'Tief besorgt'

Landeskirchen zu Raketenangriffen im Nahen Osten


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Die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten hat in den vergangenen Tagen auch Synagogen, jüdische Einrichtungen und Mahnmale in Münster, Bonn und Düsseldorf erreicht. Es wurden israelische Flaggen verbrannt, der Staatsschutz ermittelt.

„Dass Jüdinnen und Juden in Deutschland für die Welle der Gewalt im Heiligen Land und die Politik der israelischen Regierung verantwortlich gemacht und bedroht werden, ist nicht hinnehmbar und durch nichts zu rechtfertigen“, erklärt Präses Annette Kurschus, leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). „Zugleich bin ich bestürzt über die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten.“

„Erschrocken und tief besorgt“ zeigte sich auch Präses Dr. Thorsten Latzel angesichts der Eskalation der Gewalt in Israel und in den palästinensischen Gebieten. „Ich hoffe, dass beide Konfliktseiten zur Befriedung der Situation beitragen. Unsere Fürbitten gelten dabei besonders allen Verletzten, den Angehörigen von Opfern und allen Menschen, die durch die Raketenangriffe betroffen sind.“ Auf das Schärfste verurteilt der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland zugleich die Anschläge gegen Synagogen, jüdische Einrichtungen und Mahnmale in Bonn, Münster, Düsseldorf und an anderen Orten. „Es gibt keinerlei Rechtfertigung für solche Gewalt und ich möchte allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern jüdischen Glaubens meine tiefe Solidarität angesichts solcher Übergriffe aussprechen.“

Die aktuelle Situation: Aus dem Gaza-Streifen wurden Raketen Richtung Israel abgeschickt und erreichten unter anderem Jerusalem und Tel Aviv. Das israelische Militär antwortete mit dem Bombardement von Hamas-Stellungen im Gaza-Streifen. Die Zahl der Verwundeten und Toten nimmt stetig zu. Zu den Ursachen der neu aufgeflammten Gewalt und den Hoffnungen in Israel und Palästina sagt Ralf Lange-Sonntag, Referent im Landeskirchenamt der EKvW für die Beziehungen zu den Kirchen im Nahen und Mittleren Osten: „Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern besteht seit langem und ist äußerst komplex. Einseitige Schuldzuweisungen sind weder möglich noch führen sie zu etwas. Das Gemisch von Provokationen, Einschränkungen und Gewaltanwendung nährt Aggressionen, die sich regelmäßig Bahn brechen.“ Jetzt im Ramadan sei es zu Ausschreitungen in Jerusalem gekommen. Ein weiterer Konflikt betreffe die drohende Zwangsräumung in arabisch geprägten Dörfern im Großraum Jerusalem. Mit dem Raketenbeschuss sei eine neue Stufe der Eskalation erreicht.

Bischof Sani Ibrahim Azar, der leitende Geistliche der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land, hatte bereits in einem Brief am 8. Mai seine große Sorge wegen der Spannungen und der zunehmenden Gewalt ausgedrückt. Er sehe die Schuld an der derzeitigen Situation vor allem bei den Provokationen der jüdischen Siedlerbewegungen und beim israelischen Militär, berichtet Lange-Sonntag. Alle Konfliktparteien rufe Bischof Azar auf, alles zu beenden, was Hass und Gewalt sät, und stattdessen verantwortlich zu handeln und das Leben der Beteiligten zu schützen. Auch einige jüdische Gesprächspartner, die sich für Frieden und Menschenrechte einsetzen, kritisierten die Provokationen und Gewaltanwendungen.


Quelle: EKvW/EKiR