Nikolaus Schneider: ''Atomtechnik nicht menschengerecht''

EKD-Ratsvorsitzender predigte im ZDF-Fernsehgottesdienst in Hamburg

EKD. Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, hat in seiner Predigt am heutigen Sonntag im ZDF-Fernsehgottesdienst in der Christuskirche in Hamburg-Eimsbüttel anlässlich der Erdbeben- und Atomkatastrophe in Japan von „apokalyptische Ahnungen“ gesprochen, die viele beschlichen. Viele Menschen würden angesichts der noch unübersehbaren Katastrophe fragen: „Wo ist Gott?“

Es sei menschlich zu fragen: „Warum nur ist das geschehen? Wer trägt daran die Schuld? Und hätte Gott es nicht verhindern können?“ Aber bei der Katastrophe in Japan gehe es auch um die eigene Verantwortung. Die japanischen Atomkraftwerke, so Schneider, galten als erdbebensicher, aber: „Uns führen die Bilder aus Fukojima vor Augen, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Die Katastrophe in Japan zeigt uns die Zerbrechlichkeit des Lebens, und wie unsicher der Boden ist, auf dem wir stehen und den wir doch – weil wir darauf leben müssen – gern für so sicher halten möchten.“

Die Menschen, so Schneider weiter, hätten sich angewöhnt, mit Technik umzugehen, die „weder einen menschliche Fehler noch irgendwelche außergewöhnlichen Einflüsse von außen“ verzeihe. Zur Geschöpflichkeit des Menschen gehöre aber nun mal, „dass wir Wesen sind, die Fehler machen“. Menschen seien außerstande „für absolute Sicherheit zu sorgen“. Und deshalb sei eine Technik, wie die Atomtechnik, die hundertprozentige Sicherheit brauche, nicht menschengerecht.

Die Liebe Gottes, die sich in Jesus offenbare, so Schneider abschließend, möge die Kraft schenken, „vor Gott zu unseren Fehlern und zu unserer Schuld zu stehen“ und sie könne auch die Kraft schenken, die „Bilder aus Japan zu ertragen, nicht an Gott und der Welt zu verzweifeln, am Leiden Anteil zu nehmen und das uns Mögliche zu tun.“

Der Fernseh-Gottesdienst aus der Christuskirche in Hamburg-Eimsbüttel in der ZDF-mediathek >>>
Texte zum Gottesdienst als PDF zum Download >>>

Hinweis:
Auch die evangelischen Hilfswerke „Brot für die Welt“ und Diakonie Katastrophenhilfe rufen zur Solidarität mit den Menschen im japanischen Krisengebiet auf. Noch seien die Folgen des schweren Erdbebens und der riesigen Tsunamiwelle nach Einschätzung der Organisationen unabsehbar, vor allem im Blick auf die Schäden in der Atomanlage Fukushima. „Wir stehen in Kontakt zu evangelischen Kirchen und Gemeinden in Japan, und die Nachrichten von dort zeigen, wie groß die Angst bei den Menschen ist“, sagte Rainer Lang, Sprecher der Hilfswerke. Es zeige sich, so Lang, dass man die Gefahren der Kernkraft sträflich unterschätzt habe. Die Diakonie Katastrophenhilfe hat den Betroffenen ihren Beistand zugesichert.

Möglichkeiten zu spenden gibt es unter dem Stichwort „Erdbebenhilfe Japan“ bei der Diakonie Katastrophenhilfe (Konto 502 707, Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70 oder online: www.diakonie-katastrophenhilfe.de)

Hannover, 12. März 2011

Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick

Präses Alfred Buß zur Katastrophe in Ostasien

Der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche von Westfalen erinnert im Entsetzen angesichts der Katastrophe nach Erdbeben und Tsunami in Japan an die Zusage Jesu Christi: ''Ich lebe und ihr sollt auch leben''. Dabei warnt Präses Buß vor ''menschlicher Selbstüberschätzung'', die denkt, sie könne die Risiken der Kernenergie beherrschen.