Vizepräses Bosse-Huber in Bremen: „Jetzt ist die Zeit, wach zu werden!“

Predigt zur Eröffnung des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentags

Mit einem leidenschaftlichen Appell, an der Veränderung der Welt und der Lebensumstände der Menschen mitzuarbeiten, hat Vizepräses Petra Bosse-Huber am Mittwoch Abend (20. Mai) zur Eröffnung des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Bremen gepredigt.

„,Mensch, wo bist Du?’ Jetzt ist die Zeit, wach zu werden. Jetzt ist die Zeit, aus dem Bauch des Wals ausgespuckt zu werden“, sagte die 50-jährige Repräsentantin der Evangelischen Kirche im Rheinland zum Ende ihrer Predigt über die Geschichte von Jona – Jona war von Gott in die Stadt Ninive geschickt worden, um die Menschen zur Umkehr zu bewegen. Aber er wollte kein Prophet sein: Statt sich auf den Weg zu machen, lief er davon und landete im Bauch eines Wals, der ihn am Ende vor Ninive wieder ausspuckte.

 

Der abendliche Gottesdienst auf dem Marktplatz zwischen Rathaus und Bremer Bürgerschaft – einer von insgesamt drei Gottesdiensten zur Eröffnung des Kirchentags – hatte eine besondere Form: Liturgie und Predigt waren in leichter Sprache gefasst und auch für Menschen mit geistigen Behinderungen besser zu verstehen.

Weglaufen ist einfacher als sich etwas zu trauen
So wie Jona in der biblischen Geschichte versteckten sich auch heute Menschen vor Aufgaben, die ihnen Angst machten, sagte Vizepräses Bosse-Huber: „Ich habe sehr viel Mut in mir. Aber ich bin auch sehr ängstlich und feige. Aber das wissen nur wenige Menschen. Manchmal bin ich eine richtige Drückebergerin: Ich laufe einfach vor meinen Aufgaben weg. Das ist einfacher als mich etwas zu trauen. Unbequeme und anstrengende Aufgaben mag ich gar nicht. Ich habe es auch nicht gern, wenn sich mein ganzes Leben ändert. Dann nehme ich lieber in Kauf, dass mich meine Flucht an lebensgefährliche Orte führen kann: So gefährlich wie das stürmische, gefährliche Meer bei Jona. Oder in eine Höhle so dunkel wie der Tod, aus der man nicht entkommen kann. Außer es kommt Hilfe von außen.“

Gott gebe auch denen, die vor großer Verantwortung und schwierigen Herausforderungen davonlaufen, eine zweite Chance, unterstrich die Wuppertaler Theologin: „Manchmal muss nicht nur ein einzelner Mensch helfen, die Welt zu verändern. Manchmal fragt Gott einen ganzen Kirchentag oder ein ganzes Land: ,Willst Du wie die Stadt Ninive untergehen mit all dem Müll, den Du anstellst? Oder willst Du mithelfen, diese schöne Erde zu retten? Willst Du in Gottes Rettungsteam mitarbeiten? Mensch, wo bist du?’“ Mit Gottes Hilfe, so die Erfahrung des Jona, könne er auch schwierige Aufgaben anpacken: „Ninive wartet. Die Welt muss besser werden. Der Weg ist nicht einfach. Aber von Jona lerne ich: Ich bin nicht allein unterwegs. Gott hat Fantasie – er lässt sich viel einfallen. Er benutzt sogar Sturm und Walfisch, um in meine Nähe zu kommen. Gott liebt Menschen, auch mich. Gott freut sich, wenn ich mitmache. Er setzt auf mich. Ich will wie Jona zu Gottes Rettungsteam gehören. Ich darf loslegen - Mensch, wo bist Du? – Hier, Gott!“

Kirchentag unter dem biblischen Motto: „Mensch, wo bist Du?“
Der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag, der mit den drei Gottesdiensten auf der Bürgerweide, an der Weser und auf dem Marktplatz eröffnet wurde, findet bis zum Sonntag unter dem Bibelwort „Mensch, wo bist Du?“ in Bremen statt. Vor dem Überseemuseum, direkt am Bremer Hauptbahnhof, steht eine Großbühne, die der rheinische Landesausschuss für den Kirchentag drei Tage lang mit Leben füllt. Unter der Überschrift „Zwischen Rhein und Weser“ gibt es dort einen Mix aus Musik, Kabarett und Gesprächen.

Auch Präses Nikolaus Schneider ist auf dem Kirchentag aktiv, u.a. hier: Freitag, 22. Mai, 19 Uhr, Predigt beim Feierabendmahl im Reformierten Zentrum; Samstag, 23. Mai, 16.15 Uhr, Diskussion „Das wollen wir sein: Kirche und Kirchentag zwischen Suche nach Spiritualität, Eventgenuss und sozial(politischer) Verantwortung“ auf der Bühne „Zwischen Rhein und Weser“ vor dem Überseemuseum/Hauptbahnhof.

75 Gruppen aus der rheinischen Kirche präsentieren sich auf dem Markt der Möglichkeiten. 18 Gruppen bzw. Mitwirkende im Bereich „Musik, Theater, Kleinkunst“ kommen aus der Kirche zwischen Emmerich und Saarbrücken, außerdem zahlreiche Bläserinnen und Bläser.

 


Pressemitteilung der EKiR