Dankesrede zur Vorstellung des Sonderpostwertzeichens ''Johannes Calvin 1509-1564''

von Peter Bukowski

''Theologie tanken – gute Theologie aufnehmen, das belebt und das schafft Orientierung für die Zukunft. Wenn wir bei Calvin in die Lehre gehen, machen wir ihm und uns die größte Freude. Dies zu tun, daran wird uns fortan auch die Briefmarke mit seinem Konterfei erinnern.''

Sehr verehrte Frau Staatsseketärin Kressel, sehr geehrter, lieber Herr Präsident Wipf, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder.

Nachdem der Bevollmächtigte des Rates der EKD, Herr Prälat Felmberg uns als Gastgeber dieser Festveranstaltung so freundlich und geistreich begrüßt hat, ist es mir eine Freude und eine Ehre, als Sprecher der Reformierten in Deutschland nun einige Worte des Grußes und Dankes an Sie zu richten.

Mein erster Dank soll Ihnen, lieber Bruder Felmberg und Ihrer Dienststelle (namentlich dem langjährigen Weggefährten Volker Faigle) gelten. Nicht nur für Ihre Gastfreundschaft, die wir gleich noch ausführlicher werden zu sehen und zu schmecken bekommen, sondern vor allem dafür, dass Sie einmal mehr die Brückenfunktion hin zur Bundesregierung wahrgenommen haben und sich um die Herausgabe eines (ich habe das Wort lange geübt) Sonderpostwertzeichens bemüht haben. Dass ein solches Bemühen auf offene Ohren stößt, ist nicht selbstverständlich. Deshalb bitte ich Sie, verehrte Frau Staatssekretärin Kressel, dem Bundesminister der Finanzen unseren ausdrücklichen Dank weiterzugeben. Ihnen persönlich möchte ich herzlich für Ihr Kommen danken und für die Weise wie sie die Calvin-Marke eingeführt haben. Dass die Politik, dass unsere Regierung die Beschäftigung mit einem großen Reformator und einem europäischen Vordenker fördert, ist uns ein Zeichen von öffentlicher Achtsamkeit, die unserer Arbeit Ansporn sein soll. Und ganz nebenbei: Vielleicht animiert diese Marke ja auch dazu, es Calvin nachzutun und (wieder mehr) Briefe zu schreiben, anstatt alles dem ach so flüchtigen Medium des PC anzuvertrauen.

Lassen Sie mich an diesem besonderen Tag, der zugleich die Halbzeit des Calvinjahres markiert, noch einmal kurz zurückblicken. Alles begann mit einer kleinen Arbeitsgruppe, die sich vor Jahren zusammensetzte, um eine erste Konzeption für ein angemessenes Begehen des Calvinjahres zu entwerfen. Einberufen vom Generalsekretär Jörg Schmidt trafen sich da aus dem Kreis des Moderamens des Reformierten Bundes Superintendentin Annette Kurschus, Ratsmitglied Dr. Gerrit Noltensmeier und Prof. Georg Plasger; außerdem Prof. Matthias Freudenberg. Was sie uns dann vorstellten, erschien uns ausgesprochen inspirierend, auch dem Gewicht des bedeutenden Reformators Johannes Calvin als durchaus angemessen – aber eben auch ziemlich verwegen: Da war nicht nur die Rede von Symposien und wissenschaftlichen Tagungen, von notwendigen Veröffentlichungen wissenschaftlicher und pädagogischer Art, da wurde uns auch beschieden, man dürfe das Ganze nicht zu klein angehen: also sei Zusammenarbeit mit der EKD angesagt, die Aktivitäten müssten auch international vernetzt sein und natürlich dürfe das Ganze nicht im Binnenraum einer nur kirchlichen Öffentlichkeit verbleiben, das werde dem Reformator mit europäischem Zuschnitt nun wirklich nicht gerecht – apropos: Wie wäre es in diesem Zusammenhang mit einer Calvin-Sondermarke. Uns stockte da schon ein wenig der Atem. Aber die genannte – fast hätte ich gesagt – Fünferbande hat uns mit ihrem Elan mitgenommen; und dass alles, was sie uns vor Augen malten, nun tatsächlich Wirklichkeit geworden ist, ist für diese Vordenker der ersten Stunde gewiss der schönste Dank.

Aber ich beeile mich, die zu nennen, die die Impulse mit großer Bereitschaft aufgegriffen, mit Leben erfüllt und ihrerseits weitergeführt haben. Da ist zunächst der Rat der EKD, der sich das Calvinjahr zu eigen gemacht hat, es als Themenjahr in die Reformationsdekade aufgenommen hat und zusammen mit UEK und Reformiertem Bund einen überaus kundigen Calvin-Beauftragten – Herrn Dr. Achim Detmers – nicht nur gefunden sondern auch angestellt hat, der zusammen mit anderen aus dem Kirchenamt ( ich nenne nur noch Dr. von Bülow) das Calvinjahr wissenschaftlich und organisatorisch begleitet und die Planungsideen mit Phantasie und Akribie umgesetzt hat. Ich habe in diesem Jahr oft gedacht: Wenn das doch der Calvin erleben könnte (weiß man´s denn, ob er nicht zuschaut?!), dass 2009 in Deutschland und weit darüber hinaus Reformierte und Lutheraner und Unierte sein Werk studieren und sich gemeinsam von ihm inspirieren lassen. Das wäre ihm eine wunderbare Bestätigung seiner Bemühungen um die Einheit der Kirche, die ihm mehr als allen anderen Reformatoren am Herzen lag (1549: consensus tigurinus und die Folgen…).

Ich sagte es schon: Calvin war der Europäer unter den Reformatoren. Seine Reformation hatte eine besondere europäische und von dort ausgehend weltweite Strahlkraft. Und so bin ich dankbar, dass der Repräsentant des europäischen Protestantismus Pfarrer Thomas Wipf bereit war, sich am heutigen Tage zu uns auf den Weg zu machen und uns mit seiner Festrede zu beschenken. Lieber Thomas, wenn es Dich nicht gäbe… Du bist die denkbar glücklichste Verkörperung dessen, was man im Calvinjahr an Theologen und Christenmenschen braucht: Ein Pfarrer, der in Calvins hauptsächlichem Wirkungsland verantwortlich kirchenleitend tätig ist; ein Europäer, der die GEKE, also wenn man so will: das Vermächtnis Calvins auf beeindruckende Weise leitet und dabei wieder und wieder in klugen öffentlichen Stellungnahmen deutlich macht, dass christlicher Glaube und Weltverantwortung zusammengehören. Ich nutze Die Gelegenheit auch dafür einmal herzlich zu danken.

Meine Sehr verehrte Damen und Herren, noch viel mehr Menschen haben daran mitgewirkt, dass das Calvinjahr so gut „eingeschlagen“ ist – aber natürlich ist es vor allem Leben und Werk des Jubilaren selbst, dessen Reichtum noch längst nicht ausgeschöpft ist und der zu neuem Fragen, zum Nach- und Weiterdenken animiert. Ich traf letztlich eine Bekannte – eine engagierte Presbyterin - auf einem Calvinvortrag, die von weiter her angereist war. Auf meine Frage, was sie denn hier mache antwortete sie: „Wir haben in der Gemeinde so viel mit Fusionssachen (tatsächlich sagte sie gut rheinisch: „Gedöns“) zu tun - ich will endlich mal wieder Theologie tanken.“

Theologie tanken – gute Theologie aufnehmen, das belebt und das schafft Orientierung für die Zukunft. (Bild vom Pflug). Wenn wir bei Calvin in die Lehre gehen, machen wir ihm und uns die größte Freude. Dies zu tun, daran wird uns fortan auch die Briefmarke mit seinem Konterfei erinnern.

Für jetzt aber genug geredet. Ich darf Sie im Namen des Bevollmächtigten und des Reformierten Bundes in Deutschland zu unserem Empfang einladen und wünsche Ihnen allen noch ein gutes Beisammensein.

 

Es gilt das gesprochene Wort.


Pfr. D. Peter Bukowski, Moderator des Reformierten Bundes, Direktor des Seminars für pastorale Aus- und Fortbildung Wuppertal
Staatsekretärin des Finanzministeriums lobt Calvin als großen Europäer

Die 70-Cent-Briefmarke mit dem Konterfei Johannes Calvins ist in einem Festakt im Haus der EKD feierlich der Öffentlichkeit vorgestellt worden.
Eine 70 Cent-Marke mit dem Portrait des Reformators

Am 2. Juli, eine Woche vor dem 500. Geburtstag Johannes Calvins am 10. Juli, erscheint die Sonderbriefmarke der Deutschen Post, hat das Bundesfinanzministerium am 26. Juni mitgeteilt.