnadengaben: "Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen. In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller" (1.Korinther 12,4-7). Den einen wird gegeben durch den Geist zu predigen, den anderen gesund zu machen, die Geister zu unterscheiden ...

Enthusiasmus für das Alltägliche

Über die verschiedenen Geistesgaben in der Gemeinde urteilt der Apostel Paulus nüchtern: "seine Charismenlehre verweigert sich eindeutig einem elitären, überschwenglichen Geistenthusiasmus. Sie entdeckt den Heiligen Geist gewissermaßen neu als Freund der eher unscheinbaren Realität, dort, wo nicht die Spitzengruppe fährt, sondern wo die sogenannten ‚Wasserträger‘ anzutreffen sind. Das Charisma erprobt sich nicht als Begeisterung am Ungewöhnlichen, Aufregenden, sondern als ‚Begeisterung für das Alltägliche‘ [Christian Möller]. Zum Maßstab wird die Frage, wie die Gaben des Geistes gerade dort zum Zuge kommen, wo es allem Anschein nach eher unauffällig, mühselig, tretmühlenartig zugeht. Wo man zermürbt und frustriert wird, hat man Gottes Geist ganz besonders nötig. Und das hat der Apostel mit großer Klarheit erfasst und mit Nachdruck gegenüber den religiösen Kraftprotzen aus Korinth, die sich ihrer geistlichen Kraft rühmten und sogar verachtungsvoll auf den Apostel herabsahen (vgl. 2.Korinther 11,16-12,10), zur Geltung gebracht." (Michael Beintker, 36).

"Der Geist der Verheißung"

"Das Werk des Heiligen Geistes ist das letzte, das vollendende, das eschatologische Werk Gottes" (Eberhard Busch).
Der Mensch als Kind Gottes, "das nichts mehr von Gott trennen kann", ist das Ziel. In der Gegenwart ist dieses Ziel "noch nicht erreicht oder immer nur vorläufig erreicht". Aber der "Geist der Verheißung" (Epheser 1,13) macht uns zu Hoffenden. Denen, die sich sehnen nach der künftigen Offenbarung hat Gott "den Geist als Pfand gegeben, als Angeld, als Anzahlung der künftigen Vollendung" (2.Korinther 1,22).

 

Literatur:

Eberhard Busch, Credo. Das Apostolische Glaubensbekenntnis, Göttingen 2003

Michael Beintker, "Was glaubst du vom Heiligen Geist?" Zur Wirklichkeit und Wirksamkeit von Gottes Geist, (Kleine Schriften aus dem Reformierten Bund, Heft 9), Wuppertal 1998


Barbara Schenck
Geburtstag der Kirche - Kommen des Heiligen Geistes