Gott will keine Menschenopfer

Predigt zum 21. Sonntag nach Trinitatis

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Von Dennis Schönberger

Text: Mt 10,34-39

34»Denkt ja nicht, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.35 Ich bringe Streit zwischen einem Sohn und seinem Vater, einer Tochter und ihrer Mutter, einer Schwiegertochter und ihrer Schwiegermutter.36 Die engsten Verwandten eines Menschen werden dann zu seinen Feinden.37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. 38Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir folgt, ist es nicht wert, zu mir zu gehören.39 Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren. Aber wer sein Leben verliert, weil er es für mich einsetzt, wird es erhalten.« (par. Mk 8,24f.; Lk 12,51ff.; Joh 12,25) Basis Bibel

1. Der Messias Jesus unterscheidet die Geister (Mt 10,34)

Der Text für den heutigen Sonntag dürfte für harmoniesüchtige Menschen nur schwer verdaulich sein. Er ist eine Herausforderung, eine Zumutung. Er könnte getreue Gottesdienstbesucher und bienenfleißige Bibelleser vor den Kopf stoßen, könnte aber auch als Denkanstoß, als anregender Ansporn begriffen werden. So wäre er recht verstanden.

Der Text gewinnt seine innere Wucht von V. 34 her: „Denkt ja nicht, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Jesu irdisches Wirken unter seinen jüdischen Zeitgenossen war – metaphorisch gesprochen: „Schwerzeit“. Aber „Schwert“ meint „nicht Krieg“1, sondern den besonderen und auffallend anspruchsvollen, weil in Anspruch nehmenden, Aufruf Jesu ihm nachzufolgen.

Ich behaupte, dass Mt 10,34 von einer Unterscheidung der Geister (vgl. 1Kor 12,10) ausgeht, und dass diese Unterscheidung, wie Hebr 4,12 nahelegt, in Jesus Christus als dem einen Wort Gottes2 selbst begründet liegt und heilsame Kritik ist: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.“ Was ist ein zweischneidiges Schwert? Und was ist das Schwert Jesu?

Zweischneidige Schwerter sind beidseitig geschliffen, was bedeutet, dass Kämpfer mehrere Angriffsmöglichkeiten hatten: starke Schläge mit Vor- und Rückhand waren dafür schwächer. Die Kämpfer konnten aber eine stumpf gewordene Klinge drehen, um weiterzukämpfen.3 Die Schärfe des Gotteswortes besteht darin, dass sie sich bei der Unterscheidung der Geister nicht abnutzt. Für unseren Text heißt das: mit dem Kommen des Messias Jesus sind Provokationen verbunden. Gottes Kommen in Christus provoziert Streit – der gar mitten hindurch geht durch elementare Familienverhältnisse. Mt 10,34 stellt einen Kontrast zu frühjüdischen Erwartungen dar4, die mit dem Kommen des Messias revolutionäre Umstürze aller politischen Verhältnisse, wie in Mal 3,23f. beschrieben, verbanden. Da und indem das MtEv das Kommen des Messias als Anbruch der Gottesherrschaft deutet, unterscheidet es zwischen den letzten (Erlösung) und vorletzten (Versöhnung) Dingen.

Kommen wir zurück zum Messias Jesus als Gottes durchdringendem Schwert. Jesus ruft seine Jünger im Hier und Jetzt zu Unterscheidungen auf. Diese Unterscheidungen sind heilsam. Das klingt für uns verwirrend. Heilsam sind sie, weil sie relativieren. Jesus stand dem Treiben der Zeitgenossen keinesfalls gleichgültig gegenüber. Sein Schwert verkörpert die Gestalt höchster Parteinahme: Es scheidet menschenfreundliche von menschenfeindlichen Beziehungen. Jesu Parteinahme, das haben wir im Gottesdienst gewiss schon oft gehört, gilt den Schwachen und Ausgestoßenen. Gut, wenn wir in der Kirche diese frohe Botschaft hören. Sie steht aber unter der Voraussetzung, das möchte ich betonen, dass Gott selbst es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit uns solidarisch zu sein, es seine eigene Sache ist, an unsere Seite und: an unsere Stelle zu treten. Die messianische Provokation lautet: Jesus ist auch da für uns, wo er gegen uns ist. Ich stelle die V. 35f. unter die Überschrift „Jesus befreit aus sozialen Abhängigkeitsverhältnissen“ – die V. 37ff. nenne ich „Jesus hilft „‚Leid-Tragen[den]‘“.

2. Der Messias Jesus befreit aus sozialen Abhängigkeitsverhältnissen (Mt 10, 35-36)

Mt 10,35f. nimmt wie das gesamte MtEv Bezug auf das Alte Testament, die Hebräische Bibel – das Alte wird als „Resonanzraum“ 5 des Neuen Testaments betrachtet. Musiker wissen, dass ein Resonanzraum ein Schwingungen verstärkender Hohlraum ist; was das Verhältnis von AT und NT betrifft, kann gesagt werden, dass Mt die vielfältigen Stimmen des AT aufnimmt und steigert: „Ich bringe Streit zwischen einem Sohn und seinem Vater, einer Tochter und ihrer Mutter, einer Schwiegertochter und ihrer Schwiegermutter. Die engsten Verwandten eines Menschen werden dann zu seinen Feinden“ Streit mit der Schwiegertochter oder Schwiegermutter kennen sie vielleicht. Darum geht es nicht. Mt 10,35f. nimmt ein Gerichtswort aus dem Micha-Buch auf, das in meiner Lutherbibel überschrieben ist mit: „Klage über die Verderbnis des Volkes“ (Mi 7,1-7) und „Hoffnung der Gemeinde auf Gottes Gnade“ (Mi 7,8-18). Wieder ein heftiger, leidenschaftlicher Kontrast. Bittere Klage hier – inständige Hoffnung dort.

Indem Mt auf Mi 7,6 anspielt, stellt er Jesus in die Tradition der Gerichts- und Heilspropheten und weist auf die Sozialkritik Michas und auf sein Lob des Sieges Gottes über Israels Feinde hin. Mt zeigt wie unter einem Brennglas die Verbindung von Gottes „Gegen-uns als Für-uns“. Seine Gerichte an seinem Volk sind bei Mi kein Selbstzweck. Mi will Israel wachrütteln und aufrichten. Darin erweist sich Mt als Hörer Michas. Mt teilt mit Mi auch die kompromisslose Anklage sozialer Missstände. Provokationen sind vorprogrammiert. Sollen wir uns, wenn wir Jesus nachfolgen wollen, wirklich von unseren engsten Verwandten abwenden?

Diesen Sommer habe ich in der Zeitung Überschriften wie diese gelesen: „Beziehungskrisen – Wie Corona spaltet.“ 6 Oder: „Wie Corona Familien und Freunde spaltet“ 7 Oder: „Impfen oder nicht: Streiten Sie mit Freunden und Bekannten?“ 8 Ich weiß, dass es in meiner eignen Familie zu Kontroversen gekommen ist, wenn es um die Impfung ging. Spaltungen blieben aber aus.

Die innerfamiliären Spaltungen, von denen Mt 10,35f. redet, sind anders, insofern sie sich aus uralten Traditionen und Gewohnheiten speisen, die menschheitsgeschichtlich unser aller DNA prägen und deren Beharrungskräfte bis in unsere Gegenwart hinein vital sind. Ja, auch antiken Menschen waren diese Traditionen bekannt. Ich meine die Familienehre. Was ist das?

In patriarchalen Gesellschaften wie denen, in denen Jesus aufwuchs, beinhaltete Familienehre Würdigkeit, die Einzelne und Gruppen beeinflusste. Familie wurde als wichtigste Institution der Gesellschaft wahrgenommen, sodass soziale Identität wesentlich von der Familie abhing. Um sich das Selbstverständnis der Menschen klarzumachen, genügt der Blick in soziale Lage, Religionszugehörigkeit, Eigentumsverhältnisse und Essen- Reiche heirateten Reiche, blieben unter sich. Juden verkehrten nicht mit Heiden, die Speisevorschriften dienten zur Abgrenzung gegenüber der mehrheitlich nichtjüdischen Umwelt. Für Menschen aus Ehrenkulturen ist die Erhaltung von Familie wichtiger als individuelle Freiheit. Die Anerkennung der eigenen Ehre hängt von der Anerkennung anderer ab, weshalb antike Menschen hart für sie arbeiteten. 9

Dass Menschen sozialen Erwartungen an sie gerecht werden möchten, ist nicht ungewöhnlich. Problematisch wird es, wo Menschen ihren eigenen Wert, ihre Würde in erster Linie über sog. „Autoritäten“ definieren. Christen wissen, dass ihr Wert nicht von diesen Autoritäten abhängt, sondern sich Gottes Gnade verdankt, der uns Raum nur wenig unter sich (Ps 8) geschenkt hat.

Die Tiefendimension von Mt 10,35f. ist die „Nachfolge“. Nachfolge schließt einen Bruch mit scheinbaren „natürlichen Lebensordnungen und Autoritäten“, z.B. in Gestalt absolut gesetzter Ehrvorstellungen oder Familienansprüchen ein. Das Evangelium relativiert diese, indem es ermahnt: Ehre, wem Ehre gebührt! Wo Jesus Menschen zur Nachfolge ruft, will er sie befreien, und zwar von falschen Ansprüchen. Jesu Ruf zur Nachfolge ist selbst Akt höchster Autorität, ja Bindung. 10 Bonhoeffer sagt es so: wer Jesus nachfolgt, wird aus den Bindungen dieser Welt herausgerufen, vielleicht herausgerissen und setzt „sein altes Leben aufs Spiel“ 11.

Bitte nicht missverstehen! Es geht nicht um Moral. Jesu „Schwert“, ich komme zur Metapher vom Anfang zurück, will die, die es ernst meinen mit dem Glauben, zum Gehorsam rufen, ja, darin besteht jene Unterscheidung der Geister. Christlicher Gehorsam, das belegt anschaulich der Weg Dietrich Bonhoeffers im Dritten Reich, meint nie blindes Befolgen von Befehlen von Autoritäten, die sich selbst ermächtigt haben. Bonhoeffers Gehorsam atmet Freiheit, Freiheit nicht nur vonetwas, er nennt „Haus, Familie, Beruf“, sondern Freiheit für andere, Freiheit in Verantwortung. Je mehr er sich am Widerstand gegen die Nazis beteiligte, umso fragwürdiger kamen ihm „Haus, Familie, Beruf“ vor, geriet er in Distanz zu diesen Institutionen und wurde, je länger desto mehr, bereit für seine Überzeugungen Schmach, Leid, Tod in Kauf zu nehmen.

Deutschlands Geschichte 1933-1945 ist voller Geschichten des Streitens zwischen Vätern und Söhnen, Töchtern und Müttern. In Umbruchszeiten kommen tradierte Wertevorstellungen von Familie und Ehre ins Wanken, vollziehen sich offen oder verdeckt Brüche, kommen Stimmen zu Wort, die mahnen: die „Institution Familie“ kann nur mit Mühe aus der Bibel „begründet“ werden.12 Wir kommen nicht drum herum festzuhalten: Jesus war nicht familienfreundlich. Er hat seiner eigenen Familie den Rücken gekehrt, die Jünger hat er aus ihren Ehen und Berufen, geholt. Jesu Ruf in die Nachfolge kritisiert alle Verhältnisse, die den Wert eines Menschen an Würdigkeit und Ehre messen. Von ihnen will er uns befreien, um uns frei für ihnzu machen.

3. Der Messias Jesus hilft „Leid-Tragen[den]“ (Mt 10, 37-39)

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir folgt, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren. Aber wer sein Leben verliert, weil er es für mich einsetzt, wird es erhalten.“ Will Jesus das „Recht der Natur“ 13 außer Kraft setzen? Wieso so streng?

Hören wir noch einmal Bonhoeffer, der betont: „Wer hier am Wort und am Bekenntnis bleibt, bei dem wird in der Stunde des Gerichts Jesus Christus stehen.“ Letzte Scheidungen fangen in Bonhoeffers Deutung schon jetzt an, denn das Christi ist Gottes Schwert auf Erden, das Entzweiung zwischen Vätern und Söhnen schafft. Bonhoeffer resümmiert: „Gottes Liebe zum Menschen und der Menschen Liebe zu ihrem eigenen Geschlecht sind gar zu verschieden.“14

Bonhoeffer hat tiefsinnige, bis heute hilfreiche Deutungen zur Kreuzesnachfolge vorgelegt. In Abrede möchte ich das nicht stellen und doch erscheinen mir einige seiner Worte zum Tragen, zum Erleiden des Kreuzes „düster“. Das hat mit der Sache selbst zu tun, wäre aber, soweit ich weiß, vermeidbar gewesen. Ich möchte das anhand von Rückfragen verdeutlichen:

Für Bonhoeffer sind in der Nachfolge Leiden unvermeidlich. Was ist mit Aufbrüchen? Kreuz-Tragen zielt auf Entscheidungen. Was ist mit der Erlaubnis, die aus Gottes Gebot kommt? Bei Bonhoeffer trägt Nachfolge einen verinnerlichten Zug. Was ist mit äußerlichen Taten? Zentral ist die Figur von der Menschwerdung Gottes. Doch was ist mit der Revolution Gottes? Leider! versteht Bonhoeffer Nachfolge überwiegend als Leidensgemeinschaft. Er unterstreicht häufig, ja erdrückend oft ihren Passionscharakter (Kreuz). Ist der Glaube aber nicht auch Teilhabe am Sieg Jesu Christi, Tötung des Todes, also Siegesgemeinschaft? Ist Passion wirklich nur Leid – ist es nicht auch Leidenschaft? Bonhoeffer zieht die Anfechtung der jedem hoffnungsvollfroh gestimmten Voran-Gehen vor. Wieso? 15 Dietrich Bonhoeffer neigt einseitig zur Innerlichkeit. Wo bleibt da die prophetische Sozialkritik, die Mt anschlägt?

Wie bewährt sich christliche Freiheit in Mt 10,37-39? Durch heilsame Unterscheidungen. Die Zugehörigkeit zum Messias Jesus hängt nicht von der Erziehung ab, nicht von der Bindung an einen bestimmten Gemeindetyp, hängt nicht von meiner Liebe zum „Herrn Jesus“ ab, sondern gründet in Jesus selbst, denn er ist „Anfänger und Vollender“ (Hebr 12,2) nicht nur unseres Glaubens, sondern auch unserer Gehorsams und: unserer Bewährung

Nachdem ich Bonhoeffer eben einen Rüffel erteilt habe, möchte ich ihm mit Blick auf Mt 10,38f. Danke sagen: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir folgt, ist es nicht wert, zu mir zu gehören.Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren. Aber wer sein Leben verliert, weil er es für mich einsetzt, wird es erhalten.“

Bonhoeffer ist wichtig, dass jeder, der sich mit Ernst „Christ“ nennt, sich dieses Kreuzes nicht schämt. Weder des Kreuzes Jesu Christi noch seines eigenen Kreuzes, denn Nachfolgen heißt erstens „Bindung an den leidenden Christus“, und offenbart zweitens, dass „Gott ein Gott des Tragens“ ist. Ich schließe mit einigen Assoziationen, die mir dazu eingefallen sind:

Mt geht es nicht darum, dass wir unsere Eltern hassen, vielmehr will er aufzeigen, dass wir im „Konfliktfall“ die richtigen Prioritäten setzen: gegenüber dem Ruf Jesu in die Nachfolge kann es sein, dass Eltern und Kinder hintanstehen müssen, Tragen des Kreuzes kann einschließen, dass wir Bindungsverluste im Blick auf unsere Familie in Kauf nehmen müssen, wobei das Tragen des Kreuzes nicht zu verengen ist auf das Martyrium. Nicht nur solche Blutzeugen wie Stephanus, sind Träger des Kreuzes. Zum Kreuztragen gehören Leiderfahrungen im weitesten Sinn: das Schwinden der Kräfte, Verlust von Freunden, Verlust der eigenen Kinder, der Eltern oder Großeltern, Verlust von Begegnung – Corona hat uns das schmerzlich bewusst gemacht. Zum Kreuztragen zählt jede nicht selbstverschuldete Leiderfahrung; davon kann jeder von uns berichten. Darum ist Mt 10,39 von entscheidender Bedeutung für alles Vorherige. V. 39 zeigt den Extremfall, Sterben um Jesu willen, und schließt jede Form der „Martyriumssehnsucht16 aus. Zur Nachfolge gehört auch das Kreuztragen. „Die Würde des Kreuzes“ (Barth) besteht in unser aller Bindung an den Christus, der gelitten hat. Es darf nicht übersehen werden, dass die Leiden, die die Christen zu tragen haben, nicht das Kreuz Christi meinen. Sein Kreuztragen ist von unserem radikal unterschieden. Ich kann Mt 10,39 nicht anders verstehen, als dass, wenn von Lebenshingabe die Rede ist, Jesus von sich selbst spricht. Wer wären wir, dass wir es ihm abnehmen könnten und wer wäre er, dass er uns sein Kreuz auferlegen würde? Im Kreuz Jesu Christi offenbart sich der Gott Israels als der, der an unsere Stelle tritt um für uns einzutreten; er erspart uns die Gottesferne.

Ist es nicht ein Wunder, wenn im Jewish Annotated New Testament, d.i. Jüdischer Kommentar zum Neuen Testament Mt 10,38f. eine Entsprechung zur Deutung der „Bindung Isaaks“ (Gen 22) aus dem Midrasch angedeutet wird (Gen.Rab.56)? Auf die Frage eines Rabbiners, warum Gott seine Gerechten versuche, wird geantwortet: Damit seine „Gerechtigkeit in der Welt verherrlicht werde“. Der Frage, wieso er Abraham versucht habe, wird als Gegenfrage entgegengestellt: „Gleich einem Hausherren, der zwei Kühe hat, eine kräftige und eine schwächliche, welcher legt er wohl das Joch auf?“ Der Midrasch sagt unmissverständlich: Welche Stimmen, Abraham gehört haben mag – Gott will keine (Menschen-)Opfer. Die Engel „weinen über das Vorhaben des Schlachtens“, so der Midrasch weiter, daher gab ER Abraham einen Widder als „Stellvertreter“.17

Mehr muss zum Text für den heutigen Sonntag nicht gesagt werden.

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1Matthias Konrad, Das Evangelium nach Matthaus (NTD 1), Göttingen 2015, 171.

2So Barmen I: „Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.“

3Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Zweischneidiges_Schwert (Stand: 10.10.2021).

4Vgl. Konrad, a.a.O., 172.

5Vgl. a.a.O., 1.

6https://www.mdr.de/religion/gesellschaft/reportage-beziehungskrisen-wie-corona-spaltet-100.html (Stand: 10.10.2021)

7https://www.br.de/nachrichten/bayern/wie-corona-familien-und-freunde-spaltet,SCcjzM0 (Stand: 10.10.2021).

8www.sueddeutsche.de/leben/corona-streit-famlie-freunde-leserdiskussion-1.5335534 (Stand: 10.10.2021).

9https://gaz.wiki./wiki/de/Family_honour (Stand: 10.10.2021).

10Karl Barth, KD IV/2, Zürich 1955, 606ff.

11Dietrich Bonhoeffer, Nachfolge. Mit einem Nachw. v. Eberhard Bethge, München14

12So Dietrich Ritsch, Ulrike Link-Wiczorek, Art. „Familie. Theologisch“, in: EKL, Bd. 1, Göttingen 1986, 1258.

13 Johannes Calvin, Evangelien-Harmonie. 1. Teil, übers. v. Hiltrud Stadtland-Neumann u. Gertrud Vogelbuch (Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift, Bd. XII), Neukirchen-Vluyn 1966, 301-307.

14Bonhoeffer, Nachfolge, 209.

15 Vgl. Barths Würdigung von Bonhoeffers „Nachfolge“ KD IV/2, § 66,3: „Der Ruf in die Nachfolge“, 603-626.

16Konrad, Das Evangelium nach Matthäus, 173.

17 The Jewish Annotated New Testament, Eds. Amy Jill Levine, Marc Zvi Brettler, Oxford 2011, 21.