Bei Avner in der Küche

Nes Ammim - aus dem Alltag in einem nicht-alltäglichen Dorf in Israel. 77. Kapitel


Von Tobias Kriener

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Inhalt Tagebuch

Nach über 2 Jahren habe ich es im 5. Anlauf endlich geschafft, beim "Adventure in an Israeli Kitchen" zu Hause bei Avner Shai dabei zu sein. Die vorigen 4 Gelegenheiten habe ich jeweils verpasst wegen Krankheit, Abwesenheit im Ausland oder weil ich einem Volo einen der begrenzten Plätze überlassen wollte.

Nun hat es also geklappt - und es war ein höchst vergnüglicher Abend mit seeehr leckerem Essen. Er macht das wirklich nett, wie er erklärt und zeigt und die Gäste miteinander ins Gespräch bringt.

Zuerst haben wir jede/r ein Brot gebacken, danach ein dreigängiges Menü. Zwischendurch gab es zwei arrangierte Gesprächsrunden: Jede/r musste einmal eine/n andere/n interviewen und wurde einmal interviewt - und nachher mussten wir dem/rjenigen, den/die wir interviewt hatten, das von uns für ihn/sie gebackene Brot mit ein paar freundlichen Worten überreichen. Während dieser Pausen hat Avner jeweils Gelegenheit, den nächsten Arbeitsgang vorzubereiten.

Ein ganz anderer Avner. Sonst kenne ich ihn ja als guten israelischen Patrioten - unser letztes Treffen in Nes Ammim hatte das Thema IDF, mit 2 jungen Soldaten als Gästen, wo er sich voller Stolz über die Härten des israelischen Soldatenlebens erging, dass sich einem als friedensverwöhnten Mitteleuropäer alle Nackenhaare sträuben; Spitzensatz: die Individualität der Rekruten muss ausgelöscht werden, weil sie als ein Kampfmaschine funktionieren müssen ...; und jetzt steht er mit Schürze und Haartuch da (ich fühlte mich ein bisschen an "Witwe Bolte" erinnert ...) und zeigt uns, wie man Zwiebeln möglichst effektiv schneidet, und putzt nachher mit Wischtuch und Besen hingebungsvoll seine Küche. Das macht ihn nachgerade zu einem richtig coolen Typ ...

Früher hat er mal einen Partyservice gehabt, der wohl sehr gut lief. Aber irgendwann war es ihm zu viel Arbeit. Jetzt macht er hauptsächlich Koch-Workshops für Spitzenmanager und -funktionäre, in denen er ihre Managementqualitäten durch's Kochen weiterentwickelt. Keine Ahnung, wie das geht ... Aber auf diesem Hintergrund find ich's ein bemerkenswertes Zeichen von Freundschaft mit Nes Ammim, dass er sich zwei Mal im Jahr einen solchen Abend Zeit nimmt für unsere Volos.


Tobias Kriener