Halle an der Saale

Paradox: der reformierte Dom

© Foto: White Shark (https://de.wikipedia.org/wiki/Hallescher_Dom)

von Jutta Noetzel

Wo einst Kardinal Albrecht 21441 Partikel Reliquien, darunter Stückchen vom brennenden Dornbusch des Mose, den Finger des Heiligen Thomas, eine gefüllte Flasche mit der Muttermilch Mariens und einen Splitter von der Krippe des Herrn zur Schau stellen ließ, feiert heute die reformierte Gemeinde ihre Gottesdienste. 1688 hatte der Große Kurfürst der Flüchtlingsgemeinde die Stiftskirche »zur ewigen Nutzung« übergeben. Seitdem leben und glauben die Reformierten von Halle in dem Bollwerk, das der Reformation nicht standgehalten hat.

Eine Tafel am »Goldenen Schlösschen« in der Schmeerstr. 2 erinnert an den Besuch Martin Luthers bei seinem Weggefährten Justus Jonas, reformatorischem Prediger an der Marktkirche. Die Kirche birgt neben dem Marienaltar aus der Cranachschule eine Kammer mit der Totenmaske Luthers. In den gegenüberliegenden Gebäuden ist die 1552 gegründete Marienbibliothek, die älteste evangelische Kirchenbibliothek in Deutschland, untergebracht.

Ein weiteres bedeutendes Zeugnis reformatorischer Wirkungsgeschichte sind die Franckeschen Stiftungen, die August Hermann Francke 1698 gründete.


Jutta Noetzel

Das Reformationsjubiläum bietet eine gute Gelegenheit, die Spuren, die Reformierte in den ersten 500 Jahren ihrer Geschichte hinterlassen haben, aus der Nähe zu betrachten. Ob Hexenbürgermeisterhaus, Spottrelief oder Justitia: Wir haben die schönsten reformierten Reiseziele Deutschlands und der Schweiz für einen Bildungs- oder Kurzurlaub zusammengestellt.