Buchtipp: Die eine heilige christliche und apostolische Kirche

Berufung und Sendung der Gemeinde. Ekklesiologie in reformatorischer Perspektive, Bd. I

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Michael Weinrich erschließt in dem neuen Titel die Vielfalt der unterschiedlichen theologischen Perspektiven auf eine aktuelle reformatorische Ekklesiologie.

Allein in einer erneuten Konzentration auf sich selbst ist die Kirche nicht den sie betreffenden Herausforderungen gewachsen. Die Antwort auf ihre gegenwärtig wachsende Infragestellung kann nicht nur in einer modernen Nachjustierung ihrer Selbstdarstellung bestehen. Entscheidend wird es vielmehr darauf ankommen, dass sie sich nicht nur an der Selbstbeschäftigung des Menschen mit sich selbst beteiligt, sondern die göttliche Befreiung aus der Einsamkeit seiner Selbstverschlossenheit thematisiert.

Sie bestätigt den Menschen gerade nicht in seiner Selbstzentrierung, sondern versteht ihn in dem spezifischen Gegenüber zu Gott. Von der Kirche kann erst dann etwas Substanzielles erwartet werden, wenn sie entschlossen und ausdrücklich den um sich selbst besorgten Menschen auf das Licht der ihn adressierenden Selbstthematisierung Gottes aufmerksam macht. Nur indem sie von Gott und seinem Eintreten für den Menschen in Jesus Christus redet, hat sie etwas Besonderes zu sagen.

Die Kirche soll dem Menschen mit ihrem Gotteszeugnis ein Verständnis von Wirklichkeit eröffnen, das sich in all seinen Dimensionen auf die verheißungsvolle Zuwendung Gottes zu seiner Schöpfung bezieht, auch wenn sich diese nicht unmittelbar von unserer Erfahrung bestätigen lässt. Für die reformatorische Theologie ist es dabei ebenso charakteristisch wie essenziell, dass sie sich grundlegend und konsequent am biblischen Zeugnis orientiert. Es kommt darauf an, in den sich ständig wandelnden Verhältnissen in diesem Zeugnis das lebendige Wort Gottes immer wieder neu zu vernehmen.

Weder der Theologie noch der Kirche steht dieses Wort einfach zur Verfügung. Es ist die erwartungsvolle lebendige Aufmerksamkeit auf das je aktuelle Hören auf das Wort Gottes, das die Kirche in ihrem Umgang mit der sie stets begleitenden Krise zur Kirche macht und als Kirche erhält. Dabei lässt sie sich auf die konkreten Herausforderungen ihrer jeweiligen Situation ein, die sie in das Licht des von ihr zu erwartenden Zeugnisses rückt und damit ihrer besonderen Berufung und Sendung gerecht wird. In diesem Sinne erschließt dieses Buch die Fülle der verschiedenen Zugänge zu einer theologisch substanziellen Ekklesiologie.


Michael Weinrich