Das Calvinjahr 2009 in Österreich

Die reformierte Kirche bekannter machen und das Erbe Calvins für die Gesellschaft fruchtbar

neue Texte, ein Buchtipp und eine Predigt von Pfr. Mag. Thomas Hennefeld, Landessuperintendent der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich

Johannes Calvin – zum 500. Geburtstag

Die Lehre Calvins, sein umfangreiches theologisches Werk und sein Wirken hatten eine Strahlkraft ins übrige Europa, aber auch auf die anderen Kontinente. Reformierte bzw. presbyterianische Kirchen leben auch heute stark aus dem Geist Johannes Calvins.

Die Feierlichkeiten in Österreich verfolgen drei Ziele:

1) Soll in einem Land, in dem die reformierte Kirche eine verschwindend kleine Minderheit ist, das Gedankengut und die Theologie Calvins einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt werden. Damit soll das Jahr genutzt werden, um auch die reformierte Kirche in Österreich bekannter zu machen. Calvin ist immerhin einer der geistigen Väter dieser Kirche.

2) Sollen Vorurteile und Klischees über Calvin ausgeräumt werden, ohne den Reformator heilig zu sprechen oder ihn zu verklären. Wir wollen ein differenziertes Bild seiner Persönlichkeit und seines Handelns zeichnen.

3) Soll das Erbe Calvins für die Gegenwart fruchtbar und die Aktualität seiner Gedanken und seine Lehre lebendig gemacht werden.

Mit den Jubiläumsfeierlichkeiten sollen drei Elemente verbunden werden, die für Calvin zentrale Bedeutung hatten: die gottesdienstliche Gemeinschaft mit einem Festgottesdienst, der sich an die Gottesdienstordnung Calvins anlehnen soll, mit einem Festvortrag, der volksbildendenden Charakter haben wird und für ein größeres, gemischtes Publikum gedacht ist und schließlich mit einem wissenschaftlich ausgerichteten Symposium, in dem verschiedene theologische Aspekte thematisiert werden sollen. Gottesdienst, Bildung und Wissenschaft sollen also die zentralen Feierlichkeiten in Österreich umfassen.

Warum ist dieser Geburtstag so wichtig?

Wir erinnern uns an einen Reformator, der nicht nur für die Kirche und die Gläubigen von Bedeutung ist, sondern der die westliche Welt nachhaltig prägte und ihr seinen Stempel aufdrückte.

Calvin gab mit seinen Lehren, mit seiner Theologie und mit der praktischen Umsetzung wichtige Impulse für die Entwicklung von Menschenrechten und Demokratie, für eine Form des Wirtschaftens, die ein Unternehmertum mit sozialer Verantwortung hervorbrachte, er gab Impulse für die weltweite Ökumene und für einen nachhaltigen Umgang mit der Schöpfung.

Dieses Jahr bietet somit die günstige Gelegenheit, aus dem Werk Calvins zu schöpfen und Einsichten und Perspektiven gewinnen, die für das Leben der Kirchen und der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts relevant sind.

Menschen helvetischen Bekenntnisses nennen sich in Österreich bewusst nicht Calvinisten, nicht nur, weil unsere Kirche auch von anderen Reformatoren, vor allem von Ulrich Zwingli und Heinrich Bullinger, geprägt ist, sondern weil wir uns nicht nach einem Menschen benennen wollen, was auch ganz der Intention Calvins widersprochen hätte.

©Foto: Engelbert Hosner/PIXELIO

OKR der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich
Predigt und Gebet zu Jesaja 42,5-7

"So viel wir lernen können vom Denken und den Schriften Calvins, die Zeit ist nicht stehen geblieben. Wir dürfen uns als erwählte Kinder Gottes sehen, aber gleichzeitig wissen wir, der Bund ist nicht für uns allein da.