...über Melanchthon

Urteile von Luther und Calvin

 

Luther über Melanchthon, Vorrede zur dt. Fassung von Melanchthons Kolosserkommentar 1529:

»Ich bin dazu geboren, dass ich mit den Rotten und Teufeln kriegen und zu Felde liegen muss, darum sind meine Bücher sehr stürmisch und kriegerisch. Ich muss die Klötze und Stämme ausrotten, Dornen und Hecken weghauen, die Pfützen ausfüllen und bin der grobe Waldrechter, der die Bahn brechen und zurichten muss. Aber Magister Philipp fährt säuberlich und still daher, baut und pflanzt, sät und begießt mit Lust, nach dem Gott ihm hat gegeben seine Gaben reichlich.«

 

Calvin über Melanchthon, an den Genfer Stadtrat, 6.10.1552:

»Wer Melanchthon und mich in Gegensatz bringen will, tut uns beiden und darüber hinaus allgemein der ganzen Kirche Gottes großes Unrecht. Ich schätze Melanchthon ebenso sehr wegen des überragenden Wissens, das er besitzt, als auch wegen seiner tugendhaften Art, vor allen Dingen jedoch, weil er so treu wirkt, um das Evangelium zu erhalten.«

 

Calvin über Melanchthon, Brief an Bullinger, 23.2.1558:

»Der unglückliche Ausgang des Wormser Gesprächs [Melanchthon hatte sich drängen lassen, Zwinglis Abendmahlslehre zu verurteilen] verwirrt mich so sehr, als mir die Nachgiebigkeit des Philippus widerwärtig und ärgerlich ist. Denn wenn ich auch nicht vergessen habe, wie schwankend und schlaff er immer gewesen ist, und wusste, dass er auch jetzt noch allzu furchtsam und träge ist, ist er jedoch weit tiefer gesunken, als ich geargwöhnt hätte.« 

Von Plappermäulern, Apothekern, Mördern und Tyrannen

Die Reformatoren wurden im eigenen Lager bewundert und verehrt. Sie selbst schätzten einander, ihr Verhältnis war aber auch durch Eitelkeiten und Konkurrenzen bestimmt. Die Reformatoren stritten nicht nur um die Wahrheit, sie zogen auch übereinander her. Manche Äußerungen sind geprägt von tiefer Zuneigung, andere von Enttäuschung, Argwohn und Lästereien. Die Auswahl der nachfolgenden Zitate trafen Achim Detmers, Merete Nielsen und Peter Opitz.