Ausflug nach Jerusalem

Nes Ammim - aus dem Alltag in einem nicht-alltäglichen Dorf in Israel. 54. Kapitel

von Tobias Kriener

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Inhalt Tagebuch

Tobias Kriener erzählt:

27.06.2017

Los ging's am Strand in Shave Zion: Katja nahm noch schnell ein Bad, während ich in meinem Lieblings-Strandcafe einen „Kafe-Hafuch“ (so was Ähnliches wie ein Capuccino) und - neu in dieser Saison! - einen frischgepressten Orangensaft zu mir nahm.

Danach ging's ohne Termindruck nach Jerusalem - prompt gab's auch keinerlei Staus ... Diesmal probierten wir das vielgerühmte Österreichische Hospiz in der Altstadt an der Via Dolorosa mitten im muslimischen Viertel aus. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass es einen so hervorragenden Ruf hat - aber der Eindruck war dann nicht sooo berauschend. Sicher: Es ist ein wunderschönes Haus, mit dem stilvollen „Wiener Cafe“ und seinem Garten, die Zimmer riesengroß und komfortabel.

Aber dass man als Gast noch mal 5 Schekel berappen muss, um auf die Dachterrasse mit ihrem Blick über die Altstadt zu kommen - na ja. Und das Frühstücksbuffet kann sich mit dem im schottischen Hospiz bei weitem nicht messen. Dazu kommt, dass man eben doch durch die ganze Altstadt laufen muss, um überhaupt hinzukommen. Also, für uns hat sich geklärt:
Das ist nicht die allererste Adresse in Jerusalem...

Abends waren wir wieder bei Schmuel und Chaja zur Kabbalat Shabbat.

Am nächsten Tag dann erst mal gründlich ausschlafen. Und dann besuchten wir unsere Brot-für-die-Welt-Kolleg_innen Anisa und Jon in Beit Sahour.

Die beiden sind Engländer und unterstützen die Schulen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELCJHL) bei allem, was den Englischunterricht und Unterricht in Englisch angeht. Die Fahrt mit dem Bus nach Bethlehem kennen wir ja nun schon. An der Endstation von Bus 231 wurden wir von Anisa und Jon abgeholt. Bis sie eintrafen, mussten wir einer ganzen Traube von Taxifahrern erklären, dass wir kein Taxi brauchen. Es war wirklich erstaunlich - um nicht zu sagen: nervig -, dass sie es einfach nicht begriffen. Wir konnten noch so oft sagen: „No, thank you - shukran ketir - we don't need a taxi“ - immer wieder kam noch einer und fragte: „Taxi?“ - und noch mal: „Were you want to go?“ - und: „Come - I take you to Church of Nativity...“

Aber schließlich waren Anisa und Jon da und luden uns in ihr Auto und fuhren mit uns durch den halsbrecherischen Verkehr von Beit Jala - Bethlehem - Beit Sahour. Vor (gar nicht einmal so) langer Zeit einmal waren das drei eigenständige Dörfer - heute ist alles zu einem großen Konglomerat zusammengewachsen: ein einziges Häusermeer ohne Parks oder andere öffentliche Anlagen dazwischen (wenn man vom Platz vor der Geburtskirche und den „Hirtenfeldern“ (Beit Sahours touristische Bedeutung liegt darin, dass hier jede Konfession ihr „Hirtenfeld“ aus der Weihnachtsgeschichte hat...) absieht.

Anisa und Jon haben es da sehr idyllisch getroffen, denn sie wohnen in einer Wohnung im Erdgeschoss mit einer Terrasse, von der aus man einen tollen Blick in die judäische Wüste und vor allem unmittelbar vor der Terrasse auf ein paar Weinstöcke, einen Mandel-, einen Zitronen- und einen Orangenbaum hat. Trotz der Hitze an diesem Tag von 28 Grad kann man es auf dieser Terrasse in der Höhenluft von Beit Sahour ganz ohne Klimaanlage sehr gut aushalten. So verbrachten wir hier einen wunderbaren Nachmittag mit leckerem Essen und angeregten Gesprächen über unsere Erfahrungen als „Entwicklungshelfer“ in Palästina und Israel.

Am Abend haben Katja und ich dann im YMCA in Westjerusalem (gegenüber vom King-David-Hotel) noch eine Kleinigkeit gegessen auf dessen wunderschöner Terrasse - einer meiner Lieblingsplätze in Jerusalem.

Kurz vor Mitternacht gingen wir durch die Altstadt zurück zum Österreichischen Hospiz. Zu diesem Zeitpunkt war Hochbetrieb: Ramadan - da wird die Nacht zum Tag gemacht. Während der Hitze des Tages schont man sich so gut es geht - und nach Anbruch der Dunkelheit, wenn man wieder essen darf, tobt das Leben im arabischen Ostjerusalem.

Entsprechend war das muslimische Viertel der Altstadt am nächsten Morgen, als wir zum Gottesdienst in der Erlöserkirche gingen, wie ausgestorben. Nach dem sehr schönen Gottesdienst mit dem Chor der Erlöserkirche und einem kleinen Mittagssnack mit Pfarrerin Gabi Zander besuchten wir dann das „Bible Lands Museum Jerusalem“. Das war nun wirklich eine Enttäuschung an diesem Wochenende. Dieses Museum lohnt sich echt nicht: Ein Sammelsurium von Ausstellungsstücken aus den Ländern, die in der Bibel eine Rolle spielen - aber ohne jeden roten Faden - ohne Herstellung einer Verbindung zwischen den biblischen Texten und den Ländern - geschweige denn den jeweiligen Ausstellungsstücken.
Das kann man sich wirklich sparen...

Aber der Tag klang dann doch wieder sehr befriedigend aus mit einem Bad im Mittelmeer und dazugehörigem Sonnenuntergang am Chof HaCarmel bei Haifa - und anschließend einem Abendessen auf der Strandpromenade. Das ist dann die positive Seite der drückenden Tageshitze: abends kann man in lauer Luft draußen sitzen, und am Meer kühlt immer ein kleiner Luftzug. Am besten verlegt man im Juni - Juli - August eigentlich das ganze Leben in die Nacht...


Dr. Tobias Kriener, Studienleiter in Nes Ammim, Juni 2017
Leben in Israel zwischen Golan und Sinai, Mittelmeer und Jordan, unter Juden, Muslimen, Christen, Agnostikern,Touristen, Freiwilligen - Volontären, Israelis, Palästinensern, Deutschen, Niederländern, Schweden, Amerikanern undundund

Ein Fortsetzungs-Tagebuch auf reformiert-info. Von Tobias Kriener
 

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