Weniger Mitglieder

Deutschlandweit berichten Landeskirchen von rückläufigen Zahlen


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Auch die aktuelle Corona-Krise, so die Befürchtung vieler, könnte sich auf die Haushaltszahlen auswirken.

Laut Evangelischer Kirche von Westfalen haben die Rückgänge neben Austritten auch mit mehr Verstorbenen zu tun. Gegenüber zum Vorjahr ging die Zahl der Mitglieder der EkvW im Jahr 2019 um 2,2 Prozent auf 2.150.027 zurück. Der größte Faktor waren dabei die Todesfälle (35.075): Die Zahl der Verstorbenen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent. Ausgetreten sind aus der westfälischen Landeskirche im vergangenen Jahr 20.702 Personen (2018: 15.960). Dem standen 3.476 Eintritte gegenüber (2018: 3.860).

Ähnliche Tendenzen meldet die Lippische Landeskirche: 152.409 Menschen gehörten ihr zum Stichtag 31.12.2019 an. Ein Jahr zuvor zählte die Lippische Landeskirche 154.558 Mitglieder. 1.468 Menschen traten im vergangenen Jahr aus, im Jahr 2018 waren dies 1.165.

Zwar verzeichnen die Landeskirchen auch Eintritte. Die fallen aber oft deutlicher niedriger aus als die Zahlen der Austritt. Beispiel: Die badische Landeskirche (EKiBa) verzeichnete 2019 insgesamt 1.325 Eintritte (2018: 1.272). 13.735 ehemalige Mitglieder traten aus (2018: 12.149). Auch aufgrund der demografischen Entwicklung sank die Zahl der Kirchenmitglieder damit insgesamt um 21.326 auf 1.116.079 Menschen.

Etwas weniger drastisch und trotzdem besorgniserregend sieht die Situation der Evangelisch-reformierten Kirche aus: Hier traten 2019 rund 1400 Menschen aus der Kirche aus, 300 traten ein. Bedingt auch durch demografische Veränderungen verlor sie damit etwa 2500 Mitglieder. Zum Ende des Jahres 2019 zählte sie 168.533 Christinnen und Christen in den 145 Kirchengemeinden zwischen Ostfriesland und dem Allgäu.

„Für die kommenden Jahre steht die Landeskirche vor der Herausforderung, mit dem sinkenden finanziellen Spielraum aufgrund der Mitgliederentwicklung und den hohen Renteneintrittszahlen bei Pfarrerinnen und Pfarrern gut umzugehen“, so EKiBa-Finanzreferent und Oberkirchenrat Martin Wollinsky. Nicht nur die Mitgliederentwicklung, auch die aktuelle Corona-Krise wirke sich auf den landeskirchlichen Haushalt aus. Am Mittwoch hat die Landeskirche im Landeskirchenrat daher einen Nachtragshaushalt für 2020/2021 beschlossen.

Die Gründe für Kirchenaustritte sind bislang nicht bekannt. Vermutet wird unter anderem eine wachsende Entfremdung gegenüber Kirche und Glauben sowie ganz generell die abnehmende Bindungskraft von Institutionen. Kirchenpräsident Martin Heimbucher vermutet, dass in den Austritten auch eine „allgemeine Geringschätzung von Institutionen“ zum Ausdruck komme. Alle gesellschaftlichen Organisationen, Parteien und Gewerkschaften müssten seit Jahren mit einem Mitgliederschwund kämpfen, der oft noch stärker ausfalle als bei den Kirchen.

Eine Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD soll die genaueren Ursachen untersuchen und den Zeitraum der vergangenen zwei Jahre in den Blick nehmen. Die Lippische Landessynode 2018 hat außerdem als Ergebnis ihres zweijährigen Zukunftsprozesses „Kirche in Lippe – auf dem Weg bis 2030“ die Einrichtung von Erprobungsräumen zur Entwicklung neuer Formen in der Gemeindearbeit der Lippischen Landeskirche beschlossen. Ziel ist es, Kirchengemeinden darin zu unterstützen, den Herausforderungen im Blick auf die Zukunft zu begegnen und Menschen in Lippe für Glauben und Kirche anzusprechen.


Quelle: EKvW/EKiBa/ErK/Lippe