80 Jahre nach der Pogromnacht: Entschieden gegen alle Formen der Judenfeindschaft

Dem Andenken der Opfer verpflichtet

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Landeskirchen gedenken am 11. November der Pogromnacht vor 80 Jahren.

Präses Annette Kurschus (Evangelische Kirche von Westfalen) und Landessuperintendent Dietmar Arends (Lippische Landeskirche) rufen zum Gedenken an die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 zum konsequenten Einsatz „gegen alle Formen der Judenfeindschaft, gegen Antijudaismus und Antisemitismus“ auf. In einem gemeinsamen „Kirchlichen Wort anlässlich des Gedenkens an die Pogromnacht vor 80 Jahren“ erinnern die beiden leitenden Geistlichen an die Brandanschläge auf Synagogen und jüdische Gemeindehäuser sowie die Demütigung, Verhaftung und Ermordung von Juden in Deutschland. Dem Andenken der Opfer verpflichtet, bleibe es „auch für die Zukunft unsere Aufgabe, den Mechanismus der Intoleranz zu durchbrechen und Respekt vor dem anderen einzufordern, um Grundlagen für ein menschliches Mit- und Füreinander zu schaffen und echte Begegnungen zu ermöglichen.“

Auch der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, hat die Christinnen und Christen aufgerufen, entschieden gegen alle Formen von Judenfeindschaft und Fremdenhass einzutreten. „Wer sich gegen Jüdinnen und Juden wendet, greift die Grundlage unseres christlichen Glaubens an“, so Rekowski. Vor 80 Jahren hätten sich auch viele christliche Gemeindemitglieder an den Verbrechen beteiligt oder sie hingenommen, so Rekowski. „Nur sehr wenige widerstanden“, beklagt er. Dass Juden heute in Deutschland ohne Angst leben können, gehört für Rekowski zur christlichen Identität.

Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat dazu aufgerufen, den 80. Jahrestag der Pogrome besonders in den Blick zu nehmen. Bis heute sei die evangelische Kirche angesichts der Gewalt gegenüber Menschen jüdischen Glaubens „bis in die Grundfesten des Glaubens erschüttert“, sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung. Die Kirchen hätten auch heute noch eine klare Verantwortung dafür, die Erinnerung an die grausamen Pogromnächte im November 1938 wachzuhalten. Es sei für ihn „unerträglich, dass nach all dem furchtbaren Leiden und der brutalen Gewalt heute in Deutschland wieder antisemitische Äußerungen und Angriffe auf Juden zunehmen“, betonte der Kirchenpräsident. Judenfeindliche Ansichten, Vorurteile und Stereotype dürften weder in der Kirche, noch in der Gesellschaft oder der Politik toleriert werden, bekräftigte der Kirchenpräsident.

Vor 80 Jahren wurde in den Stunden vom 9. auf den 10. November in ganz Deutschland damit begonnen, über 1.000 Synagogen, rund 7.500 jüdische Geschäfte und Hunderte von Wohnungen niederzubrennen, Menschen zu misshandeln und zu töten sowie Tausende jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in Konzentrationslager zu verschleppen. Darauf folgte die Shoa, der Völkermord an etwa sechs Millionen Juden.


Quellen: Lippe / EKHN / EKvW / EKiR

Kirchliches Wort zur Pogromnacht (PDF)