Von Samtbrokat und Häutchengold

ab 19. Januar 2019, Lübeck

Im Lübecker St. Annen-Museum sind in einer Ausstellung ab sofort wieder Paramenten aus der Danziger Marienkirche zu sehen.

Der Paramentenschatz der Marienkirche zu Danzig/Gdańsk ist nach Umfang und Qualität einer der bedeutendsten textilen Bestände, die aus dem Mittelalter erhalten sind. Paramente sind Textilien, die in der Liturgie verwendet werden, etwa als Kleidung der Geistlichen oder als Behänge an Altar und Kanzel. Die ältesten Objekte sind Gewänder aus zentralasiatischen Seiden mit reichem Golddekor und stammen aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Viele der Paramente zeigen gestickte Bilder, etwa Darstellung von Heiligen, Szenen aus dem Marienleben oder der Passion Christi.

Ein Großteil der Anfang des 20. Jahrhunderts noch über 500 Teile umfassenden Sammlung gelang 1944 in Zusammenhang von Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Danzig nach Thüringen. Ein Teil wurde 1961 von der Staatsregierung der DDR an die Volksrepublik Polen übergeben. Er wird heute im Muzeum Narodowe w Gdańsku aufbewahrt. Andere Stücke kamen nach Westdeutschland. Sie wurden 1990 dem St. Annen-Museum überstellt und dort erstmals in einer eigenen Paramentenkammer der Öffentlichkeit präsentiert.

Eigentümerin der westdeutschen Stücke ist die Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) als Rechtsnachfolgerin der untergegangenen Kirchengemeinden der Altpreußischen Union in den vormals deutschen Ostgebieten. Einige Stücke der Sammlung werden nun wieder in einem eigens eingerichteten Raum des St. Annen-Museum ausgestellt. Die Ausstellungsstücke werden von Zeit zu Zeit ausgetauscht, um die sensiblen Textilien nicht zu langen Licht- und Umwelteinflüssen auszusetzen.
 
Bischöfin Petra Bosse-Huber, Leiterin des Amtsbereiches der UEK, betont in ihrem Grußwort während ihres Besuches in Lübeck anlässlich der Ausstellungseröffnung, dass die Kunstfertigkeit der mittelalterlichen Seidenweber und Sticker höchste Bewunderung verdiene. In den kostbaren Textilien manifestiere sich auch „ein hohes Selbstbewusstsein frühbürgerlicher Eliten“, die in der Hanse international vernetzt waren und die gottesdienstliche Kultur ihrer Danziger Heimatkirche mit wertvollsten Textilien ausstatteten.