Sünde
Was ist das?
Seltsamerweise bewegen sich die meisten Vorstellungen von Sünde im sexuellen Bereich - selbst in vermeintlich aufgeklärten Zeiten. Der Begriff wird bis heute dazu missbraucht, Scham und Angst zu infizieren, um damit Verbote zu rechtfertigen und Macht auszuüben.
Auf der anderen Seite wird die Sünde gerne theologisch überhöht als ein Aufbegehren gegen Gott oder den Zustand der Gottesferne. Das ist zwar unbestritten, es entfremdet das Wort aber seiner wichtigsten und sehr verständlichen Bedeutung: Sünde ist das, was anderen Menschen, der Natur und nicht zuletzt uns selbst schadet.
Wenn wir nicht aus Liebe handeln, sind wir der Sünde schon recht nahe. Doch die Grenze lässt sich nicht in einfache Regeln fassen, wie das immer wieder versucht wird. Deshalb können wir in unserem Leben nicht ohne Sünde bleiben. Wir sind ihr aber auch nicht machtlos ausgeliefert, sondern können in jeder Lebenslage so umsichtig und achtsam sein wie möglich. Dann wird möglicherweise auch die Nähe Gottes spürbar.
Georg Rieger, Nürnberg