Deutschland bleibt ein gastfreundliches Land

Nach den Gewaltübergriffen in der Silvesternacht: Kölner Botschaft zieht Kreise


Navid Kermani beim Professorenempfang von ESG und KHG in Köln; Foto: neu/ekir.de

ekir.de Unterstützung für die "Kölner Botschaft" durch Präses Manfred Rekowski und den Kölner Stadtsuperintendenten Rolf Domning. Einen der Verfasser der Kölner Botschaft hatte die ESG Köln zu Gast: den Kölner Autoren und Orientalisten Navid Kermani.

Großer Auftrieb, große Aktualität: Gast Navid Kermani, Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, hat nicht nur soeben sein neues Buch „Einbruch der Wirklichkeit" herausgebracht, sondern auch die "Kölner Botschaft" nach den Gewaltübergriffen in der Silvesternacht in Köln mitverfasst. Auch Erstunterzeichnerin Prof. Dr. Christiane Woopen von der Universität zu Köln war der Einladung zum Empfang für Professorinnen und Professoren durch die Evangelische Studierendengemeinden (ESG) und die Katholische Hochschulgemeinde gefolgt. Logisch, dass Studierendenpfarrerin Christiane Neufang auf die Kölner Botschaft zu sprechen kam. Sie zitierte den Schlusssatz der Erklärung: "Deutschland bleibt ein gastfreundliches Land." Vielleicht trüge dieser Abend auch dazu bei, so Neufang.

Mehr als hundert Professorinnen und Professoren der verschiedenen Kölner Hochschulen waren in diesem Jahr der Einladung der Studierenden- und Hochschulgemeinde gefolgt. Ziel des jährlichen Empfangs ist der interdisziplinäre Austausch über Fakultäten und Forschungsgebiete hinweg. Im Horizont des neuen Buches drehte sich das Gespräch mit Navid Kermani um Fragen des heutigen Europas. Europa sei weit mehr als nur sein ökonomischer Nutzen. Es gelte, die europäischen Werte - gerade auch in der Kultur - wieder zu entdecken.

Weiter gehe es darum, dies einer Generation klar zu machen, die kein Kriegseuropa mehr kennt. Für die junge Generation - wie die Studierenden - sei es selbstverständlich, dass heute viele Namen „komisch“ klingen, weil sie es gewohnt sind, im interkulturellen und internationalen Kontext aufzuwachsen.

ESG und KHG "sind von jeher international, interkulturell, interreligiös", erklärte Studierendenpfarrerin Christiane Neufang und nannte als Beispiel das ESG-Studierendenwohnhaus. "Hier leben 75 Studierende aus vielen Ländern auf fünf Etagen eng zusammen. Sie teilen ihren Alltag, aber auch Leben in allen Facetten miteinander."

Präses Manfred Rekowski. Foto Archiv Präses Manfred Rekowski. Foto Archiv

Auf verbindende Grundwerte besinnen

Die "Kölner Botschaft" hat unterdessen der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, geteilt: "Ich unterstütze Inhalt und Zielrichtung der Kölner Botschaft, weil ich es für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft in der gegenwärtigen Umbruchsituation wichtig finde, dass wir uns gemeinsam auf die uns verbindenden Grundwerte besinnen."

Weiter forderte der leitende Geistliche der rheinischen Kirche im Kölner Stadt-Anzeiger: "Gewalt, sexualisierten Übergriffen und Rechtsbruch muss entschlossen entgegen getreten werden, und die Verantwortlichkeit für die Situation am Silvesterabend muss konsequent geklärt werden." 

Stadtsuperintendent Rolf Domning Stadtsuperintendent Rolf Domning

Sehr dankbar für diese Initiative

Die Evangelische Kirche in Köln und Region begrüßt die Kölner Botschaft. Stadtsuperintendent Rolf Domning erklärte: "Wir sind sehr dankbar für diese Initiative." Der Theologe betonte noch einmal, es dürfe keine Tolerierung sexueller Gewalt gegenüber Frauen geben, egal welcher Herkunft die Täter sind, auch dann nicht, wenn sie arabisch-nordafrikanischer Herkunft sind, auch dann nicht, wenn sie in Flüchtlingsunterkünften leben und womöglich unsere Gastfreundschaft missbrauchen.

Außerdem erklärte der Seelsorger: "Unser ganzes Mitgefühl gilt den Frauen, die in dieser Nacht entwürdigende Gewalterfahrungen gemacht haben." Domning betonte weiter: "Unser Mitgefühl gilt auch den Flüchtlingen, die jetzt unter Pauschalverdacht gestellt und bedroht werden, obwohl die meisten von ihnen friedlich und mit einer großen Bereitschaft zu Integration und Anerkennung unserer freiheitlichen Grundrechte in unserem Land Zuflucht gesucht haben."

Die Integration bleibe eine große Herausforderung, so Domning. Die evangelsiche Kirche werde weiter an einer guten Willkommenskultur mitarbeiten. Schließlich heißte es in der Bibel: „Gott hat den Fremdling lieb“ (5. Mose 10,16).Seite versenden