Ganz unter uns

Mittwochskolumne von Paul Oppenheim

Helgoland im Regen © Pixabay

Der echte deutsche Sommer ist wieder da. Kein bisschen zu heiß und auch nicht zu trocken. Nirgends lässt er sich so schön erleben wie an der Nordsee, vorzugsweise auf einer Insel vor der Küste Ostfrieslands. Davon träumen vor allem Norddeutsche und Menschen aus dem Ruhrgebiet. Wo aber bleiben die Touristen aus dem Ausland?

Prospekte und Internetseiten werben mit schier endlosem Sandstrand, Dünen, Salzwiesen, Fahrrad- und Wanderwegen, weiten Blicken auf die raue  See und vor allem auf das geheimnisvolle Wattenmeer:  Das größte Wattenmeer der Welt. Es ist als UNESCO Weltnaturerbe anerkannt und wird seit 1986 als Nationalpark geschützt. Das alleine müsste doch Besucher aus aller Welt locken. Vergeblich hielt ich aber Ausschau nach Touristen aus anderen Ländern und nirgends war eine fremde Sprache zu hören. Offensichtlich waren wir Deutsche ganz unter uns.

Von meinen Urlaubsreisen in andere Länder bin ich anderes gewohnt und habe meinen subjektiven Eindruck einem Faktencheck unterzogen. Im Internet stieß ich auf das „Tourismus-Fact Sheet Ostfriesische Inseln“  und fand dort meinen Eindruck bestätigt. Tatsächlich kommen weniger als ein Prozent der Gäste aus dem Ausland, vorwiegend Schweizer und Niederländer. Das hat sicherlich seine Gründe. Tatsächlich ist die Anreise mit der Fähre kompliziert und alles andere als preiswert. Die Prozedur zur Anmietung eines Strandkorbs ist nicht immer kundenfreundlich und dass man sich für das Abendessen in einem Restaurant anmelden muss, steigert auch nicht das Gefühl von Freiheit im Urlaub.

Vermutlich liegt es auch am deutschen Sommer, dass die großen Touristenströme ausbleiben. Vom deutschen Sommer träumen die Wenigsten und der wird sich trotz des Klimawandels in den kommenden Jahren kaum ändern. Es liegt also nicht an uns, dass Fremde fernbleiben. Das Wetter ist schuld. Vielleicht  wird eines Tages unser Schiet- und Schmuddelwetter zur Touristenattraktion werden. Bis dahin bleiben wir ganz unter uns.


Paul Oppenheim