'Kirche muss sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren'

Rheinland: Referat bei Synode - Präses Thorsten Latzel zur Zukunft der Kirche


© Dominik Asbach / EKiR

Thorsten Latzel, der seit März oberster Repräsentant der zweitgrößten EKD-Gliedkirche ist, hielt auf der Synodalversammlung ein Impulsreferat mit dem Titel „Kirche der Zukunft“. Darin stellte der 50-jährige Theologe fest, dass Mitglieder- und Relevanzverlust nicht neu sind.

„Die Faktoren, die dieser Entwicklung zugrunde liegen, kennen wir seit Jahrzehnten. Als Kirche haben wir kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem“, sagte Präses Thorsten Latzel. „Wir sind gut im Diskutieren, aber schlecht im Verändern. Unser Problem ist, dass wir in alten Strukturen verhaftet bleiben und uns nicht konsequent auf die grundlegend veränderten Voraussetzungen einstellen.“

Die Kirche lebe aus der Kraft des Heiligen Geistes, so Präses Latzel: „Sie vertraut auf Gottes Verheißungen und bezeugt seine Gegenwart in der gesamten Schöpfung. Das tut sie nur glaubhaft, wenn sie sich für ihre Mitglieder interessiert; wenn sie danach fragt, was ihnen im Leben und in ihrem Glauben wichtig ist. Die Kirche muss sich an den persönlichen Bedürfnissen derer orientieren, die sie aufsuchen.“ Das gelte für die geistliche und seelsorgliche Begleitung, vor allem an den biographischen Lebensübergängen wie etwa Volljährigkeit, Umzug oder Berufsstart.
Heimat für Menschen mit verschiedenen Interessen und Herkunft

Um den damit verbundenen Aufgaben gerecht zu werden, brauche die Evangelische Kirche im Rheinland einen gelingenden kirchlichen Föderalismus. „Die Grundgedanken des presbyterial-synodalen Systems sind hochaktuell, denn es kommt den Leitideen moderner Netzwerk-Organisationen und einer Start-Up-Kultur entgegen. Vom Ansatz her zeichnet es sich aus durch flache Hierarchien, postmaterielle Werte, Partizipation. Diese Ansätze gilt es gegen strukturkonservative Tendenzen auszubauen. Mithilfe einer mixed economy bieten wir Menschen verschiedener Herkunft und mit verschiedenen Interessen eine Heimat“, sagte Latzel.

„Unsere Aufgabe ist es, das eigene Selbstverständnis unter den veränderten Rahmenbedingungen neu zu entfalten, die großen Potenziale für eine moderne Netzwerk-Organisation zu nutzen und die Evangelische Kirche im Rheinland so zukunftsfähig zu gestalten“, appellierte er an die mehr als 100 Mitglieder des obersten Leitungsorgans des Kirchenkreises An der Agger. Und weiter: „Wir glauben an Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, der uns in Christus zu neuen Menschen macht und in seinem Geist Grenzen überwindet. Gott ist ein dynamisches, weltschaffendes Liebes-Geschehen. Das sollte reichen, um selbst die Evangelische Kirche im Rheinland zu verändern.“


Quelle: EKiR