'Konfirmandenarbeit leistet wichtigen Beitrag zur Zivilgesellschaft'

Studie belegt: Kirchliche Bildungsarbeit fördert soziales Engagement


Gute Konfirmandenarbeit fördert das ehrenamtliche Engagement in Kirche und Gesellschaft. Junge Erwachsene in Nordrhein-Westfalen messen der Konfirmandenzeit dabei eine höhere Bedeutung zu als der Bundesdurchschnitt. Dies zeigt die Studie 'Jung – aktiv – evangelisch in NRW!', deren Ergebnisse heute (21.6.) in Essen vorgestellt worden sind.

Die evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen hatten sie im Rahmen einer bundesweiten Studie über das Engagement junger Menschen beim Lehrstuhl für Religionspädagogik an der Universität Tübingen in Auftrag gegeben. Die repräsentative NRW-Studie hat 1100 Personen im Alter von 18 bis 26 Jahren befragt und gibt Aufschluss darüber, wie die Konfirmandenzeit nachwirkt. In den nordrhein-westfälischen Kirchengemeinden beeinflussen vor allem die Praktika während der Konfirmandenzeit nachhaltig die Einstellung zum Ehrenamt. Die Konfirmandenarbeit leistet so einen wertvollen Beitrag auch zur Zivilgesellschaft.

Das zeigt sich auch darin, dass sich junge Erwachsene mit kirchlichem Hintergrund in Nordrhein-Westfalen in allen gesellschaftlichen Bereichen stärker engagieren als die Gesamtheit ihrer Altersgruppe. "Ehrenamtlichkeit junger Menschen ist auch ein bundesweites Phänomen, insofern lassen sich viele der Befunde aus NRW auch auf andere Bundesländer übertragen", sagte Prof. Dr. Friedrich Schweitzer, Religionspädagoge an der Evangelischen Fakultät der Universität Tübingen und zuständig für die Studie, heute bei der Präsentation der Ergebnisse. "Für die jungen Menschen in NRW spielt der Glaube als Motiv aber eine stärkere Rolle. Zugleich fühlen sie sich in den Gemeinden stärker gebraucht." Außerdem hätten sie hier besonders gute Möglichkeiten, in ihrer Konfi-Zeit ehrenamtliches Engagement auszuprobieren, was sich sehr positiv auf ein späteres Engagement auswirke.

"Die evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen freuen sich über das große ehrenamtliche Engagement junger Menschen. Dass sich junge Erwachsene, die der evangelischen Kirche verbunden sind, überproportional in unserer Gesellschaft engagieren, ist auch Konsequenz unserer Bildungsangebote", sagte Oberkirchenrätin Henrike Tetz, hauptamtliches Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Rheinland und Leiterin der Abteilung Bildung und Erziehung im Düsseldorfer Landeskirchamt, für die drei evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen bei einem Pressegespräch zur Studie. "Insbesondere Konfirmandenarbeit und kirchliche Jugendarbeit leisten hier einen wesentlichen Beitrag."

Die Studie markiert für Henrike Tetz auch Handlungsbedarf: "Das große Engagement Jugendlicher und junger Erwachsener sollte insgesamt auch in den Kirchen größere Beachtung und Wertschätzung erhalten. Mehr Fortbildung und Unterstützung für die junge Generation, das ist jetzt die Herausforderung auf allen Ebenen unserer Kirchen." Ehrenamtliches Engagement brauche zudem Zeit und Freiräume. "Im Diskurs mit den politisch Verantwortlichen müssen wir die Wichtigkeit außerschulischer Bildung betonen. Außerdem könnte das Ehrenamt junger Menschen eine formale Anerkennung durch die Schule erfahren."

Junge Menschen wollen selbst Akteure sein

Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in NRW (aej-NRW) weist mit Blick auf die Studie auf die Bedeutung der Jugendarbeit insgesamt für das Engagement junger Menschen hin. "Eine Kirche, die auch zukünftig von gesellschaftlicher Relevanz sein möchte, tut gut daran, sich über die Konfirmandenarbeit hinaus mit ihren Angeboten auch an junge Menschen zu wenden, die nicht evangelisch getauft sind und es vielleicht auch nie werden", sagte Simone Enthöfer, Landesjugendpfarrerin der rheinischen Kirche, im Namen der aej-NRW vor der Presse. "Es ist für junge Menschen wichtig, nicht nur Teilnehmende zu sein, sondern selbst Akteure. Dazugehören und attraktive Angebote in der Kinder- und Jugendarbeit zu bekommen, um sich mit anderen Jugendlichen zu engagieren, regt dazu an, etwa über politische, ökologische, gesellschaftliche oder religiöse Werte nachzudenken, und bei manch einem jungen Menschen wächst daraus auch Glaube und ein kirchliches Zugehörigkeitsgefühl."

Für die Studentin Roxanne Camen aus Hamm ist die Konfirmandenzeit ein solches attraktives Angebot gewesen. "Ich habe in meiner Konfi-Zeit Erfahrungen gemacht, die ich im Anschluss direkt weitergeben wollte. Das war für mich wie Freizeit", sagte sie in der Pressekonferenz. "Zunächst war ich in der Konfiarbeit aktiv, später dann in der Jugendarbeit, besonders in der Jugendkirche Hamm." Bis heute hat Camen von ihrer Freude am Ehrenamt nichts verloren, es habe sich mit zunehmendem Alter nur verändert. "Was heute bei Jugendlichen ankommt, ist längst etwas anderes als zu meiner eigenen Konfi-Zeit."


Quelle: Evangelische Kirche von Westfalen

Zur Studie (PDF)