Otto Rudolf Kissel ist tot

EKHN: Engagement für Demokratie in Kirche und Gesellschaft


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Er galt in den 1970er und 1980er Jahren als Antreiber von Demokratisierungsprozessen in der Kirche: Nun ist der Alt-Präses der hessen-nassauischen Kirchensynode, Otto Rudolf Kissel, im Alter von 92 Jahren gestorben.

Der frühere langjährige Präses der hessen-nassauischen Kirchensynode und Präsident des Bundesarbeitsgerichts, Otto Rudolf Kissel, ist am 1. November im Alter von 92 Jahren in Frankfurt am Main verstorben, wie die Pressestelle der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) am Dienstag (8. November) mitteilte.

Geboren 8. Januar 1929 in Frankfurt am Main war Kissel nach seinem Jurastudium als Richter am Amtsgericht Frankfurt tätig. Danach arbeitete er als Justiziar und Pressereferent in das Hessische Justizministerium in Wiesbaden, übernahm die Leitung der Hessischen Landesvertretung in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn. 1970 kehrte er als Präsident an das Oberlandesgericht nach Frankfurt zurück und war 1981 bis 1994 war Kissel Präsident des Bundesarbeitsgerichts. Zwischen 1969 und 1986 stand er an der Spitze der Synode der EKHN.

Die amtierende Präses der Kirchensynode, Birgit Pfeiffer, würdigte den promovierten Juristen als Christen, der „sich über viele Jahrzehnte stark für die evangelische Kirche engagiert hat“. Zu Beginn seiner Amtszeit als Präses habe sich Kissel der wichtigen Aufgabe einer weiteren „Demokratisierung der Kirche“ verschrieben und maßgebliche Gesetzesänderungen vorangetrieben. So sei es unter anderem seiner Initiative zu verdanken, dass das Amt der Kirchenpräsidenten von der Aufgabe des Leiters der Kirchenverwaltung getrennt worden sei. Kissel habe sich dabei „immer für rechtsstaatliche Grundsätze und Verfahrensweisen eingesetzt“, von denen die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau bis heute profitiere.

Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung bezeichnete Kissel als „Jurist mit klarer Linie und tiefem Glauben“. Er erinnerte daran, dass Kissel die Synode in einer Zeit „sehr kontroverser Diskussionen“ sicher geleitet habe. Dass bei allen Meinungsunterschieden dennoch „Geschwisterlichkeit und der Respekt vor abweichenden Auffassungen“ ein wichtiger Stellenwert in der evangelischen Kirche bleiben muss – darauf habe Kissel immer wieder bestanden, so Jung.


Quelle: EKHN