Die erste Liebe

Stefania Scherffig stellt sich als neue Pfarrerin vor


Foto: Markus Scherffig

Aufgewachsen bin ich gleich in der Nachbarstadt, im schönen beschaulichen Erlangen. Dort konnte ich das Reformiertsein gleichsam mit der Muttermilch in mich aufnehmen, denn meine beide Eltern waren engagierte Mitglieder der Hugenottenkirche. Und tatsächlich war auch für mich die Hugenottengemeinde ein wichtiger Bezugspunkt, vor allem durch den Pfarrer meiner Kinder- und Jugendzeit, Heinz-Hermann Nordholt, der uns wirklich begeistern und „abholen“ konnte, wie man heute sagt. Nicht zuletzt lernte ich über die evangelisch-reformierte Jugend meinen späteren Mann kennen. 

Nach dem Abitur hatte ich erst einmal nur einen Wunsch: Raus aus Erlangen! Durch meine Mutter, eine Italienerin aus der Waldenserkirche, hatte ich Kontakt zu dieser kleinen evangelischen Kirche in Italien aufgenommen, und konnte dort für ein Jahr als Freiwillige arbeiten. Es verschlug mich nach Torre Pellice, einem Städtchen in Norditalien, unweit von Turin. Im dortigen Kulturzentrum arbeitete ich in der Bibliothek, im Archiv, in den beiden angeschlossenen Museen, vor allem auch für die deutschen Besucher*innen. In dieser Zeit reifte der Entschluss, Theologie zu studieren, den ich dann mit der Rückkehr nach Deutschland in die Tat umsetzte.

Berlin und Tübingen waren meine Studienorte. Besonders interessierten mich die Biblischen Wissenschaften, also das Studium des Alten und Neuen Testamentes, aber auch die Kirchengeschichte und die Philosophie. So legte ich nach einigen Jahren mein erstes theologisches Examen ab, und begann nach der Geburt meiner Tochter Chiara mit dem Vikariat in Nürnberg. Das Vikariat war eine intensive und spannende Zeit der Vorbereitung auf den eigenen Pfarrdienst. Es war ein sehr harter Dämpfer für meinen gesamten Ausbildungsjahrgang, als uns kurz vor dem Ende unserer Ausbildungszeit im Jahr 2004 von Seiten der Landeskirche eröffnet wurde, dass die Synode beschlossen hatte, aus finanziellen Gründen vorerst keine Pfarrer*innen mehr einzustellen.  So ab 2011/12 sei wieder mit freiwerdenden Stellen zu rechnen …

Inzwischen war mein Sohn Mika auf die Welt gekommen und es begann eine Zeit der beruflichen Neuorientierung. Manche meines Jahrgangs gingen ins Ausland, in die Schweiz oder nach Holland, andere bewarben sich für den Schuldienst. Das sollte auch mein beruflicher Weg werden. Um mir neben dem Unterricht in Evangelischer Religion ein zweites Standbein zu schaffen, begann ich Latein zu unterrichten und gleichzeitig an der Universität in Erlangen Latein zu studieren. Mit dem Staatsexamen in Latein war ich dann fest an der Bertolt-Brecht-Schule in Nürnberg-Langwasser eingesetzt. 

Trotzdem blieben die Theologie und der Pfarrdienst meine erste Liebe. Da ergab sich für mich die Gelegenheit, im Schuljahr 2019/20 ein Jahr lang die Pfarrstelle in meiner Heimatgemeinde, der evangelisch-reformierten Gemeinde Erlangen, zu vertreten. Und was soll ich sagen? Die Arbeit als Pfarrerin gefiel mir ausnehmend gut! Es war mir daher sehr bald klar, dass ich mich auf die freiwerdende Pfarrstelle in Nürnberg bewerben würde. In diese frühe Zeit fiel auch der Entschluss, dies mit Georg Rieger im Team zu tun. Wir ergänzen uns so gut, dass ich darüber nicht lange nachdenken musste.

Und nun beginnt für mich wieder etwas Neues, auf das ich mich riesig freue. Damit, dass ich in der neuen alten Marthakirche und für diese Gemeinde als Pfarrerin arbeiten kann, ist für mich tatsächlich ein Traum in Erfüllung gegangen. 

KG Nürnberg