aufgrund
Zuerst die positive Nachricht für alle Liebhaberinnen des Genitivs: Er ist für einmal gerettet! Sodann die negative für alle Liebhaber der Präposition: Die vorgesehene verschwindet allmählich. Sie heisst wegen. Sie wäre kürzer, einfacher und eigentlich geläufiger. Aber eben, sie steht nicht nur mit dem Genitiv, erstes Problem, sondern wird, zweites Problem, auch noch nachgestellt, erkennbar an der Konjunktion deswegen. Wie lateinisch causa nachgestellt ist, erkennbar am ehrenhalber verliehenen Titel honoris causa. Und das ist denn auch die Parallele: deshalb wie deswegen statt aufgrund. Wie an der noch verwendeten Formulierung von Gesetzes wegen zu erkennen ist, war wegen ursprünglich mit von verknüpft, jenes vor und dieses nach dem Genitiv.
Wieso aber kommt die umständlichere und längere Wendung in Mode? Sie ist mittlerweile auch in die Sprache der Nachrichten gelangt. Ich vermute erstens, es ist wegen der Nachstellung von wegen: Aufgrund schwerer Niederschläge kam es zu Überschwemmungen klingt einfacher als schwerer Niederschläge wegen kam es zu Überschwemmungen. Und ich vermute zweitens, es ist wegen des Worts Grund, denn an wegen ist nicht ablesbar, dass es um eine Begründung geht. So verdrängt das umständlichere aber einfachere Wort das elegantere aber schwierigere.
Auf der Strecke bleibt einmal mehr die sprachliche Eleganz. Nimmt man einen rhetorisch schön verfassten Text wie ein dramaturgisch wohl inszeniertes Ballett, so ist eine leichte Figur am Verschwinden, während eine behäbige sich in den Vordergrund drängt. Der Einfachheit und Verständlichkeit wegen.
MK