Religion legitimiert Gewalt und Terror nicht

EKiR: Präses Schneider zum Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001

"Es gibt Bilder, die vergisst man nicht ..."

Im Blick auf die das Zehn-Jahres-Gedenken der Anschläge vom 11. September 2001 betont Präses Nikolaus Schneider, dass Religion Gewalt und Terror nicht legitimieren könne. „Es gibt Bilder, die vergisst man nicht. Ein stahlblauer Himmel. Zwei riesige Hochhaustürme. Ein Flugzeug – und kurze Zeit später ein zweites – fliegt auf die Häuser zu. Und dann geschieht das Unglaubliche, das Unfassbare, nicht für möglich Gehaltene: Sie fliegen in die Türme hinein, fangen sofort Feuer, und am Ende brechen die Häuser in sich zusammen. Dieses schreckliche Ereignis hat die Welt verändert“, so der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Der Anschlag sei als Angriff auf die freie Gesellschaft interpretiert worden. Es sei auch immer wieder von religiösen Fanatismus und Fundamentalismus sowie vom Aufeinanderprallen von Kulturen und Religionen die Rede gewesen: „Mir ganz persönlich ist durch dieses Ereignis klar geworden: Religion bindet Menschen innerlich, aber das nicht nur positiv. Diese Bindung ist eine Stärke, kann aber – wie der 11. September 2001 gezeigt hat – auch zur Schwäche werden.“

Daher sei dieser Tag für ihn eine Ermahnung geworden, erklärte Präses Schneider heute in Düsseldorf: „Eine Ermahnung, in allen Religionen Gewalt legitimierende Elemente zurückzudrängen und den friedensschaffenden und friedenserhaltenden Dienst der Religionen zu fördern. Religion darf nicht zum Instrument politischer Absichten werden. Vielmehr sollen wir aus dem eigenen Glauben heraus die Friedfertigkeit dieses Glaubens betonen, erklären und auch erkennbar leben.“

Gedenken fließt in die Gottesdienste ein

Das Gedenken an die Terroranschläge vom 11. September 2001 wird auch in die Gemeindegottesdienste in der Evangelischen Kirche im Rheinland an diesem Wochenende einfließen. Gottesdienste, die auf die Ereignisse vor zehn Jahren nicht eingehen, kann er sich eigentlich nicht vorstellen, erklärt der rheinische Gottesdienstexperte Dr. Martin Evang. Der Leiter der Arbeitsstelle Gottesdienst der rheinischen Kirche. Evang ist auch einer der Gesprächspartner des Themenpakets zum 11. September auf der Homepage der rheinischen Kirche www.ekir.de. Dort findet sich insbesondere eine Linkliste mit ausgewählten Vorschlägen für Gebetstexte, Gottesdienstliturgien sowie sonstigen ganz praktischen Materialien zur Vorbereitung von Gottesdiensten und Gedenkveranstaltungen.

Teil des Themenpakets sind sechs Beiträge, in denen Menschen aus dem evangelischen Rheinland – wie Dr. Martin Evang – nicht nur auf ihre Erinnerungen an jenen Dienstag vor zehn Jahren zurückblicken, sondern aus ihrem je besonderen Aufgabenfeld oder Lebensweg Einschätzungen über die Folgewirkungen von 9/11 bis heute geben. Militärseelsorgerin Annegret Wirges berichtet vor dem Hintergrund ihrer Zeit im Auslandseinsatz im Versorgungscamp in Masar-i-Scharif und appelliert, die Soldatinnen und Soldaten nicht allein zu lassen. Die Friedensfachberaterin Dr. Anthea Bethge, die damals ungewöhnlich lange zwei Tage ohne Fernsehbilder auskam und überzeugt ist, dass dieser Bildermangel zur Nüchternheit“ beitrug, mahnt die „Suche nach Wegen ohne Rache und Krieg“ an. Der muslimische Flüchtlingsberater des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger und eine damalige Konfirmandin kommen ebenso zu Wort wie Gemeindepfarrer Max Koranyi, der über aus der US-amerikanischen Partnerkirche United Church of Christ (UCC) erzählt.

Der Gottesdienst in der Reformationskirche in Hilden bei Düsseldorf wird am Sonntag, 11. September, 10.05 Uhr, live in Deutschlandfunk und Deutscher Welle übertragen. Das Thema des Gottesdienstes ist wiederum der Jahrestag von 9/11 und ist unter das Wort gestellt: „Furcht ist nicht in der Liebe“. Die Predigt hält Pfarrer Traugott Vitz.

Das ekir.de-Themenpaket zum 11. September: http://www.ekir.de/www/service/911-14368.asp


Düsseldorf / EKiR-Pressestelle / 09.09.2011