Ganz der Ökumene verpflichtet

Reformationsgedenken der Evangelisch-Reformierten Gemeinde Am Marktplatz


Pfarrer Matthias Loesch (l.) und Pfarrer Norbert Bachus © Evangelisch-Reformierte Gemeinde Am Marktplatz

Die traditionelle Gedenkveranstaltung stand in diesem Jahr im Zeichen der Ökumene.

Pfarrer Matthias Loesch, der die Veranstaltung leitete, unterschied in seinen einleitenden Worten entschieden zwischen den Begriffen „Lutherjubiläum“ und „Reformationsjubiläum“. Das Letztere sei das Thema des Abends und dazu gehöre eben auch das demütige Nachdenken über das, was er als Skandal für die Christenheit bezeichnete, nämlich die historisch und theologisch im 16. Jahrhundert unausweichliche Kirchenspaltung.

Auch im 500. Gedenkjahr dürfe nicht vergessen und verdrängt werden, dass die Trennung der Kirchen in besonderer Weise auf Gewalt und Hass, Krieg und Verderben von beiden Seiten zu verantworten, nach sich zog und das über Jahrhunderte hinweg verbunden mit einer endlosen Kette gegenseitiger Verfolgung und Verurteilung. Pfarrer Loesch betonte, dass es auch beim diesjährigen Jubiläum nicht um protestantische Jubel- und Triumpffeierlichkeiten gehen dürfe „mit Pauken und Trompeten“ und auch nicht um evangelische Selbstbeweihräucherung und Selbstfeiern, sondern um ein Gedenken in Bescheidenheit. Ein Reformationsgedenken recht feiern könnte daher nur die Frage nach unserer ökumenischen Verantwortung heute und morgen zum Thema haben.

So hielt Pfarrer Norbert Bachus, der langjährige Pfarrer der katholischen Pfarrei Heilig Kreuz, als Mittelpunkt der Veranstaltung einen Vortrag zum Thema „Die Reformation aus römisch-katholischer Sicht“. Pfarrer Bachus entfaltete in sehr persönlichen Worten das Profil einer versöhnten Verschiedenheit der Konfessionen und der gelebten Einheit in der Vielfalt. „Wär‘ ich nicht auch im 16. Jahrhundert Luther gefolgt?“ fragte sich der Referent und verschwieg nicht die Defizite der mittelalterlichen Kirche. Auch heute noch sieht er großen Nachholbedarf an ökumenischer Gemeinschaft, freut sich aber über das, was bereits gelungen ist. Gerade auch hier vor Ort in Neu-Isenburg.

Musikalisch ausgestaltet wurde der Abend vom Ensemble für Alte Musik Götzenhain unter der Leitung von Frau Elke Faust. Auch das, ein ganz bewusst gewähltes Moment beim Reformationsgedenken, da nicht romantisierende Überarbeitungen der Kirchenmusik erklingen sollten, sondern der Originalton aus der Reformationszeit. So wurde auf historischen Instrumenten gespielt. Die Lieder aus dem Genfer Psalter, inspiriert durch Calvin, von Huldrych Zwingli und Martin Luther, erklangen so in ihrer Schönheit, aber auch zum Teil Fremdheit. Martin Luthers berühmter Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“, ergänzt durch eine 1817 entstandene 5. Strophe, erklang so in der Originalfassung, wie Luther das Lied komponiert hatte.

Am Ausgang bekamen die vielen Besucherinnen und Besucher der gut gefüllten Kirche das Bild eines niederländischen Meisters von 1600, auf dem die Figur eines Friedensengels die getrennten Konfessionen, auf dem Bild verkörpert durch den Papst, Calvin und einem Wiedertäufer, zur Versöhnung und Gemeinschaft ruft. Die Kollekte wurde, entsprechend dem Geist des Abends, geschwisterlich geteilt, je die Hälfte geht an das Diasporawerkt (Gustav-Adolf-Werk) der Evangelischen Kirche und an das Diasporawerk (Bonifatiuswerk) der katholischen Kirche.