Angekommen

Georg Rieger stellt sich als neuer Pfarrer vor


Foto: Markus Scherffig

Als Jugendlicher wollte ich Pfarrer werden. Mit 57 ist es jetzt so weit. Da hat sich viel Motivation angestaut, die ich jetzt auf die Gemeinde loslassen will.

Nach einigen Stunden Konfirmandenunterricht, die autoritärer als jeder Schulunterricht abliefen, kam Hartmut Wenzel als neuer Pfarrer in die Gemeinde und damit ein ganz anderer Stil. Als jugendlicher Mensch wahrgenommen zu werden, diskutieren zu dürfen und interessante Auslegungen biblischer Texte wahrzunehmen, war unglaublich inspirierend. Durch die angebotenen Jugendfreizeiten blieb ich dabei und wuchs in die Kirche hinein und lernte das Reformiertsein schätzen.

Auch beim Studieren habe ich mich zunächst an meinem Vorbild Hartmut Wenzel orientiert und war in Marburg und Zürich. Dann folgten noch Tübingen und München, die sich aus theologischen Interessen ergeben haben. Das Vikariat bei Rolf Wischnath im Berlin der ersten Jahre nach der Grenzöffnung war sehr speziell, aber persönlich eine große Bereicherung. Umso volkskirchlicher die Erfahrungen, die ich dann in Nordhorn machen durfte - zusammen mit fünf tollen Kolleg*innen, die mich lehrten, wie ein Team zusammenarbeiten kann.

Die Stimmung in der Kirche war zu diesen Zeiten leider keine gute. Weil viele Theologiestudierende und Vikar*innen vor der Tür standen, wurde uns vermittelt nicht willkommen zu sein. Weil meine Frau zu dieser Zeit beruflich bessere Aussichten hatte, kamen wir nach Nürnberg zurück und gründeten ein Jahr später ein eigenes Geschäft für Hörgeräteakustik. Meine Aufgaben waren und sind eher die im Hintergrund (Finanzen, Werbung, Personalführung), weswegen es bald Freiräume gab, die ich für ehrenamtliches Engagement in der Kirche nutzte. Im Presbyterium, der Synode und der Gesamtsynode – für sechs Jahre sogar im Moderamen in Leer – habe ich gelernt, wie auf den verschiedenen Ebenen Kirche funktioniert. Während des Finanzskandals war ich für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und dann im neuen bayerischen Moderamen auch an der Aufarbeitung beteiligt. 

Eng verbunden bin ich auch dem Reformierten Bund, für den ich einen Internetauftritt entwickelt und gepflegt habe. Momentan arbeite ich auch an der reformierten App from… mit. Die Ordnung, nach der reformierte Kirchen organisiert sind, halte ich für wesentlich zukunftsweisender als die immer wieder geforderten Zusammenschlüsse zu größeren Kirchen. Wenn weniger Ressourcen zur Verfügung stehen oder die Mitgliedszahlen kleiner werden, müssen wir die Ebene der Gemeinden stärken.

Ein wunderbares Beispiel für diese These wurde für mich der Wiederaufbau unserer St. Martha Kirche, bei der ich als Koordinator fungieren durfte. Die Beteiligung der ganzen Gemeinde, die umsichtigen Entscheidungen des Presbyteriums und die Atmosphäre, die wir dadurch für die Planenden und Bauleute geschaffen haben, ist mir immer wieder eine Freude und ein Vorbild für die Aufgabe, der ich mich jetzt mit meiner Kollegin Stefania stelle.

Dass ich doch noch einmal den Beruf ausüben darf, den ich gelernt und oft vermisst habe, ist ein großes Glück für mich. Unser Vorgänger, Dieter Krabbe, hat die Gemeinde bestens aufgestellt. Ein sehr engagiertes Presbyterium steht und zur Seite (oder wir ihm). Dessen, dass Gottes Segen uns, das Pfarrteam und die Gemeinde, begleiten möge, bin ich gewiss.


KG Nürnberg