'Den Rechten deutlich machen, dass sie in der Minderheit sind'

Holocaustgedenktag am 27. Januar 2022


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VertreterInnen der Landeskirchen erinnerten an die Opfer des Nationalsozialismus - und mahnten gleichzeitig zum gemeinsamen Entgegentreten gegen Antisemitismus heute.

Susanne Bei der Wieden, Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche, hat dazu aufgerufen, sich den Aufmärschen rechter Gruppierungen bei Anti-Corona-Demonstrationen entgegenzustellen. Anlässlich des Holocaustgedenktags am 27. Januar 2022 sagte sie: „Wir sollten uns immer wieder ins Bewusstsein rufen, mit welcher perfiden Strategie und welch menschenverachtenden Werten die nationalsozialistische Ideologie ein Land ins Verderben gelockt hat.“

Auch vor und während der NS-Diktatur hätten kleine militante Gruppen ihre Kritik an demokratischen Kompromissentscheidungen lautstark auf die Straße getragen, betont die Kirchenpräsidentin. Sie hätten damit erfolgreich bei der Bevölkerung Zweifel an der Tragfähigkeit der Demokratie geschürt. „Wir müssen den Rechten deutlich machen, dass sie in der Minderheit sind.“

„Es ist notwendig, dass Deutschland dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus einen festen Ort gibt“, so Bei der Wieden. Der Holocaustgedenktag am 27. Januar sei geeignet, das Bewusstsein über die historische Verantwortung zu schärfen. „Ich finde es deshalb sinnvoll, dass wir am 27. Januar gezielt an regionale Ereignisse erinnern und einzelne Opfergruppen in den Blick nehmen - wie in diesem Jahr die Zwangsarbeit in Ostfriesland bei der Gedenkveranstaltung in Leer oder den verfolgten Sozialdemokraten Eggerk Poll in Weener.“

Die beiden evangelischen Landesbischöfe in Baden-Württemberg, Jochen Cornelius-Bundschuh und Frank Otfried July, haben davor gewarnt, den Holocaust durch Vergleiche mit Corona-Maßnahmen zu relativieren. Zugleich dankten sie den Überlebenden, „die bis ins hohe Alter bereit waren und sind, als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen über die Gräuel zu berichten“.

„Wir sind dankbar für die Überlebenden, die bis ins hohe Alter bereit waren und sind, als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen über die Gräuel zu berichten“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. „Wir sehen es als ihr Vermächtnis, dieses Gedenken weiterzuführen. Wir widersprechen allen Versuchen, den Holocaust etwa durch Vergleiche mit Corona-Maßnahmen zu relativieren und treten jeder Form des Antisemitismus entgegen.“

Am 27. Januar 1945, also vor 77 Jahren, befreiten sowjetische Soldaten das Konzentrationslager Auschwitz. Seit 1996 wird in Deutschland an diesem Tag, dem Holocaustgedenktag, der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.


Quellen: ErK/EKiBa