Im Gottvertrauen Gegenwart gestalten

Hessen-Nassau: Neuer Propst für Starkenburg - Karin Held verabschiedet


Stephan Arras und Karin Held © EKHN

Stephan Arras wird als Propst für 400.000 Evangelische zwischen Offenbach und Odenwald zuständig sein. Die dienstälteste Pröpstin Karin Held geht in den Ruhestand. Dabei gab es auch süße Grüße aus dem Odenwald und einen Zapfenstreich mit Dschungelbuch.

Stephan Arras ist am Freitag (3. Dezember) in Darmstadt als evangelischer Propst für den Bereich Starkenburg eingeführt worden. Der 60 Jahre alte Theologe steht nun an der Spitze des südhessischen Kirchengebiets mit rund 400.000 Evangelischen in über 300 Gemeinden. Zuletzt hatte der frühere Odenwälder Dekan eine Pfarrstelle in Irland inne. Arras tritt die Nachfolge von Karin Held an, die 23 Jahre lang für die Region zwischen dem Landkreis Offenbach und dem Odenwald zuständig war und nun in den Ruhestand tritt. In anderen Landeskirchen ist das Amt mit dem eines Regionalbischofs vergleichbar.

In dem live im Internet übertragenen Gottesdienst aus der Darmstädter Pauluskirche erinnere Arras angesichts der anhaltenden Pandemie an die wichtige Rolle der Geduld. Sie sei dabei weder „passives Warten“ noch folge sie den Regeln eines „ausdauernden griechischen Helden“, der ein bestimmtes Ziel verfolge. Nötig sei eine Haltung, wie sie etwa Bauern und Propheten nahelegten. So vertrauten sie darauf, dass etwas ohne ihr Zutun wachsen könne oder sie setzten auf die Wirkung von Gottes Wort. Diese Geduldsformen  sollten auch „Adventsmenschen“ einüben. Sie könnten darauf vertrauen, dass „hinter dem kommenden Gott“ das Gute steckte wie Friede und  Gerechtigkeit.  Arras: „Und weil wir dies Vertrauen haben, gestalten wir die Gegenwart, aktiv und mit Überzeugung in Vorbereitung dessen, was da kommt. Wir gestalten, aber wir wissen, es liegt nicht nur an uns.“  

Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Ulrike Scherf, erinnerte bei der Einführung an die Wahlrede von Stephan Arras, in der er das Amt des Propstes mit einem Lotsen verglichen habe. Er müsse die „Großwetterlage“ kennen, die „Kunst des Steuerns“ gelernt haben und sein Revier kennen. Dafür bringe er durch seine vielfältigen Erfahrungen als Dekan im Odenwald oder zuletzt als Pastor der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Irland viel mit.

Nach Ansicht von Scherf hat die scheidende Pröpstin Karin Held ihre Aufgabe „mit großem Einsatz und mit Hingabe“ erfüllt „ohne Aufhebens um ihre eigene Person zu machen“. Der dienstältesten Pröpstin der EKHN sei es dabei nach eigenen Worten wichtig gewesen „das Alltägliche gut zu machen, dem Normalen besondere Aufmerksamkeit zu widmen und dem Selbstverständlichen verbindliche Sorgfalt.“ Zudem seien ihr die sogenannten Visitationen, kollegiale Besuchsdienste der Gemeinden untereinander, eine „Herzensangelegenheit“ gewesen. Geprägt habe Held „ihr tiefes Vertrauen auf Gott“. Vom Evangelium und der Kraft, die der Glauben schenke, habe sie nicht nur in Predigten oder Grußworten gesprochen, sondern „auch selbst daraus gelebt“.

Der Präses der hessen-nassauischen Kirchensynode, Ulrich Oelschläger, wünschte Stephan Arras weiter „Mut zur Leitung und Führung sowie Gewinnung eines eigenen geistlichen Amtsprofils“. Dies habe er schon als Dekan zeigen können. Oelschläger bezeichnete die scheidende Pröpstin Karin Held zugleich als Theologin, die dem Amt ein besonderes persönliches Profil verliehen habe. Ihre geistlichen Texte seien „ein Genuss“ gewesen und hätten die von einer Regionalbischöfin erwartete Orientierung erfüllt. Sie habe sich zudem an zahlreichen Reformprozessen beteiligt und die hessen-nassauische Kirche in den vergangenen beiden Jahrzehnten stark mitgeprägt.

Zwei große Lebkuchenherzen überreichten die Dekaninnen und Dekane dem neuen Propst und der entpflichteten Pröpstin. „Unsere Herzen schlagen für Euch“, sagte Dekan Joachim Meyer aus dem Dekanat Vorderer Odenwald und verwies auf die Symbolkraft des Lebkuchens und dessen gute Inhaltsstoffe. Dass Karin Held „wesentlich länger als Angela Merkel“ im Amt gewesen sei, hob er heiter hervor und dankte ihr als „Starkenburger Stimme“ für „Leiten und Moderieren, Gespräche, Beratung und Begleitung“, für ihre Sorge und ihr Vertrauen, „ihr Herzblut und ihre Hoffnungskraft“, ebenso für ihre „Starkenburger Grüße“ in der „Unzeit der Pandemie“. Stephan Arras möge, passend zum Advent, gut ankommen. Er werde nun dem Amt gabenorientiert eine andere persönliche Prägung geben. „Wir stehen an Deiner Seite“, sicherte Meyer dem Vorgesetzten der Dekaninnen und Dekane zu, denn die großen Herausforderungen seien nur gemeinsam zu bewältigen – „in Kraft und Demut“.

Als Überraschung spielten nach dem Gottesdienst vor der Kirche Bläser mit Melodien aus dem "Dschungelbuch" auf. Ein kleiner persönlicher Zapfenstreich des Jugendposaunenchor Starkenburg, kurz JUPS, um Landesposaunenwart Frank Vogel für die scheidende Pröpstin. Den Gottesdienst zum Amtswechsel gestalteten neben Stellvertretender Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Ulrike Scherf, der Präses der EKHN-Kirchensynode, Ulrich Oelschläger, und der Darmstädter Pfarrer Raimund Wirth. Für Musik während der Feier sorgten der Kantor der Pauluskirchengemeinde Wolfgang Kleber sowie Irmhild Wicking (Gesang) und Antje Reichert (Violine).


Quelle: EKHN