'Es tröstet die Vielfalt der Kirchenmusik'

Westfalen: Gedenkkonzert für den verstorbenen Hochschulrektor Helmut Fleinghaus in Herford


Professor Hildebrand Haake dirigiert Hochschulchor und Streicher in der Kirche St. Marien am Stift Berg © EKvW

Beim Gedenkkonzert für Helmut Fleinghaus entfaltete die Kirchenmusik ihre ganze Vielfalt und Kraft. 90 Mitwirkende der Hochschule für Kirchenmusik Herford-Witten gestalteten ein ebenso persönliches wie künstlerisch beeindruckendes Programm für Familie, Freundeskreis und Wegbegleiter von Rektor Professor Dr. Helmut Fleinghaus, der am 5. November 2020 unerwartet mit nur 62 Jahren verstorben war.

„Dieses erste große gemeinsame Konzert eröffnet uns eine neue Dimension im kollegialen Miteinander und es könnte so etwas darstellen wie ein Vermächtnis des Kollegen Fleinghaus“, sagte der Herforder Prorektor Professor Ulrich Hirtzbruch am Samstag (23.10.) in seiner Begrüßung. Studierende und Lehrende der beiden Hochschulzweige Kirchenmusik klassisch in Herford und Kirchenmusik popular in Witten stellten die Suche und die Frage nach Gott in den Mittelpunkt des Programms. Musikalische Antworten lieferte vierhändiges Orgelspiel ebenso wie jazzige Gitarrenklänge mit dem Wittener Prorektor Professor Hartmut Naumann und ein großer gemeinsamer Hochschulchor, der den 2019 von Fleinghaus komponierten Kanon „Herr, mein Gott, du lässt mich allein“ in Erinnerung rief.

Johann Sebastian Bachs „Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen“ war auch das Werk, das Fleinghaus vor 35 Jahren als junger Dozent in St. Marien Stift Berg an der Orgel begleitete. „Er leistete dort eine Art Amtshilfe für Ulrich Hirtzbruch, der dort sei A-Examen im Fach Chorleitung ablegte“, erinnert Präses Annette Kurschus in ihrer Ansprache. „Was mag dem jungen Mann auf der Orgelbank durch Kopf und  Herz gegangen sein?“, fragte die leitende Geistliche der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). In das schwermütige Lamento, das Bach im Chor erklingen lasse, mische sich die Orgel ein und halte dagegen. „Wie der Kummer so hörbar groß ist, braucht es umso kräftiger die andere Stimme“, sagte Kurschus. Helmut Fleinghaus habe beides gekannt, aber eine tief gegründete Freude am Leben ausgestrahlt.

Schon während seiner Wuppertaler Schulzeit entdeckte er die Liebe zur Kirchenmusik. Ab 1985 unterrichtete er an der damaligen „Landeskirchenmusikschule Herford“ die Fächer Musikgeschichte und Orgel. 1995 wurde er zum stellvertretenden Rektor und 2007 zum Rektor der Hochschule für Kirchenmusik gewählt, die 2016 um den neuen Studiengang „Kirchenmusik popular“ erweitert wurde. Die Vielfalt der Ausbildung wurde beim Konzert besonders deutlich: Das Publikum erlebte grollende Percussions, funkelnde Bläserklänge und die schlichte Andacht des Gospels „Deep River“. In allem klingt auch Helmut Fleinghaus nach, der seine Hochschule hörbar auf einen guten Weg gebracht hat.


Quelle: EKvW