'Bring unser Leben wieder in Fluss'

Gottesdienst am Küchentisch. Am Sonntag Exaudi 16. Mai 2021


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Von Kathrin Oxen

Wo zwei oder drei versammelt sind, da ist Jesus Christus mitten unter ihnen. Gott sei Dank. Das heißt: Auch, wenn derzeit nicht wie gewohnt Gottesdienste stattfinden, wird überall auf der Welt weiter gebetet, gesungen, hört Gott zu und ist nah. Wir möchten Ihnen hier ein paar Anregungen geben, wie Sie diese Zeit gestalten können.

Was man braucht: Mindestens eine Person. Eine Kerze. Eine Bibel. Vielleicht ein Gesangbuch. Ein kleiner Tipp: Es fällt leichter, wenn man sich einen festen Zeitpunkt setzt. Zum Beispiel am Sonntagmorgen.

Zu Beginn: Kerze anzünden

Eine*r:
Die Glocken läuten und laden ein zum Gebet. Jesus sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ – Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, miteinander verbunden über alle Entfernung. Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Alle:
Amen.

Gebet zum Eingang

Eine*r:

Gott,
wir können nicht sagen:
wir fürchten uns nicht
und vor nichts kann uns grauen.
Mehr als das, was uns von außen bedrängt,
ist es das Chaos in unserer eigenen Seele,
Wir wissen manchmal nicht mehr,
wohin mit uns selber
und wir kommen aus eigener Kraft
nicht mehr heraus.
Gott, wir bitten dich:
Bring unser Leben wieder in Fluss,
führe uns zu frischen Wassern.
sei du selbst die Quelle für neue Kraft,
für Zuversicht und Lebensmut.
Amen!
(nach einem Gebet von Sylvia Bukowski zu Psalm 27)

Psalmgebet Psalm 27 (nach einer Übertragung von Diethard Zils)

Eine*r:
Gott ist meine Aussicht
in aller Aussichtslosigkeit.
Warum sollte ich zweifeln?

Alle:
Gott ist der lange Atem in aller Atemlosigkeit.
Warum sollte ich aufgeben?

Eine*r:
Und steht es tausendmal in jeder Zeitung,
dass Glaube, Kirche und Gemeinde keine Zukunft haben

Alle:
und sieht es auch so aus,
ich glaube es nicht.
Ich habe keinen Grund
es ihnen nachzureden.

Eine*r:
Wenn sie mich fragen:
„Warum schweigt Gott,
zu aller Ungerechtigkeit,
die doch zum Himmel schreit?“.

Alle:
Dann, Gott, leihe mir deine Stimme
und man wird Gottes Schreien hören.

Eine*r:
Gott ist meine Aussicht
in aller Aussichtslosigkeit.
Warum sollte ich zweifeln?

Heute kann gesungen werden:
EG 501 Wie lieblich ist der Maien oder EG 136 Sonne der Gerechtigkeit

Eine*r liest das Evangelium für den Sonntag Johannes 16, 5-15

Eine*r liest die Predigt zu Johannes 7, 37-39

Glaubensbekenntnis (nach Dietrich Bonhoeffer)

Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.

Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.

Fürbittengebet

Eine*r:
Es ist nicht wahr,
dass diese Welt und ihre Menschen
dazu verdammt sind,
verloren zu gehen.

Alle:
Das ist die Wahrheit:
Also hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen eingeborenen Sohn gab,
damit alle, die an ihn glauben,
nicht verloren werden,
sondern das ewige Leben haben.

Eine*r:
Es ist nicht wahr,
dass wir Unmenschlichkeit und Diskriminierung,
Hunger und Armut, Tod und Zerstörung
hinnehmen müssen.

Alle:
Das ist die Wahrheit:
Christus spricht:
Ich bin gekommen, damit sie
das Leben in Fülle haben sollen.

Eine*r:
Es ist nicht wahr,
dass wir einfach nur Opfer
der bösen Mächte sind,
die die Welt beherrschen wollen.

Alle:
Das ist die Wahrheit:
Christus spricht:
Mir ist gegeben alle Gewalt
im Himmel und auf Erden,
und ich bin bei euch alle Tage
bis ans Ende der Welt.

Eine*r: Es ist nicht wahr,
dass wir auf die warten müssen,
die besonders begnadet sind,
bis wir irgend etwas ausrichten können.

Alle: Das ist die Wahrheit:
Gott spricht: Ich will meinen Geist
ausgießen über alles Fleisch,
und eure Söhne und Töchter sollen weissagen,
eure Alten sollen Träume haben
und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen.

Eine*r:
Es ist nicht wahr,
dass unser Traum von der Befreiung der Menschen,
von Gerechtigkeit und Menschenwürde, von Frieden
nicht für diese Welt gedacht und gemeint ist.

Alle:
Das ist die Wahrheit:
Es kommt die Zeit und ist schon jetzt,
in der die wahren Anbeter
den Vater anbeten werden
im Geist und in der Wahrheit.
Amen

Vater unser

Segen

Alle öffnen die Hände. Eine*r oder alle gemeinsam sagen:

Gott, segne uns und behüte uns.
Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden.
Amen.

Hier könnte man gut noch ein Lied singen,
z.B. EG 170 Komm Herr, segne uns
oder EG 171 Bewahre uns, Gott

Kerze auspusten

Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit nach dem Gottesdienst. Widerstehen Sie der Versuchung, sofort zur Tagesordnung überzugehen. Vielleicht ist jetzt gerade eine gute Gelegenheit, weiter über das zu sprechen, was Sie bewegt.


Kathrin Oxen
Predigt zu Johannes 7, 37-39 um Sonntag Exaudi, 16. Mai 2021

Von Kathrin Oxen
Jeden Sonntag: Gemeinsam unterwegs in besonderen Zeiten - von Kathrin Oxen

Kathrin Oxen, Moderatorin des Reformierten Bundes, gibt Ihnen auf reformiert-info.de jeden Sonntag Materialien für den Gottesdienst für Zuhause, dazu eine aktuelle Predigt.