Mitten in der Hoffnungslosigkeit schenkt Ostern Gewissheit

Präses Buß: Mit der Auferstehung Christi ist alles Menschenverachtende überholt

BIELEFELD - Resignation und Trauer werden überwunden – die Hoffnung siegt: das ist die Botschaft des Osterfestes. Auf die Dunkelheit des Sterbens Jesu am Karfreitag folgt das Licht der Auferstehung. Angesichts globaler Katastrophen, so Präses Alfred Buß, sei es nicht leicht, zuversichtlich nach vorne zu blicken. Doch der leitende Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) verwies zu Ostern 2011 auf die Kraft des christlichen Glaubens:

„Mit der Auferstehung Jesu hatte keiner gerechnet. Das zeigen die Ostererzählungen der Bibel unverblümt. Seit Karfreitag war alle Hoffnung verfault. Der Schrecken, das Nichtige, der Tod hatte gesiegt. Die Liebe war niedergeschrieen und kaputtgemacht worden. Alles Furchtbare der Welt war über die Anhängerschar Jesu hereingebrochen. Das leere Grab steigerte noch den Schrecken. Ängstlich verstört sahen die Jünger ins Bodenlose. Vielleicht lohnt sich ja alles gar nicht. Das Leben und die Welt lagen in trübem Licht, sinnlos, ohne Ausgang. Solcher Schrecken kann auch uns überfallen. Er drückt auf die Brust, beklemmend eng. Auch zu Ostern 2011. Die heimlich-unheimliche Katastrophenangst ist wieder da. Fukushima ist ein Fanal menschlicher Selbstüberhebung. Die unsichtbare tödliche Strahlung schürt die Ahnung, das Leben könne enden im Nichtigen und Nichts. Zynismus und Resignation sagen: So sind die Dinge eben. Mehr ist nicht zu erwarten. Und: Was tot ist, ist tot.

Kommt Ostern gegen die Katastrophenangst an?

Die Ostererzählungen der Bibel sind wie Szenen aus dem Morgengrauen, wenn Konturen noch verschwimmen: „Der auferstandene Christus ist einfach da – wie eine Gestalt am Ufer im Morgenlicht, wie ein fremder Wegbegleiter, der sich dazugesellt oder wie ein Gärtner frühmorgens am leeren Grab. Erkannt wird er an einer Geste (er bricht das Brot und teilt es aus), an seinem Gruß (Friede sei mit euch) oder an seiner Zuwendung und Anrede.

Was weinst du? fragt der Mann Maria von Magdala am leeren Grab (Johannes 20,11ff). Sie sieht in ihm den Gärtner. Wenigstens der Leichnam Jesu soll ihr jetzt bleiben. So stößt sie hervor: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann ich will ihn holen. Jesus antwortet mit nur einem Wort: Maria. Was weder Gestalt noch Gesicht noch Stimme vermögen, das löst die Anrede aus: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Jesus spricht ein Schöpfungswort. Er nennt Maria beim Namen und ruft sie so neu ins Leben. Dieser eine Namensruf macht Maria von Magdala gewiss: Alles Lebenswidrige, alles Menschenverachtende, alles Schauerliche und Fürchterliche ist mit der Auferstehung Christi überholt und von gestern. Es kann immer wieder das Haupt erheben in dieser unerlösten Welt – ja. Aber seine Macht ist zerbrochen. Zergehen wird es im Licht der Auferstehung von den Toten.

Der auferstandene Christus ruft Menschen mit Namen - und das Unfassbare wird fassbar. Maria, sagt Jesus. Rabbuni, antwortet Maria. Im Innigsten geht’s wohl nur in der Muttersprache. An der Zartheit der Anrede, am schwebenden Wort entzündet sich ihr Glaube. Maria von Magdala erkennt die Stimme Christi, der nicht im Tod geblieben ist und liest Christi Züge im Gesicht eines Gärtners.

So schenkt Ostern Gewissheit. Mitten in der Trauer, im Zweifel, im ohnmächtigen Kampf gegen die Mächte und Gewalten der Welt: der auferstandene Herr ist da und ruft uns Verzagte beim Namen. Er ist uns nahe, nur ein Wort weit, ein Gebet weit, ein Seufzen weit entfernt. Das Nichtige kann nicht mehr über uns kommen, ohne dass der auferstandene Christus dabei ist. Nie mehr.“


Pressemeldung der EKvW, Ostern 2011
Leeres Grab, Auferweckung, Auferstehung