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Abendmahl - so unterschiedlich kann man es feiern
Ein reformiertes Abendmahlsverständnis gibt es eigentlich nicht
Aber vielleicht macht es ja auch gar nichts aus. Vielleicht steht uns die Vielfalt der Formen gut? Hier ein paar Beispiele:
Die Ursprüngliche.
Zwölf GottesdienstbesucherInnen und die oder der Pfarrer/in sitzen um einen großen Tisch. Leonardo da Vinci hätte seine helle Freude! Natürlich ist diese Form sehr stimmig und simmungsvoll. Aber sie ist nur in relativ kleinen Gemeinden bzw. bei redzuiertem Gottesdienstbesuch praktizierbar - aus Zeitgründen.
Die Effektiven.
Um das Etikett der zeitsparendsten Abendmahlsform streiten sich die sogenannte Wandelkommunion (Pfarrer/in und Kirchenälteste/r verteilen Brot und Wein an die vorbeiziehende Schlange) und die sogenannte Herrnhuter Form (Teller und Kelch werden durch die Bänke gereicht).
Die Kommunikative.
Alle stehen in einem großen Kreis und bekommen Brot und Wein gereicht - oder reichen sich gegenseitig. Mit oder ohne einer gesprochenen Formel? Mit Musikbegleitung oder singender Restgemeinde? Das ist die Form mit den meisten Varianten.
Hinter jeder Form das Abendmahl zu feiern stehen auch theologische Entscheidungen: Die Erinnerung (an Jesu Sterben für uns), die Vergegenwärtigung der Vergebung (die durch Kreuz und Auferstehung uns geschenkt wurde) und die Gemeinschaft (der durch Gottes Gnade Beschenkten) sind die am häufigsten mit dem Abendmahl verbundenen Motive. Alles das ist richtig und sollte bei jeder Abendmahlsfeier spürbar sein. Dass sich unterschiedliche Schwerpunktsetzungen bei der Form und der Interpretation des Abendmahls ergeben, hat oft etwas mit der Situation der Gemeinde zu tun, mit Traditionen ("So haben wir das immer schon gemacht") und persönlichen Vorlieben (der Pfarrerin oder des Pfarrers meistens).
Dem ist allemal der Vorzug zu geben vor einer Vereinheitlichung. Denn auch das Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern war aus einer Situation heraus so bedeutungsvoll, dass es zu der vielleicht wichtigsten liturgischen Handlung des Christentums wurde. Das Wesentliche - das darf man nicht vergessen - ist das gemeinsame Essen und Trinken. Die Rückeroberung des Kelches für die Gemeinde war nicht ohne Grund schon vor der Reformation eine Forderung von Hussiten und Waldensern.Die Rückbesinnung auf dieses wesentliche Element wehrt schon manche Verklärung ab, der auch Reformierte erliegen können.
Das Abendmahl und der Umgang damit hat nämlich in der reformierten Tradition eine sehr wechselhafte Entwicklung durchgemacht: Insbesondere die Verbindung mit der Kirchenzucht (Ausschluss von der Gemeinde missliebigen Personen) und die Vorstellung, man dürfe nur mit reinem Herzen am Abendmahl teilnehmen (und der daraus folgenden Abendmahlsscheu) gelten heute als überwunden.
Wie sehen wir Reformierten das Abendmahl heute? Das ist eine spannende Frage, die in den Gemeinden in regelmäßigen Abständen theologisch und liturgisch auf der Agenda stehen sollte. Die alten Stereotypen der katholisch-lutherisch-reformiert-Unterscheidung tragen nicht mehr.
Georg Rieger
Nur, wenn das Gedenken richtig interpretiert wird, kann es als leitendes Motiv für die Feier des Abendmahls herhalten: Wir werden hineingenommen in die Geschichte Gottes. Dann ist Gott im Abendmahl auch präsent.
Die Formenvielfalt reformierter Abendmahlsfeiern ist spannend und lehrreich. Wie oft Abendmahl feiern? In welcher Form? Und was hat es mit der immer noch verbreiteten reformierten Abendmahlsscheu auf sich?
An der Frage der Benutzung des Kelchs entzündete sich schon vor der Reformation der Streit um das richtige Verständnis der Eucharistie.
Martin Luther und Ulrich Zwingli konnten ihren schon lange schwelenden Streit über die Bedeutung des Abendmahls auch bei einem persönlichen Treffen nicht überwinden.