Parallelen zwischen Jom Kippur und Aschura

Lippe: Wir müssen reden!


Wir müssen reden. Mit Monika Korbach, Nihat Köse, Jakub Doman, Miroslav Danys und Dieter Bökemeier (von links) © Lippische Landeskirche

3. Talk der Religionen über religiöse Feste

Nach Moschee und Synagoge fand die dritte Talkrunde unter dem Titel „Wir müssen reden!“ in einer Kirchengemeinde statt. Unter reger Beteiligung des Publikums stand das Gespräch über religiöse Feste bei Christen, Juden und Muslimen im Zentrum. Bildungsreferentin Monika Korbach und Landespfarrer Dieter Bökemeier (beide Lippische Landeskirche), Anne Weber, katholische Dozentin der Universität Paderborn und Nihat Köse vom Islamischen Kommunikationszentrum Detmold begrüßten rund 70 Gäste im Gemeindehaus der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde in Horn. Mit dabei war diesmal außerdem Jakub Doman, Mitglied der jüdischen Gemeinde Warschau, dessen Beiträge von Pfarrer i. R. Miroslav Danys übersetzt wurden.

Die Vertreterinnen und Vertreter der drei Religionen sprachen unter anderem über das jüdische Fest „Jom Kippur“ (Tag der Sühne), die muslimische Aschura-Tradition und den evangelischen Buß- und Bettag. Jom Kippur ist der höchste Feiertag und wird nach jüdischem Kalender am 10. Tag des siebten Monats Tischri als strenger Ruhe- und Fastentag begangen (Lev. 16,29-30).

Nihat Köse zog Parallelen zur Aschura-Tradition, die am gleichen Tag gefeiert werde. Aschura bedeute „zehn“.  Nach islamischer Zeitrechnung wird am zehnten Tag des arabischen Monats Muharram eine Süßspeise aus zehn Zutaten zubereitet, die an die Rettung Noahs nach der Sintflut erinnern soll. Viele gläubige Muslime fasten an diesem Tag, wie es auch schon der Prophet Mohammed getan habe. Nihat Köse verteilte anschließend die von seiner Frau vorbereitete Süßspeise, die diese Fastenzeit beendet, großzügig unter die Gäste.

Jakub Doman bettete den „Jom Kippur“ in einen Zyklus von zehn jüdischen Feiertagen „Jamim Noraim“ (zehn ehrfurchtsvolle Tage) ein, die mit dem Neujahrstag „Rosch haSchana“ am 1.Tischri beginnen und mit dem „Jom Kippur“ enden (Lev. 23,24-25). Laut Talmud begann am Neujahrstag die Weltschöpfung. Es sei ein Tag des Gerichts und der Reinigung, an dem man für die Sünden des vergangenen Jahres Buße tue, in Abstinenz lebe und für eine gute Zukunft bete. Die Bußzeit ende mit dem „Jom Kippur“.

Die Frage, ob die Bußtradition im evangelischen Buß-und Bettag überlebt habe, wurde verneint, da dieser erst 1532 auf kaiserliche Anordnung zur Abwehr der „Türkengefahr“ in Straßburg eingeführt worden sei. Die Sprache kam auch auf weitere Feiertage wie die verschiedenen auf Jesus bezogenen Feste im Christentum. Alle Feste der drei Religionen jedenfalls strukturieren das Jahr und lassen wichtige Inhalte der Religion für die Gläubigen erfahrbar werden.

Ziel der Veranstaltungsreihe „Wir müssen reden!“ ist es, in verschiedenen Gebetshäusern gegenseitig Verständnis zu wecken und zur Vertrauensbildung beizutragen. Veranstalter sind die Lippische Landeskirche, das Islamische Kommunikationszentrum Detmold e.V., die Jüdische Gemeinde Herford-Detmold und das Katholische Dekanat Bielefeld-Lippe.


Quelle: Lippische Landeskirche