Anhang: Huldrich Zwingli

Unterrichtseinheit Calvin und Zwingli. Von Wolfram Kötter

Ein Text zu Huldrich Zwingli zur Vorbereitung der Mitarbeitenden im Konfirmandenunterricht

Wolfram Kötter, Unterrichtseinheit Calvin und Zwingli. Anhang Huldrich Zwingli. PDF

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Über der Zwinglitür des Großmünsters in Zürich steht das Jesuswort, das der Reformator oft und gern gebraucht hat: "Kumend zuo mir alle, die arbeitend und beladend sind, und ich will üch Ruow geben."

Über der Bibeltür auf der anderen Seite des Münsters stehen Zwinglis eigene Worte: "Verschaffend, daß das göttlich Wort trüwlich by üch gepredget werde, damit werdend ir üwer Vatterland behalten und obs glych dem Tüfelleid wär, denn wo Gottsforcht ist, da ist die Hilf Gottes."

Huldrich Zwingli wird am 1.1.1484 in Wildhaus (ca. 50 km südlich von St. Gallen) in der heutigen Schweiz geboren. Er geht u.a. in Basel und Bern zur Schule und studiert in Wien und Basel allgemeine Wissenschaften, dann noch ein halbes Jahr Theologie.

Zwinglis Vater war Ammann (=Amtmann) in einem hochgelegenen Dorf am Fuß des Säntis. Der Bauernbub Huldrych kam bald zum Studium nach Basel und Bern, wo Dominikanermönche ihn für ein Probejahr ins Kloster nehmen wollten. So treu aber sein Elternhaus zur Kirche hielt, hinter Klostermauern sollte er nicht verschwinden. Aber ein Weltgeistlicher sollte er werden. In Konstanz empfing er die Priesterweihe, zu Hause in Wildhaus hielt er seine erste Messe und in Glarus wurde er für zehn Jahre Leutpriester.

"Nach Leibesform eine schöne, tapfere Person, ziemlicher Länge, sein Angesicht freundlich und rotfarben, in geistlichem und weltlichem Handel klug, fürsichtig und ratschlägig, eines ehrbaren Wandels. Er war barmherzig armen Leuten und allwegen in Freuden und Widerwärtigkeiten eines fröhlichen, mannlichen Gemüts, der sich kein übel erschrecken ließ, sondern allwege tröstlichen Gemüts und tapferer Red."

Durch seine Predigten wollte Zwingli Laster und Missbräuche bekämpfen, vor allem die Anwerbung der Schweizer ins Ausland, das "Reislaufen". Er selbst war als Feldprediger zweimal nach Italien gezogen und hatte das Söldnerelend aus der Nähe gesehen. Immer mehr vertiefte er sich in die Bibel:

"Da kam ich zuletzt dahin, daß ich gedachte: du mußt die Philosophie und Theologie der Zänker liegen lassen und die Meinung Gottes lauter an seinem einfältigen Wort lernen. Da hob ich an, Gott zu bitten um sein Licht, und mir fing an, die Schrift viel leichter zu werden."

1506 wird Zwingli Pfarrer in Glarus, dann wurde er 1516 Priester am Wallfahrtsort Einsiedeln. Die Pilgerscharen, die zur Anbetung des wundertätigen Marienbildes herbeiströmten, wies er an den, der allein Sünden vergeben kann und überall gegenwärtig ist und der seine Gnade nicht an besondere Orte bindet. In dieser Zeit vertieft er seine theologischen Studien, bringt sich selber Griechisch bei. In diesen Jahren erfolgt bei ihm wohl unabhängig von Martin Luther der Durchbruch zur reformatorischen Erkenntnis. Seine reformatorische Grunderkenntnis besteht in der Hinwendung zur Bibel. Sie allein ist Autorität und nicht die Tradition der Kirche. In späteren Jahren verbindet Zwingli diesen Grundansatz mit Luthers Rechtfertigungslehre.  

Der Schweizer Reformator hat unabhängig von Luther die gleiche Wahrheit gefunden:

"Es haben die Großen und Gewaltigen dieser Welt angefangen, die Lehre Christi unter dem Namen des Luthers zu verfolgen und verhasst zu machen, also dass sie alle Lehre Christi, von wem sie auf Erden gepredigt wird, lutherisch nennen. Und ob einer schon des Luthers Handel nicht gelesen hätte und sich allein an das Wort Gottes hielte, dennoch wagen sie ihn lutherisch zu schelten, dergestalt mir geschieht. Ich hab lang vor und eh ein Mensch in unserer Gegend irgend etwas von des Luthers Namen gewusst hat, angefangen, das Evangelium zu predigen im Jahre 1516, also dass ich auf keine Kanzel gegangen bin, dass ich nicht die Worte, so am selben Morgen in der Messe zum Evangelium gelesen werden, mir vornähme und die allein aus biblischer Schrift auslegte."

1519 wird Zwingli als Stadtpfarrer nach Zürich berufen. Sein erstes Werk besteht darin, den Predigten fortlaufende Bibeltexte zugrunde zu legen und nicht mehr die dem Kirchenjahr zu geordneten biblischen Abschnitte; auch dies ein Ausdruck für die Überordnung der Bibel.

1518 holte ihn Zürich als Leutpriester ans Großmünster. Er begann mit Aufsehen erregenden Predigten über das ganze Matthäusevangelium "nicht nach menschlichem Gutdünken,/sondern zur Ehre Gottes und Jesu Christi". Er verkündigte, wenn Christus allein das Heil sei, dann würden die Irrtümer von selbst fallen. Er erreichte, dass der Ablaßprediger Samson von Zürich abgezogen wurde. Als aber die Züricher mit der evangelischen Wahrheit und Freiheit Ernst machten, die Fastengebote aufhoben, kam es zur Auseinandersetzung mit dem zuständigen Bischof in Konstanz. 1523 hielt der Große Rat der Stadt Zürich ein Religionsgespräch. Zwingli legte seine Lehre in 67 "Schlußreden" dar:

"Die nachstehenden Artikel und Meinungen bekenne ich, Huldrych Zwingli, mich in der löblichen Stadt Zürich gepredigt zu haben aus Grund der Schrift und erbiete mich, mit derselben genannte Artikel zu beschirmen und zu erobern, und wo ich jetzt berührte Schrift nicht recht verstünde, mich besseren Verstandes, doch aus ehgedachter Schrift berichten zu lassen. - 1. Alle, so reden, das Evangelium sei nichts ohne die Bestätigung der Kirche, irren und schmähen Gott. 2. Summa des Evangeliums ist, daß unser Herr Christus Jesus, wahrer Gottes Sohn, uns den Willen seines himmlischen Vaters kundgetan und mit seiner Unschuld vom Tod erlöst und Gott versöhnt hat. 3. Daher der einzige Weg zur Seligkeit Christus ist aller, die je waren, sind und werden. 4. Welcher eine andere Tür sucht oder zeigt, der irrt, ja ist ein Mörder der Seelen und ein Dieb. 5. Darum alle, so andere Lehren dcm Evangelium gleich oder höher achten, irren, wissen nicht, was Evangelium ist. 6. Denn Christus Jesus ist der Wegführer und Hauptmann allem menschlichen Geschlecht, von Gott verheißen und auch geleistet. . ."

Ein Gegner nach dem andern musste verstummen. Der Rat beschloss, dass Zwingli fortfahren solle, das Evangelium zu verkünden und dass alle anderen Prediger das gleiche tun sollten. Damit war in Zürich die bischöfliche Gewalt abgetan. Zwingli änderte nun auch die äußeren Ordnungen, die lateinische Sprache wurde abgeschafft, die Klöster aufgehoben, die Bilder aus den Kirchen getan, den Priestern die Ehe gestattet und das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht. "Gott will nicht mit äußerem Schein verehrt sein, sondern mit Glauben, Liebe und Unschuld im Geist und in der Wahrheit."

Zwingli wendet sich in seinen Predigten jetzt dezidiert gegen das Söldnerwesen, das vom Rat Zürichs 1522 auch verboten wird. Er stirbt 1531.

Als in der Schweiz die Spannung zwischen den evangelischen und den katholischen Orten zur Entladung drängte, kam es zur Schlacht bei Kappel:

„Herr, nun selb den Wagen halt, bald abseit geht sonst die Fahrt, das brächt Freud dem Widerpart, der dich veracht so freventlich. Gott, erhöh deins Namens Ehr, wehr und straf der Bösen Grimm, weck die Schaf mit deiner Stimm, die dich liebhaben inniglich. Hilf, daß alle Bitterkeit, scheid 0 Herr, und alte Treu wiederkehr und werde neu, daß wir ewig lobsingen dir.“

Zwingli zog als Feldprediger mit. Als er einem Verwundeten Trost zusprach, traf ihn ein Steinwurf. „Was tut's? Den Leib können sie töten, nicht aber die Seele.“ Plündernde Soldaten fanden ihn und fragten, ob er beichten oder Maria anrufen wolle. Er schüttelte den Kopf. „So stirb, verstockter Ketzer“, riefen sie und gaben ihm den Todesstoß. Am nächsten Morgen wurde seine Leiche erkannt, gevierteilt, verbrannt und die Asche in alle Winde zerstreut. Zwinglis Frau verlor in dieser Schlacht nicht nur ihren Mann, sondern auch ihren Sohn aus erster Ehe, einen Bruder, Schwager und Schwiegersohn. Gefasst trug es die tapfere Frau mit den Worten:

"Komm du, o Buch, du warst sein Hort, sein Trost in allem Übel. Ward er verfolgt mit Tat und Wort, so griff er nach der Bibel, fand Hilf bei ihr. Herr, zeig auch mir die Hilf in Jesu Namen. Gib Mut und Stärk zum schweren Werk dem schwachen Weibe. Amen."

Mit Zwinglis Tod ist die reformatorische Bewegung in der Eidgenossenschaft jedoch nicht zu Ende, sie geht vielmehr weiter und konsolidiert sich. Nachfolger Zwinglis in Zürich wird für mehr als vierzig Jahre Heinrich Bullinger, ein Freund und Kollege Zwinglis. Er knüpft zahlreiche internationale Kontakte und sorgt für soziale und kirchliche Reformen.


Wolfram Kötter, Herford

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