Doppelte Solidarität mit Juden und Palästinensern

Präses Annette Kurschus in St. Reinoldi / Westfälischer Thementag Israel-Palästina


© EKvW

Wenn es um die Solidarität mit den Menschen in Israel und Palästina geht, gibt es für Präses Annette Kurschus kein Entweder-oder, sondern nur ein Sowohl-als-auch.

„Als Kirche nehmen wir das Leid der Menschen in Israel und Palästina wahr, das in der letzten Zeit eher zugenommen als abgenommen hat. Wir wollen uns der Verhärtung der Fronten entgegen stellen und suchen daher das Gespräch mit Israelis und Palästinensern; wir fördern Versöhnungsinitiativen auf beiden Seiten der Mauer.“

Das sagte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) auf dem Westfälischen Thementag Israel-Palästina am Freitagabend (30.11.) in der Dortmunder St. Reinoldi-Kirche.

Die westfälische Landeskirche, so Kurschus, stehe ebenso wie die Mehrheit der evangelischen Kirchen und Einrichtungen in Deutschland hinter der Positionsbestimmung der Evangelischen Mittelostkommission (EMOK). Darin heißt es: „Nur Recht und Gerechtigkeit können die Grundlage eines Friedens sein, der beiden Völkern ein Leben in Freiheit und Sicherheit ermöglicht. Die Achtung geltender Menschen- und Völkerrechtsnormen ist die Grundlage jeder gelingenden Friedenslösung.“

Diese „doppelte Solidarität“ mit der jüdischen und der palästinensischen Bevölkerung, so Kurschus, sei aber nur sinnvoll, wenn sie zugleich als „kritische Solidarität“ verstanden werde. Kritische Aspekte dürften nicht ausgeklammert werden. So zum Beispiel die Frage nach dem Siedlungsbau in der Westbank, dem Verlauf der Mauer oder der Verhältnismäßigkeit israelischer Reaktionen auf palästinensische Provokationen. Aber auch die Frage nach dem Engagement der palästinensischen Regierung für den Aufbau einer Zivilgesellschaft auf der Basis einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung oder der konsequenten Abgrenzung von Gruppierungen, die das Existenzrecht Israels immer noch ablehnen.

Für die tiefe Verbundenheit evangelischer Christinnen und Christen mit Israel und Palästina nannte Präses Kurschus vier Gründe: Die zahlreichen geografischen Orte von Nazareth über Jerusalem und Bethlehem bis nach Jericho, die fest im christlichen Glauben verwurzelt seien. Die besondere – auch in der westfälischen Kirchenordnung verankerte – Verbundenheit mit dem heutigen Judentum. Die schuldhafte Verstrickung der evangelischen Kirche in die Shoa, also die Zerstörung jüdischen Lebens während der Zeit des Nationalsozialismus, und die daraus erwachsene besondere Verantwortung. Und die ökumenische Verbundenheit mit christlichen Kirchen in der Region, vor allem der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land (ELCJHL).


Quelle: Evangelische Kirche von Westfalen