„Voraussetzung für einen Dialog ist die Anerkennung von Pluralität. Es ist eine Erkenntnis unserer Zeit, dass es Wahrheit nur im Plural gibt!“, stimmte Schulreferent Andreas Mattke die Teilnehmenden auf das Thema ein.
Schulrätin Ute Bicker vom Kreis Lippe unterstrich die Aktualität des Themas. In allen Schulen in Lippe würden Kinder unterschiedlicher Kulturen und Religionen unterrichtet. Die zunehmende Heterogenität mache interkulturelles und -religiöses Lernen immer wichtiger. Kirchenrat Tobias Treseler dankte Lehrern und Schulpfarrern im Namen des Landeskirchenrates für ihren kompetenten Einsatz in den Schulen. Der Dialog mit anderen Religionen sei zunehmend wichtig. Er kläre auch den eigenen christlichen Standpunkt.
Michael Landgraf, Leiter des Religionspädagogischen Zentrums der Evangelischen Kirche der Pfalz, zeichnete in seinem Vortrag Wege des Dialoges auf. Interreligiöse Fragen erforschten die Vielfalt religiöser Angebote. „Welche Feste gestalten das Jahr, welche Heiligen Schriften gibt es und wie sehen verschieden Gotteshäuser aus?“ Landgraf führte weiter aus, dass „Exklusivismus“ alles Fremde verneine und nur das Eigene bejahe. „Inklusivisumus“ vereinnahme das Fremde als Eigenes und bei „Nivellierung“ würden alle Unterschiede weggeredet. Interreligiöses Lernen fördere „Identitätslernen“. Der eigene Glauben werde im Kontext anderer Religionen wahrgenommen und entwickelt. „Dialogisches Lernen“ baue die Achtung vor anderen Religionen auf und lerne von ihnen. „Kooperationslernen“ befähige zum gemeinsamen Handeln und Feste feiern.
Die Religionswissenschaftlerin Saida Aderras (Dortmund) beleuchtete das Thema aus islamischer Sicht. Interreligiosität und Pluralität seien nichts Neues. Im Goldenen Zeitalter des Islams zur Zeit der Mauren (8.-15. Jhd.) hätten Muslime, Juden und Christen friedlich zusammengelebt und Andalusien zur wirtschaftlichen und kulturellen Blüte geführt. Dem Islam werde oft Exklusivismus unterstellt. In einigen Koranversen lasse sich jedoch ein inklusives und plurales Verständnis ablesen. Juden, Christen und Muslimen würden gleichgestellt (Sure 2,62). Die Vielfalt der Völker und Religionen sei von Gott gewollt, damit sie voneinander lernen (49,13; 5,48). Hintergrundwissen, Empathie und Begegnung seien beim Interreligiösen Lernen wichtig.
Musikalisch begleitete der bekannte Kinderliederdichter Reinhard Horn den Tag mit Liedern. Workshops vertieften das Thema: Reinhard Horn und Michael Landgraf erarbeiteten Lieder zum interreligiösen Lernen mit Texten aus Bibel und Koran. Saida Aderras stellte Lehrpläne des islamischen Religionsunterrichts und das Projekt Weltethos vor. Dr. Manfred Karsch, Schulreferent des Ev. Kirchenkreises Herford, führte in drei Kurzfilme ein. Pfarrerin Beate Brauckhoff, Lehrbeauftragte der Technischen Universität Dortmund, gab Anregungen, wie multireligiöse Schulgottesdienste und Feiern gestaltet werden können.
Weitere Gäste waren die Leitende Regierungsschuldirektorin Johanne Nau-Wiens, Dezernentin für ev. Religionslehre der Bezirksregierungen Arnsberg und Detmold, sowie Dieter Bökemeier, Landespfarrer für Ökumene und Mission der Lippischen Landeskirche.