Internationale Konsultation Südafrika: Reformierte Kirchen analysieren Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise

Vizepräsident Weusmann (ERK) erinnert an ständigen Dialog zwischen Kirchen in Deutschland und Südafrika

(WARC/RWB, 2. September 2009). Eine Zusammenkunft von reformierten Kirchen weltweit beginnt diese Woche in Johannesburg, Südafrika; im Zentrum der Debatten wird die Rolle stehen, die die Kirchen bei dem Ruf nach wirtschaftlicher Gerechtigkeit und Schutz der Umwelt zu spielen haben.

Die Tagung unter dem Motto „Globaler Dialog um das Accra-Bekenntnis: Bund für wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit“ wird vom Reformierten Weltbund (RWB) gemeinsam mit dem Südafrikanischen Rat der Kirchen (South Africa Council of Churches - SACC) veranstaltet.

Die Organisatoren erwarten ca. 60 TeilnehmerInnen aus 23 Ländern aus den Bereichen Theologie, Recht, Wirtschaft und Kirche. Die Tagung wird am Donnerstagabend, den 3. September, im Willow Park Konferenzzentrum in Johannesburg offiziell eröffnet und dauert bis Montag, den 7. September.

Die Konsultation wird als Plattform sowohl für eine theologische Reflexion als auch für eine sozio-ökonomische Analyse des globalen Wirtschaftssystems fungieren und von da aus die Auswirkungen der Krise auf Mensch und Umwelt untersuchen.

Der Präsident des RWB, Clifton Kirkpatrick, betrachtet den globalen Dialog in Johannesburg als ein Mittel, die Reaktion der RWB-Mitgliedskirchen auf das Accra-Bekenntnis neu zu erschließen. Der Accratext, der 2004 in Ghana angenommen wurde, lehnt Systeme und Strukturen ab, die zu wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und Zerstörung der Umwelt führen, und ruft die Kirchen auf, von ihrem spezifischen Kontext aus Antworten auf die Herausforderungen der Wirtschaftkrise zu entwickeln.

„Wir müssen anerkennen, dass es verschiedene Perspektiven gibt, von denen aus man die Ursachen der Krise untersuchen und Antworten formulieren kann. Dieser globale Dialog zielt darauf ab, allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, Informationen auszutauschen und gemeinsam über die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt nachzudenken und zu diskutieren“, so Kirkpatrick.

Der Bericht dieser globalen Tagung wird der Generalversammlung der reformierten Kirchenbünde RWB und REC 2010, in Grand Rapids, USA, vorgelegt werden. Anlässlich dieser Generalversammlung werden der RWB und der Reformierte Ökumenische Rat (REC) sich zusammenschließen und die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen bilden. Soziale Gerechtigkeit – davon kann man ausgehen – wird einer der programmatischen und theologischen Brennpunkte der neuen Organisation sein.

Omega Bula von der Vereinigten Kirche Kanadas, die die Position des Weltbundes in Bezug auf soziale Gerechtigkeit seit langem verfolgt und mitträgt, stellt fest, dass die Arbeit der Kirchen zum Thema soziale Gerechtigkeit wichtiger ist denn je: „Der Erhalt unserer Gemeinschaft auf der Erde steht auf dem Spiel.“

Omega Bula erwartet viel für den RWB von dem Dialogprozess in Johannesburg: er soll dazu beitragen, „Brücken zu bauen zwischen theoretischer Analyse und theologischem Imperativ für Arbeit und Aktion in der Vorbereitung auf die Generalversammlung.“

Johann Weusmann, Vizepräsident der Evangelisch-reformierten Kirche in Deutschland, erinnert daran, dass es einen ständigen Dialog zwischen Kirchen in Deutschland und in Südafrika gibt: unterschiedliche Standpunkte zu den Ursachen der wirtschaftlichen Ungerechtigkeit und zu angemessenen Antworten der Kirchen führen zu einem fruchtbaren Austausch.

„Im Rahmen dieser Dialoge haben wir als Kirche des globalen Nordens und auch die südafrikanische Kirche als Vertreterin des globalen Südens gemeinsam gelernt, dass wir zusammen für gerechtere wirtschaftliche Strukturen wirken müssen; dies ist wesentlich für die Glaubwürdigkeit unseres christlichen Glaubens“, fügt Weusmann hinzu.

Helis Barraza Díaz, Vertreter der Presbyterianischen Kirche Kolumbien, bestätigt, dass die Konsultation die christlichen Kirchen ermutigen soll, sich gemeinsam für wirtschaftliche, soziale und Umweltanliegen zu engagieren. „Wir Kirchen müssen unsere Stimme erheben, um angesichts des vorherrschenden ökonomischen Modells, das von Gewinnsucht und Ausgrenzung geprägt ist, unmissverständlich zu sagen, dass unser Herr uns zu einem neuen Lebensstil aufruft, zu einem Leben des Teilens, der Liebe und Selbstlosigkeit.“

Barraza Díaz, Moderator des RWB-Netzwerks für soziale Gerechtigkeit, bekräftigt: „Es geht hier nicht mehr um gegensätzliche Standpunkte darüber, was die Kirchen zu tun und zu lassen haben, die Probleme liegen auf der Hand.“

Der stellvertretende Vorsitzende des SACC, Vuyani Vellem, ist der Meinung, dass die Konsultation gerade richtig kommt für die Kirchen in Südafrika, um sie zu ermächtigen, an der Formulierung von Antworten für die Wirtschaftskrise in ihrem eigenen Land teilzunehmen.

Er erinnert daran, dass die politische Befreiung in Südafrika schon 15 Jahre her ist und sagt dazu: „Der Zustand des öffentlichen Lebens in unserem Land hat dazu geführt, dass unzählige Menschen von den Versprechungen der Demokratie enttäuscht sind, da die Demokratie es versäumt hat, ihre materiellen Bedürfnisse zu befriedigen. Die Konsultation wird zeigen, dass der SACC die Absicht hat, energisch auf die wirtschaftlichen Herausforderungen, denen die Menschen gegenüber stehen, zu reagieren.“

Höhepunkte des Programms:
• Plenarsitzung über die aktuelle wirtschaftliche und soziale Situation in Südafrika unter dem Vorsitz von Mohau Pheko, Koordinatorin des afrikanischen Netzwerks für Geschlechtergerechtigkeit und Handel (African Gender and Trade Network - GENTA).
• Öffentliches Forum über gegensätzliche theologische Perspektiven bzgl. Gerechtigkeit in der globalen Wirtschaft unter dem Vorsitz von Allan Boesak (Südafrika), Martina Wasserloos-Strunk (Deutschland) und Carmencita Karadag (Philippinen).
• Besuche und Kontakte vor Ort, die den TeilnehmerInnen ermöglichen werden, Menschen zu begegnen, die die Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise und der Umweltkrise täglich in ihrem eigenen Leben erfahren.

Ausführliches Programm in Englisch auf Anforderung.

Der Reformierte Weltbund (RWB) verbindet 75 Million reformierte Christinnen und Christen in 214 Mitgliedskirchen in 107 Ländern weltweit, die sich gemeinsam für Veränderung in unserer bedrängten Welt engagieren. Der RWB-Generalsekretär Setri Nyomi ist Mitglied der Evangelisch-Presbyterianischen Kirche Ghana. Das Sekretariat des Weltbundes befindet sich in Genf, Schweiz.

Kontakt:
Vuyani Vellem
Stellvertretende/r Generalsekretär
South Africa Council of Churches
Phone: +27 11 241 7800; +27 76 156 1109
Fax: +27 11 492 1448
vuyaniv@sacc.org.za

Quelle: WARC >>>


Pressemitteilung des Reformierten Weltbundes
Eine Glaubensverpflichtung im Jahr 2004

Auf der 24. Generalversammlung des Reformierten Weltbundes in Accra, Ghana vom 30. Juli bis 13. August 2004 wurde ein "Bekenntnis des Glaubens im Angesicht von wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und ökologischer Zerstörung" beschlossen.