Ulrich Weiß als Experte für Kirchengeschichte des Siegerlandes ausgezeichnet

Pfarrer i.R. erhielt Ehrendoktorwürde der Universität Siegen

Im Rahmen einer Feier wurde jetzt Pfr. i. R. Ulrich Weiß von der Dekanin Prof. Dr. Petra M. Vogel der akademische Grad Doktor der Philosophie honoris causa verliehen. Mit Ulrich Weiß hat die Universität Siegen ihren 28. Ehrendoktor vergeben. Für den Fachbereich Evangelische Theologie, der zu der neu gegründeten Philosophischen Fakultät gehört, ist es die erste Ehrenpromotion überhaupt, die bislang angeregt wurde.

Bemerkenswert ist bei dieser Ehrung, dass Weiß seine besonderen Forschungsleistungen nicht in einem rein akademischen Umfeld erbracht hat. Er gilt als der Experte schlechthin für die regionale Kirchengeschichte. In besonderem Maße wirkt dieses Expertentum in der Verbindung und Vermittlung von Praxis und Wissenschaft.

Über 200 Personen hatten sich im Auditorium Maximum der Universität Siegen eingefunden, um diesem Ereignis beizuwohnen. „Wir haben es immer irgendwie geahnt, dass unserem geschätzten Kollegen irgendwann einmal der Doktorhut aufgesetzt würde“, bemerkte Superintendentin Annette Kurschus in ihrem Grußwort. Sie bezeichnete Ulrich Weiß als einen Menschen der „von einer leidenschaftlichen Neugier durchdrungen ist, den Dingen auf den Grund zu gehen.“

Ulrich Weiß wurde 1941 in Altenhundem geboren und wuchs in Niederdielfen auf. Sein Abitur legte er am Siegener Löhrtor-Gymnasium ab, er studierte Theologie in Tübingen, Heidelberg und Göttingen. Nach seinem Ersten theologischen Examen bei der Evangelischen Kirche von Westfalen schloss sich ein Vikariat an, das er in der ersten Hälfte als Inspektor des reformierten Studienhauses in Göttingen und in der zweiten Hälfte in der Christuskirchengemeinde in Siegen verbrachte. Nach dem Zweiten Theologischen Examen war er zwei Jahre Studieninspektor des reformierten Predigerseminars in Wuppertal-Elberfeld. Beide Inspektoren-Tätigkeiten in Göttingen und in Wuppertal zeigen bereits, dass Ulrich Weiß immer schon an der Verbindung von Wissenschaft und Praxis gelegen ist. Zunächst war Ulrich Weiß von 1972 bis 1978 Pfarrer der reformierten Gemeinde Hohenlimburg und anschließend 23 Jahre lang Pfarrer der Christus-Kirchengemeinde in Siegen. Er war viele Jahre stellvertretender Superintendent im Evangelischen Kirchenkreis Siegen und Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen und im Rat der Evangelischen Kirche der Union sowie Mitglied in verschiedenen Theologischen Ausschüssen (Ev. Kirche von Westfalen, Ev. Kirche im Rheinland, Kirchenkreis Siegen).

In zahlreichen Publikationen und unzähligen Vorträgen hat sich Ulrich Weiß als Vermittler theologischer und vor allem kirchen- und theologiehistorischer Wissenschaft verdient gemacht. In der Mittwochsakademie und an der Universität Siegen hat er – vermehrt nach seinem Ruhestand – immer wieder Veranstaltungen angeboten, in denen er zumeist die regionale Kirchengeschichte reflektierte, aber auch die Besonderheit der verschiedenen kirchlichen Gruppierungen verdeutlichen konnte. Dabei liegt sein Forschungsinteresse in der kritischen Begleitung der reformierten Kirchen und Gemeinden. Ein weiterer Schwerpunkt umfasst die Kirchengeschichte Hohenlimburgs. Der wichtigste Teil der Veröffentlichungen von Ulrich Weiß sind Schriften zur Kirchengeschichte des Siegerlandes, insbesondere zur Frühzeit der Erweckungsbewegung. Prof. Dr. Georg Plasger in seiner Laudatio: „Hierbei betritt er vielfach wissenschaftliches Neuland, weil er aufgrund einer akribischen Interpretation von zum Teil auch von ihm selbst aufgespürten Quellen zu Neuinterpretationen kommt, die die künftige Geschichtsschreibung der Siegerländer Kirchengeschichte und zum Teil auch der Geschichte des Reformierten Pietismus insgesamt beeinflussen wird.“

In den Gutachten, die zum Verfahren einer Ehrenpromotion gehören, würdigt der externe Gutachter Professor Dr. Dr. h.c. mult. Eberhard Busch – Professor für systematische Theologie an der Universität Göttingen – einen Theologen, „der in vorbildlicher Weise die beiden Ämter verbunden hat, wie es schon bei Johannes Calvin der Fall war: das Amt des Lehrers und das des Pastors“. Und der Siegener Theologe Professor Dr. Georg Plasger attestiert: „Ulrich Weiß ist ein exzellenter Wissenschaftler außerhalb der klassischen universitären Laufbahn. Er ist ganz in der Region Siegen verortet und genießt hier äußerst hohe Reputation auf allen Ebenen und in allen Denominationen und auch deutlich über die Kirchenszene hinaus.“

Druckfrisch war das Buch „Zwischen Kartenspiel und Katechismusschelte“ zu erwerben, das anlässlich der Ehrenpromotion und gefüllt mit Beiträgen von Ulrich Weiß zur Kirchengeschichte des Siegerlandes im foedus-verlag herausgegeben wurde.

Dekanin Prof. Dr. Petra M. Vogel überreicht Pfr. Ulrich Weiß die Urkunde, die ihn als Doktor der Philosophie honoris causa ausweist.


Karlfried Petri, Kirchenkreis Siegen, Haus der Kirche, Öffentlichkeitsreferat, 16. Mai 2011
Beiträge zur Kirchengeschichte des Siegerlandes

''Reformiert'' und ''erwecklich'' ist das kirchliche Siegerland geprägt, von Jung-Stilling und dem Heidelberger Katechismus. Ulrich Weiß, das ''Gedächtnis'' der Kirchengeschichte des Siegerlandes, gibt in acht Beiträgen von der Einführung der Reformation in Nassau, über Johannes Calvins Wirkungsgeschichte im Siegerland und Wittgenstein zu Johann Henrich Reitz und zur Erweckung à la Jung-Stilling bis hin zu 100 Jahren Evangelische Allianz (1905-2005) einen detailreichen Einblick in die Kirchengeschichte dieses ganz besonderen Stammlandes der Reformierten in Westfalen.