Wichtige Marksteine
Reformierte im Spiegel der Zeit
Geschichte des Reformierten Bunds
Geschichte der Gemeinden
Geschichte der Regionen
Geschichte der Kirchen
Biografien A bis Z
(1507-1549)
Obwohl Johannes Calvin zu den bedeutendsten Reformatoren des 16. Jahrhunderts zählt, ist von seiner einzigen Frau Idelette de Bure nur wenig bekannt. Sie war flämischer Herkunft und stammte vermutlich aus dem wohlhabenden Bürgertum. Ihr Bruder Lambert de Bure verlor 1533 bei der Vertreibung der Protestanten aus Lüttich seine dortigen Besitzungen und floh nach Straßburg. Die Familie de Bure hatte vermutlich schon früh Kontakte zu reformatorischen Kreisen.
Idelette des Bure und ihr erster Mann Jean Stordeur gehörten zu den Täufern. Sie wurden deswegen 1533 aus Lüttich vertrieben. 1539 gelang es Calvin, das Ehepaar vom Täufertum abzubringen. Beide schlossen sich in Straßburg der französischen Flüchtlingsgemeinde an, deren Pfarrer Calvin seit 1538 war. Im Frühjahr 1540 starb Stordeur an der Pest. Durch die Vermittlung des Straßburger Reformators Martin Bucer heirateten Idelette de Bure und Johannes Calvin im August 1540.
Als Calvin im September 1541 nach Genf zurückkehrte, folgte seine Frau ihm wenig später zusammen mit ihrer Tochter Judith aus erster Ehe. Ihr älterer Sohn, dessen Name nicht bekannt ist, blieb zunächst in Deutschland. Durch die Bemühungen Calvins gelang es jedoch, ihn nach Genf zu holen. Gemeinsame Kinder hatte das Ehepaar nicht; der einzige Sohn Jacques lebte nur wenige Tage. De Bure war seit der Geburt und dem Tod des gemeinsamen Sohnes im August 1542 gesundheitlich in Mitleidenschaft gezogen und erholte sich davon nie mehr richtig. Am 29. März 1549 starb Idelette Calvin in Genf.
Von ihrer Tätigkeit an der Seite Calvins ist nur wenig bekannt. Sie dürfte sich um den umfangreichen Haushalt und die zahlreichen Gäste Calvins gekümmert haben. Außerdem ist bekannt, daß sie Krankenbesuche machte und mit anderen Reformatorenfrauen in Korrespondenz stand.
Calvin selbst richtete in zahlreichen Briefen Grüße seiner Frau aus. Kurz nach ihrem Tod schrieb Calvin an seinen Freund Pierre Viret in Lausanne: ,,Genommen ist mir die beste Lebensgefährtin. Wäre mir etwas Schlimmes widerfahren, sie hätte nicht nur willig Verbannung und Armut mit mir geteilt, sondern auch den Tod. Solange sie lebte, war sie mir eine treue Helferin in meinem Amt. Von ihr ist mir nie auch nur das geringste Hindernis in den Weg gelegt worden." (Calvin, Briefe II, 465).
Marga Bührig
(1915-2002)
Marga Bührig wurde am 17. Oktober 1915 in Berlin geboren. 1925 zog sie mit ihren Eltern nach Chur. Nach der Matura 1934 studierte sie Germanistik und Neuere Geschichte in Zürich, Bern und Berlin. Abschluss 1939 an der Universität Zürich mit dem Mittelschullehrerdiplom und dem Dr. phil.
Während des Krieges Vertretungen als Deutschlehrerin an verschiedenen Schulen, journalistische Tätigkeit, berufsbegleitendes Studium der evangelischen Theologie in Zürich.
1945 Gründung des Reformierten Studentinnenhauses in Zürich, einer Wohngemeinschaft von Studentinnen "im Zeichen des Evangeliums. Heute Boldernhaus Zürich. 1948 Mitgründerin des Evangelischen Frauenbundes der Schweiz, eines Dachverbands von evangelischen Frauengruppierungen verschiedenster Art in der deutschen und der französischen Schweiz. Redaktorin seiner Zeitschrift (heute "Schritte ins Offene").
1954 Delegierte an die Vollsammlung des Reformierten Weltbunds in Princeton/USA. Ernannt zu dessen Mitarbeiterin für Frauenfragen. Anschliessend als Gast an der 2. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Evanston/USA.
1958 aktive Mitarbeit an der SAFFA, der Ausstellung "Die Schweizer Frau, ihr Leben, ihre Arbeit". 1959 Berufung ans Evangelische Tagungs- und Studienzentrum Boldern, Männedorf und Zürich (zusammen mit Dr. Else Kähler). 1959-71 Studienleiterin, 1971-81 Leiterin des Gesamtwerkes. 1976-82 Präsidentin der Ökumenischen Vereinigung der Akademien und Tagungszentren in Europa. Ende der 70er-Jahre. Mitbegründerin der Frauen für den Frieden Zürich und Schweiz. 1975-93 regelmässige Sprecherin der Worte "Zum neuen Tag" bei Radio DRS.
1983-91 eine der sieben Präsidentinnen und Präsidenten des Ökumenischen Rates der Kirchen. 1988-90 Moderatorin der Vorbereitungsgruppe für die Weltkonferenz des Ökumenischen Rates "Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung", Februar 1990 in Seoul. Co-Leiterin der Konferenz.
1983 Umzug nach Binningen/BL zusammen mit Else Kähler und Elsi Arnold.1998 Dr. h.c. der Theologischen Fakultät der Universität Basel.1994 Kulturpreis Baselland. Am 13. Februar 2002 ist Marga Bührig gestorben. Sie ist auf dem Friedhof Binningen bestattet.
Veröffentlichungen:
- Die unsichtbare Frau und der Gott der Väter, Stuttgart 1987
- Spät habe ich gelernt, gerne Frau zu sein, Stuttgart 1987
- Wir Frauen sind keine Randgruppe! - In: Nennt uns nicht Brüder. Frauen in der Kirche durchbrechen das Schweigen, hg. von Norbert Sommer. Stuttgart 1985
- Film: Sottosopra Originaltitel: Sottosopra; Genre: Dokumentarfilm, Land: Schweiz 2002; Kinostart: 18. März 2004 (Freunde der Deutschen Kinemathek), Länge: 92 min., Regie: Gabriele Schärer, Darstellerinnen: Marga Bührig, Christiane Brunner, Heidi Ensner, Luisa Muraro.
Barbara Schenck