'Da liegt das ganze Leben von Menschen auf der Straße'

Rheinland: Präses Latzel berichtet von Besuch in überschwemmten Gemeinden


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Drei Tage lang war Präses Dr. Thorsten Latzel in den betroffenen Kirchengemeinden unterwegs, um den Menschen zuzuhören und sie zu stärken. „Wir haben viel Leid und Fassungslosigkeit, aber auch eine unwahrscheinliche Hilfsbereitschaft erlebt“, sagte er.

Während der Pressekonferenz vor der Barockkirche der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Schöller-Gruiten in Haan-Gruiten berichtete Präses Dr. Thorsten Latzel von seinen Begegnungen der zurückliegenden Tage. Neben großem Leid traf er dabei auch auf Mut machende Geschichten, wie in einer Videozusammenfassung der Begegnungen zu sehen ist.

Zu sehen ist die von der Flutkatastrophe schwer getroffene Martin-Luther-Kirche in Bad Neuenahr, in der schon viele Eröffnungsgottesdienste rheinischer Landessynoden gefeiert wurden. Andreas Kritz, Kirchmeister der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Neuenahr, schilderte dem Präses bei einem Gespräch vor dessen Haus, wie sehr die Überschwemmung sein Zuhause heimgesucht hat. Auf die Frage, wie es ihm gehe, antwortet er: „Dafür habe ich noch keine Zeit gehabt, es ist jetzt eigentlich mehr so ein ,Wir müssen etwas tun.‘“

Bedrückend sind auch die Bilder vom Gang des Präses durch die Straßen Bad Neuenahrs in Begleitung von Pfarrer Friedemann Bach. Überall ist Schlamm, überall türmen sich die Überreste von Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen. Autos sind ineinander verkeilt, von den Wassermassen zusammengedrückt wie Konservendosen. „Da liegt das ganze Leben von Menschen auf der Straße“, sagte Präses Dr. Thorsten Latzel. Eine solche Zerstörung habe er noch nie in seinem Leben gesehen.

Zwischen all den Trümmern und dem Leid findet Präses Dr. Latzel aber auch zahlreiche Mut machende Geschichten. Da sind etwa die Freiwilligen, die in der katholischen Bücherei in Heimerzheim (Gemeinde Swisttal im Rhein-Sieg-Kreis) quasi über Nacht ein Hilfslager eingerichtet haben. Dort werden unter anderem Schaufeln und Eimer ausgeteilt. „Was mich beeindruckt, sind die Menschen von außerhalb. Wir hatten Leute aus Holland, Bremen und Lettland hier. Die sagen: ,Wir wollen euch helfen, weil wir sehen, dass ihr in Not seid‘“, so einer der Initiatoren dieser Aktion. Das zeige ihm, dass er den Glauben an die Menschheit nicht verlieren müsse.

Präses Dr. Latzel: „Hoffnung können wir nur gemeinsam haben“

„Hoffnung ist etwas, das wir nur gemeinsam haben können. Hoffnung ist das, was zusammenschweißt, ganz gleich, welche Religion oder Herkunft wir haben“, sagte Präses Dr. Thorsten Latzel. Hoffnung lasse Menschen wieder aufstehen, gebe selbst nach einer solchen Flut die Kraft nicht aufzugeben. Damit spricht Präses Latzel einigen der Betroffenen aus der Seele. Etwa Christian Lindner, Chef des Hotels Aurora in Bad Neuenahr: „Wir wollen weitermachen. Wir hoffen, dass wir dieses wunderbare Tal wieder aufbauen können.“

Viele der vom Hochwasser betroffenen Orte hatte Dr. Latzel erst Anfang des Monats bei seiner Sommertour der Hoffnung besucht. Nun kehrte er noch einmal zurück, um sich einen Eindruck von der Situation zu verschaffen. Er sprach unter anderem mit Einsatzkräften, Mitarbeitenden der Notfallseelsorge sowie freiwilligen Helferinnen und Helfern, die beispielsweise aus Bayern angereist sind, um Trinkwasser aufzubereiten. Zu sehen ist all das in einem Video-Tagebuch. „Ich bin tief beeindruckt von der Hilfe durch Freiwillige aus unseren Kirchengemeinden, den vielen Hilfsorganisationen und von der Notfallseelsorge“, betonte Präses Dr. Thorsten Latzel.


Quelle: EKiR