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Mittwochskolumne von Paul Oppenheim

Der Kontinent, der sich als Kontinent des Friedens entwickelte, ist wieder zum Kriegsschauplatz geworden. Wo friedliche Kreuzfahrtschiffe Touristen nach Sankt Petersburg brachten, belauern sich jetzt feindliche Kriegsschiffe. Neutrale Länder haben ihre Neutralität aufgegeben. Sanktionen und Grenzen legen lahm, was durch Handel, Kulturaustausch und Tourismus gewachsen war. Das alte Feindbild hat sich in den Köpfen wieder festgesetzt.
Im neuen alten Europa, das wieder in zwei Teile zerfallen ist, reibt sich das wiedervereinigte Deutschland verwundert die Augen. Sollte es als bevölkerungsreichstes Land etwa eine besondere Rolle spielen? Von Wiedereinführung der Wehrpflicht, von der größten Armee Europas, von Waffenkäufen und Truppenteilen im Baltikum ist die Rede. Rüstungsausgaben ohne Obergrenze sind beschlossene Sache und das Wort „Kriegsfähigkeit“ ist nicht mehr tabu.
Wer blickt bei alledem in die Runde, zu den Nachbarn, die auch ehemalige Kriegsgegner waren? Deutsche Politiker scheinen nicht zu spüren, mit welchem Unbehagen und Misstrauen auf die deutschen Ambitionen geblickt wird. Wer dann von einem „europäischen nuklearen Schutzschirm“ fantasiert und dabei von deutscher Führungsrolle spricht, verspielt jegliches Vertrauen, das es bis vor kurzem noch gegeben haben mag. Erinnerungen an den deutschen Militarismus und das deutsche Großmachtstreben, das zwei Weltkriege verursacht hat, werden wieder wach.
Dabei könnte die Rolle Deutschlands eine ganz andere sein. Wäre nicht ein Deutschland vorstellbar, von dem keine Gefahr ausgeht, das sich um Verständigung bemüht und auf Bewaffnung weitgehend verzichtet? Wer hindert uns daran und warum?
Paul Oppenheim


