Verändert Sprache etwas?
Perspektivwechsel
Die einen schreiben platzumgreifend alles aus. Andere trennen mit Sternchen, Unterstrichen oder Doppelpunkten und deuten diese Trennungszeichen sogar beim Sprechen an. Wieder andere machen sich über alle diese Versuche lustig, eine geschlechtergerechte Sprache zu etablieren. Frauen seien doch selbstverständlich mitgemeint.
Dass dem nicht so ist, sondern die männliche Form sehr wohl männliche Bilder im Kopf entstehen lässt, ist durch zahlreiche Studien hinreichend belegt. Doch das Thema ist für viele trotzdem noch hoch emotional besetzt. Und der Widerstand kommt keineswegs nur von Männern. Das Gendern wird auch von vielen Frauen als zu regulierend empfunden.
Texte werden holprig und die Sprache verliert an Flüssigkeit, das lässt sich kaum bestreiten. Auch, dass die korrekten Schreibweisen sich immer wieder ändern macht es nicht gerade leicht, sich daran zu gewöhnen.
Genau dieser Gewöhnungseffekt wäre für die Entwicklung einer Sprache, die Frauen und Männer gleichbehandelt, allerdings nötig. Denn Sprache verändert uns und sie verändert sich ständig. Die Entwicklung ist also nicht aufzuhalten, könnte aber ein bisschen mehr Gelassenheit auf beiden Seiten gut vertragen.
Georg Rieger, Nürnberg