Denunziantentum
Perspektivwechsel
Gleich zweimal in der jüngeren deutschen Geschichte hat das Denunzieren zu einer von Unterdrückung geprägten Regierungsform gehört. Deshalb ist es ein Reizwort, mit dem sich seinerseits gut anschwärzen lässt. Eine Einladung zum Denunzieren bieten Regeln, die auf den ersten Blick nicht wirklich einsichtig sind und trotzdem bei Androhung von Strafe eingehalten werden sollen.
Die Motivation zum Denunzieren erwächst aus einem Verständnis von Gerechtigkeit: Wenn ich mich an diese Regeln halte, sollen es andere auch tun. Das Melden solcher Verstöße bedeutet in manchen Fällen einfach nur, Anderen einen Freiraum oder ein anderes Verständnis der Regeln nicht gönnen zu können.
Nun kommt es aber doch sehr auf die Sachlage an: Welcher Schaden entsteht und für wen? Denn in anderen Fällen schätzen wir dasselbe Verhalten als dringend gebotene Zivilcourage, wenn es zum Beispiel um häusliche Gewalt in der Nachbarschaft geht.
GR