Gebet
Tagesaktuelles Gebet
16. April 2022
Ich zähle die Stunden, Gott, / bis endlich Ostern ist. / Bis endlich wieder das Leben gefeiert werden kann. / Ich zähle die Stunden, Gott, / bis der Stein weg ist, / bis du uns die großen und kleinen Steine von unseren Herzen rollst. / Bis du uns wieder lebendig nahe kommst. / Ich zähle die Stunden, Gott, / bis es endlich wieder hell ist, / bis das Licht des Lebens alle Finsternis verscheucht. / Bis es endlich ein Ende hat mit all der Trauer und den Schmerzen so vieler. / Bis es endlich ein Ende hat mit der Angst, der Gewalt, dem Hass. / Ich zähle die Stunden, Gott, / bin müde vom Zählen, vom Erzählen und Zuhören. / Bin müde vom Hinsehen auf das Kreuz deines Sohnes und den Bildern des Krieges. / Müde, überfordert, schwach. / Kann ich weiter zählen? / Zumindest bis morgen? / Hilf, Gott, denn ich zähle auf dich! /
Carolin Springer, Berlin
Catherine McMillan, Schweiz
RefLit
Ach Gott – mir fehlen die Worte. / Trostversuche klingen verlogen / Argumente prallen gegeneinander / Zukunftsprognosen verschwimmen im Ungewissen / Politische Analysen geraten zur Besserwisserei im Nachhinein. // Ach Gott – mir fehlen die Worte. / Lieder der Vorfahren lassen mich verstummen / Fürbitten bleiben mir im Hals stecken / Gebetsanliegen ersticken in mir. // DENNOCH bleibe ich stets an dir – so lese ich in Psalm 73 // Gott, Gott, Gott – / Stärke dieses DENNOCH in mir. / Sonst bin ich verloren. / AMEN
Gudrun Kuhn, Nürnberg
Ich spüre den Drang auch / Direkt und effektiv helfen zu wollen
Gemischt mit Abenteuerlust und einer kleinen Portion Angst / Sitzt du hinter dem Steuer deines Minibusses / Der Zündschlüssel steckt / Nochmals mentale Kontrolle / Alles ist perfekt / Du drehst den Schlüssel und los / Adrenalin im Blut / Vollgetankt und mit Reserventanks / Du wirst es denen zeigen / Den Russen / Du wirst westliche Hilfsgüter abladen an der Grenze / Und Hilfsbedürftige Frauen und Kinder einladen / Und ab in die Freiheit / Die werden Augen machen ob all dem Luxus / Der auf sie im Westen wartet ja ja ja
Ich habe Verständnis für deine Gedankengänge / Leider sind sie verstopft von Eigenliebe / Darum kehr besser um fahr heim oder fahr in die Ferien
Gott / Wie oft gehen wir uns selber auf den Leim / Meinen es gut nur gut und sind nicht gut / Meinen uns frei und sind gefangen in eigenen Vorstellungen / Befriedigen unser gelangweiltes Leben mit Abenteuer / Auf Kosten von Bedürftigen / Sind sogar Nutzniesser eines Krieges / Lass uns zur Ruhe kommen bei dir / Eintauchen in den Frieden / Und darüber nachdenken / Was wir wirklich bewirken können / Für einen Frieden / In dem die Anderen und wir vorkommen / Amen /
Marianne Reifers, Luxor, Egypt
Georg Rieger, Nürnberg
Lasst uns über diesen Sachen, / Ihr Gemeinen, liebes Volk, / Ein geheiligt Bündnis machen, / Werdet eine Zeugenwolk’! / Lebt im Triebe / Zarter Liebe; / Lasst fas ganze Herz durchsüssen, / Beugt euch zu der Schwestern Füssen.
Liederschatz 1193,9
9. April 2022
Gott, du weißt es ja alles. Denn du kennst uns und siehst uns und leidest mit.
Der Krieg, so nah. Zuerst ihnen. / „Es geht nicht mehr, ihr müsst weg. Ja, auch ohne mich.“ Hastig einige Dinge packen. „Das brauchst du jetzt nicht. Du findest es nicht? Egal!“ / Papiere. Ein Kuscheltier. / Bis gestern ein Zuhause. Jetzt Angst vor Beschuss, Verkehrsstau, Benzinmangel, Stillstand, Einholung, bösen Menschen. / Tage im Gedränge, auf Bahnhöfen. Im Kalten, in endlosen Schlangen. „Wir sind ja bald wieder zu Hause“, sagt die Mutter, / dreht sich und weint.
Vom ganzen Leben bleiben ein kleiner bunter Stadtrucksack und eine Plastiktasche. / Der Krieg, so nah. Und jetzt mit ihnen bei uns. / Frisch bezogene Betten, Plätze am Tisch. Vieles / wird gebracht, ermöglicht. Viel Freundlichkeit. / Aber Zittern und banger Blick bei dumpfen Hammerschlägen im Nachbargarten. / Helle Panik beim Probealarm der Freiwilligen Feuerwehr, dem überfliegenden Verkehrsflugzeug.
Stumm beim Blick auf entsetzliche Bilder und Nachrichten auf dem Handy, kurz zur Seite gezeigt. / Der Arzt in Charkiv, morgens im Video wegen Hilfsgütern gesprochen, ist am Mittag schon nicht mehr zu erreichen. Lauter Einschläge, und so nah. Wenig Verständnis für das, was durchdringt von deutscher Politik. Auf denselben Handys: bunte Wohnungen und Feste, schöne Kinder und Gärten, helle Ferienhäuser und Betriebe. / Wo ist das alles hin? Was wird noch da sein? / Wo sind die am Leben geblieben? Von denen, die schon tot sind? Von denen, die weiter leben? Mit dem, was getan und erlitten wurde?
Gott, du bringst wieder, was vergangen ist, heißt es in der Schrift. / Im großen Kreis, der großen Schale deiner Liebe, Bundestreue und Geduld. Wirklich? Alles? Wie es war? Oder mit / den Schrecken und Verletzungen, aber doch wunderbar geheilt? / Und bis dahin? Auf einander achten. Einige wunderbare Gäste haben. Beieinander Gäste sein. Auch mir, weit im Westen, gehört nichts so ganz allein.
Worte finden, kostbare Worte. Wir lernen langsam. Auch in der anderen Sprache. Den ersten kleinen Trost. Die ersten Bilder einer Hoffnung. / Du holst sie für uns hervor, schon in diesen Kriegstagen. Und wir richten uns auf und strecken uns nach ihnen und folgen ihnen, gerufen, getröstet und ermutigt durch deinen Sohn Jesus Christus und auch zu seiner Ehre. Amen.
(Gott holt wieder hervor, was vergangen ist. Pred 3, 15b / Lasset fahrn, Schwestern und Brüder,/ was euch fehlt,/ was euch / quält;/ ich bring alles wieder! / Paul Gerhardt - EG 36, 5)
Stefan Maser, Kamp-Lintfort
Jürgen Kaiser, Berlin
Wir erinnern uns / Es sollen 10 gewesen sein / Heuschrecken, Blut im Nil, Tod / Eine folgte der nächsten / Bis der ägyptische Pharao nachgab / Das versklavte Volk Israel zog aus / Durchwatete das Meer / Durchwanderte die Wüste / Zog ein ins versprochene Land.
Strafst du jetzt auch mit Plagen / Mit endemischen / Rund um den Erdball / Gott / Wir haben dich entzürnt / Dein Zorn brennt / Virus Corona endlos Schleife / Krieg Hunger Flucht Tod / Unschuldige sind entwurzelt / Schuldige zerbomben Kultur Natur / Vernichten Erinnerungen Beziehungen Hoffnung / Das kann nicht dein Wille sein / Fall dem Todesengel in den Arm / Halt ein
Dein Wille sei das Leben / Wir erinnern dich / Du bist der Ausweg / Du bist wahr / Du bist lebendig / Lass uns nicht im Tod / Wir wollen leben / Achtsam dankbar fröhlich / Jetzt / Hilf allen / jetzt
Marianne Reifers, Luxor, Egypt
Selma Dorn
Du Friedefürst, Herr Jesu Christ // In deinem Leben und Sterben hat Gott Gestalt angenommen / so können wir dir ganz vertrauen / und deinem Geist // Du hast uns nicht versprochen / dass Kriege und Gewalt aufhören werden / dass Lüge und Bosheit verschwinden / dass es leicht sei, in deinen Spuren zu gehen / und wirklich – sie sind zu groß für uns // Darum bitten wir dich / hilf uns, dem Band deiner Liebe zu vertrauen / auch wenn so viel dagegen spricht / hilf uns, im Streit um den richtigen Weg / zu entscheiden / wann wir Nein sagen müssen / und wann wir Kompromisse finden können / hilf uns, im Streit um den richtigen Weg / das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren / dein Gebot der Liebe zu allen Menschen // Du Friedefürst, Herr Jesu Christ // Mach uns klug und stark / um Frieden zu stiften / wo es in unserer Macht steht / mach uns freigebig und hilfsbereit. AMEN
Gudrun Kuhn, Nürnberg
Catherine McMillan, Schweiz
Liederschatz 1188,5
2. April 2022
Gott, Vater, Sohn, Heiliger Geist, / wir sind ganz auf die Anfänge unseres Wachens und Betens / zurückgeworfen. / Wie töricht waren wir, gar so sicher zu leben. / Wir sehr haben wir das Böse unterschätzt. / Wie blind waren wir und haben die Zeichen an der Wand / gesehen, aber nicht verstanden. / Jetzt sind wir klüger zu unserer eigenen Beschämung. / Ob wir noch brauchbar sind? / Srebrenica hat nicht gereicht, uns zu warnen. / Mariupol werden wir auch wieder vergessen. / Wir träumen vor uns hin und wählen die, die uns träumen lassen. / Wer sind wir, dass wir Dir die Elenden ans Herz legen können, / wenn es so um uns steht? / Um Deiner unermesslichen Güte willen rufen wir Dich dennoch an: / Für die Menschen in der Ukraine, dass du die Jochstange auf ihren / Schultern und den Stecken ihrer Treiber zerbrichst. / Für die Hungernden am Horn von Afrika, dass sie überleben und sie / die Hilfe erreicht, die sie so sehr brauchen. / Für das Miteinander in unserem Land, dass die Gefälligkeitspolitik / aufhört und Menschen Einfluss gewinnen, die dem Guten / zu dienen verstehen. / Erbarme Dich unser. / Amen.
Klaus Bröhenhorst, Hildesheim
Sylvia Bukowski, Wuppertal
Jürgen Kaiser, Berlin
Heiliger Geist – du bist uns von Jesus zugesprochen // Hilf uns zur Besonnenheit // Auch begründbarer Hass macht böse / Auch gerechter Zorn zerstört den Charakter / Auch selbstlose Tatkraft kann zu sinnlosem Heldentum verleiten // Hilf uns zur Besonnenheit // Auch überschwängliches Mitleid kann schnell ermüden / Auch großartige Hilfsbereitschaft kann langfristig überfordern / Auch gut gemeinte Maßnahmen können in ihr Gegenteil verkehrt werden // Hilf uns zur Besonnenheit // Gib uns Mut und Entschlossenheit zum Helfen, aber bewahre uns davor uns zu überschätzen / Lass unsere Aufmerksamkeit für das Leid nicht abstumpfen, aber bewahre uns davor, in Schwermut zu versinken // Hilf uns zur Besonnenheit // Erinnere uns an die Menschen, die jetzt von den Medien vergessen werden / Auch in Syrien wurden Städte zerbombt / auch im Mittelmeer sterben Flüchtende / auch im Jemen werden Zivilisten und Soldaten getötet // Hilf uns zur Besonnenheit // Verlass uns nicht, wenn wir uns ratlos und hilflos fühlen / Reiß uns aus unseren Ängsten. AMEN
Gudrun Kuhn, Nürnberg
RefLit
Marianne Reifers, Luxor, Egypt
Setz deinem Tempel Grundfesten ein, / Lass deine Zeugen drin Pfeiler sein; Gieb dein Wort mit Schalle / Stets lauter, stärker, / Führ die Gefangnen aus ihrem Kerker / Durch unsre Hand.
Liederschatz 1140,3
26. März 2022
Wir danken dir, Gott, dass du uns durch dein Wort, durch deine Liebe und durch deine Gnade Halt und Orientierung gibst. Das bewahrt uns davor, Ideologien anzuhängen oder nur nach dem eigenen Vorteil zu entscheiden. / Doch momentan ist es schwer, mit den Überzeugungen zu leben, an die wir uns gewöhnt haben. Dass Krieg nicht sein darf, ist kein hilfreicher Satz, wenn einer seine Großmachtphantasien auslebt und einfach losschlägt. Dass Kriegswaffen eigentlich abgeschafft gehören und schon gar nicht geliefert, steht gerade dem gegenüber, dass Menschen ihre Heimat und ihr Leben verteidigen wollen.
Helfen können wir denen, die vor dem Krieg fliehen. Beten können wir für die, die dortbleiben und sich verteidigen, retten, aufräumen, auch gewaltlos Widerstand leisten. / Doch was antworten wir denen, die uns um Waffen bitten? Sie zu liefern heißt, sich mitschuldig zu machen am Tod von Menschen, die ja auch nicht aus eigenem Antrieb zu den Angreifenden gehören. Ablehnen bedeutet, die ukrainischen Menschen sich selbst zu überlassen. Und über allem steht die Bedrohung durch Waffen, die alles zerstören würden, um was es uns eigentlich geht. Was wir auch tun, es ist falsch.
Bewahre uns dennoch davor, dass wir einfachen Lösungen nachgeben. Gib uns aber das richtige Maß beim Abwägen. Lass uns auf unsere Worte achten, die so verletzend sein können. Mach uns bewusst, wie verstrickt wir in alles sind. Schenke uns aber auch den Mut, Entscheidungen zu treffen, die unbequem, aber wichtig sind. / Und vor allem, Gott: Gib uns deinen Frieden!
Georg Rieger, Nürnberg
Wir brauchen einander als Gebetsgemeinschaft. / Wir bringen unser Entsetzen und unsere Angst mit. / Bestimmt denken wir nicht alle gleich / über mögliche politische Fehler / über nötige politische Konsequenzen. / Aber uns eint die Bereitschaft zu handeln.
Wir brauchen einander als Gebetsgemeinschaft. / Wir bringen unsere Hilflosigkeit und unsere Selbstzweifel mit. / Bestimmt denken wir nicht alle das Gleiche / über die biblischen Texte / über die Lehren unserer Vorfahren. / Aber uns eint die Bereitschaft zu glauben.
Wir brauchen einander als Gebetsgemeinschaft. / Wir bringen unser Mitgefühl und unser Erschrecken mit. / Bestimmt sind wir nicht alle gleich betroffen / als Verwandte oder Befreundete / von Menschen aus Russland oder der Ukraine. / Aber uns eint die Bereitschaft zu helfen.
Wir sind hier. / Verzagt und entschlossen / Resigniert und hoffend / Ermüdet und tatkräftig. / Wir brauchen dich, GOTT ... / Stärke unsere Herzen und Hände.
AMEN
Gudrun Kuhn, Nürnberg
Meike Waechter, Berlin
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