'Krieg hat seine Zeit und Frieden hat seine Zeit'

WGRK: Besuch der entmilitarisierten Zone (DMZ) zwischen Nord- und Südkorea


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In einem besonderen Gebetsgottesdienst in der Militärkirche innerhalb der DMZ brachten die Mitglieder ihre Anliegen und Sorgen um Konflikte in ihrer eigenen Region zum Ausdruck.

Mary Ekinde Salle, Kamerun

Was ich heute Nachmittag hier in der DMZ gesehen habe, fordert mich heraus. Als ich auf das Gelände kam, war das erste, was ich sah, eine Inschrift:“ Ende der Trennung: Anfang der Vereinigung.“ Es hat mich sehr betroffen gemacht, darüber nachzudenken, was in meinem Land, Kamerun, gerade passiert. Der Konflikt der sich allmählich zu einem Bürgerkrieg entwickelt und der vielen Menschen Leid gebracht hat, manchen sogar Trauer um geliebte Menschen, die im Kampf gestorben sind, manchen Angst und Ungewissheit. Ich frage ständig:“ Gott, wann wirst du dem allen ein Ende bereiten?“

Das Wort Gottes sagt jedoch, dass alles seine Zeit hat. Es gibt eine Zeit für den Anfang und eine Zeit für das Ende. Lieben hat seine Zeit und hassen hat seine Zeit, Krieg hat seine Zeit und Frieden hat seine Zeit (Prediger 3,8). Das gibt mir Hoffnung, daran zu glauben, dass die Unruhen in Kamerun eines Tages enden werden, weil Gottes Wort es so sagt.

Deswegen ergreife ich diese Gelegenheit, unseren Brüdern und Schwestern aus Nord und Süd Korea zu zurufen, dass Sie recht daran tun, die Trennung zu beenden und mit der Vereinigung zu beginnen. Es ist also nicht nur eine Inschrift, sondern ein Traum der wahr wird. Schließlich ist es das, was Gott sich für seine Kinder wünscht, dass sie eins werden, so wie Christus und sein Vater eins sind.

So wollen wir jetzt unsere Stimmen mit der ganzen Welt vereinen, um unseren Brüdern und Schwestern zuzurufen, dass es nach dem Krieg Frieden geben muss und dass es nach dem Hass Liebe geben muss. Anstatt Zäune zu errichten und Gräben zu graben, die sie trennen, mögen sie Brücken bauen, die sie zusammenführen.

Möge das Thema der Tagung unseres WGRK-Exekutivausschusses uns leiten:“ vom Leben, zum Leben: verändern, versöhnen und erneuern“ (2. Korinther 5,18-19). Das bedeutet, dass auch wenn schon viel Wasser unter der Brücke geflossen ist, die Versöhnung mit Gott und untereinander noch viel bringen kann.

Möge der allmächtige Gott die Herzen und Sinne unserer Brüder und Schwestern in Korea erfüllen, auf dass sie sich wirklich auf ihn einlassen und möge ihr Entschluss, den Konflikt zu beenden auch die Menschen in Kamerun dazu bewegen, Gott darum zu bitten ihr Chaos in Frieden und den Hass in Liebe zu verwandeln.

Karen Georgia Thompson, Vereinigte Staaten von Amerika

Ich lebe in den Vereinigten Staaten. Ich wurde auf der Insel Jamaika geboren. Als ein Mensch afrikanischer Herkunft, der in den Vereinigten Staaten lebt, bin ich oft damit konfrontiert, was es bedeutet, an einem Ort zu sein, wo Unterdrückung eine Tatsache ist, die oft geleugnet wird. Die Trennung die es zwischen uns gibt, wird häufig sichtbar, zeigt sich aber daran, wie Menschen aussehen und daran dass, wie wir aussehen und wo wir herkommen für unsere Existenz problematisch war. Deswegen fühle ich mich hier in Südkorea solidarisch mit unseren Schwestern und Brüdern, die sich nach Frieden sehnen.

Der Propheten Jesaja sagt:“ tröstet, tröstet mein Volk! Spricht euer Gott“. Ich glaube dass wir uns an Orten, wo unsere Existenz gefährdet ist, nach dem Frieden sehnen, den nur Gott geben kann.

Im Psalm heißt es: “Wie lange, ach Gott, wie lange noch?“ Und das sind Worte, die auch wir häufig sprechen, aber wir leben als Volk der Hoffnung, ein Volk, das mit der Verheißung der Auferstehung lebt, dass wenn Gott in der Auferstehung Jesu gegenwärtig war, Gott gewiss auch jeden Tag gegenwärtig sein kann, wenn wir Frieden und Hoffnung dort suchen, wo sie nicht sind. So beten wir weiter für einander darum, dass Gottes Friede herrschen möge und nicht nur künftigen Generationen erscheinen soll, sondern dass wir ihn in unseren Tagen sehen und an ihm festhalten um unserer Kinder willen und unserer Kindeskinder.

Claudio Pasquet, Italien

Italien ist ein Land, in dem es Streit gibt zwischen denen, die etwas für Flüchtlinge tun wollen, und denen, die das nicht wollen. Italien versucht, Auswanderer die über Libyen aus Afrika kommen und häufig im Meer zu ertrinken drohen, zu retten. Viele Leute sagen aber: wir haben so viele eigene Probleme. Warum sollen wir anderen helfen?

Wir, als kleine evangelische Kirche haben uns entschieden, uns für diejenigen zu engagieren, die hilflos und oft auch hoffnungslos sind. Wir bemühen uns auch, Konflikte zu überwinden, indem wir erklären, dass man sich seinen nächsten nicht aussuchen kann, wie es uns das Gleichnis vom barmherzigen Samariter lehrt. Man begegnet ihm oder ihr einfach auf der Straße des Lebens.

Milciades Pua, Kolumbien

Ich komme aus einem schönen Land mit großem Reichtum, dass aber durch Kriege zerteilt ist. Seitdem wir im 19. Jahrhundert von Spanien unabhängig wurden, haben wir keinen einzigen Tag Frieden gehabt. Die Gründe für unsere Kriege waren politische Ausgrenzung, wirtschaftliche Ausgrenzung und die Ausgrenzung durch Anhäufung von Landeigentum.

Vor etwas mehr als 60 Jahren haben sind einige Bauern aufgestanden und haben Anspruch auf ihr Land erhoben, um gegen politische und wirtschaftliche Ausgrenzung zu kämpfen. Es haben sich Guerillas gebildet und während dieses Bruderkrieges mussten über 7 Millionen Menschen ihren Wohnort verlassen; 55.000 Menschen sind verschwunden, und über 300.000 sind gestorben. Der Krieg hat sich so verschlechtert und die Grausamkeiten stachen dermaßen ins Auge, dass die Welt Kolumbien als ein Land betrachtete, dass unfähig ist, seine Konflikte zu lösen.

Vor zwei Jahren konnte die Regierung Kolumbiens mit der FARC, einer der ältesten Guerilla Truppen der Welt, ein Abkommen über die Beendigung des bewaffneten Konflikts erreichen. Es war schwer, die Umsetzung dieses Abkommens durchzuführen, und nun ist der lang erwartete Frieden bedroht. Nach einer Kampagne voller Hass und Lügen wurde vom Volk in einem Referendum abgestimmt und diejenigen, die mit den Friedensverhandlungen nicht einverstanden waren, haben knapp gewonnen. Seitdem ist der lang erwartete Frieden jeden Tag bedroht und die kolumbianische Regierung hat sich nicht ganz nach dem Abkommen gerichtet.

Wir haben ein gespaltenes Land voller Hass und Ressentiments. Die Wurzeln unseres Konfliktes bestehen weiter, aber die Kirchen hören nicht auf zu träumen und an den Frieden zu glauben, indem sie Hoffnung in die Herzen der Menschen sehen. Wir arbeiten für Versöhnung und Glauben, dass wir die Wunden heilen müssen, damit wir mit einer neuen Epoche unserer Geschichte beginnen können.

Kolumbien hat auch an der Teilung der koreanischen Halbinsel mitgewirkt, in dem es kolumbianische Soldaten in einen Krieg geschickt hat, der nicht ihr Krieg war.

Heute glauben wir das möglich ist, weiterhin für den Aufbau des Friedens zu arbeiten. Wir träumen weiter von einer Welt der Gerechtigkeit und Freiheit, wo es Brot und Frieden gibt, einen Ort, wohin Freude und Lachen zurückkehren ohne die allgegenwärtige Bedrohung durch Gewalt. Heute sehen wir voller Hoffnung die Möglichkeit des Friedens zwischen zwei Völkern, die durch die Mächtigen getrennt wurden, und dass die Hoffnung auf den Frieden uns die Kraft gibt, in unserem eigenen Land Frieden herzustellen.

Najla Kassab, Libanon

Wir sind so froh, zu diesem besonderen Zeitpunkt hier sein zu können und die Entwicklung des Friedens auf der koreanischen Halbinsel miterleben zu können. Hoffnungsvoll erwarten wir eine bessere Zukunft. So wie das Wetter über der DMZ heute bewölkt ist und wir auf die Sonne warten, so hoffen wir darauf, dass die Sonne scheint und Grenzen wegfallen und Menschen nebeneinander leben, ihre Vereinigung feiern und Versöhnung erfahren. Wir gedenken all der Leiden der Menschen in dieser Gegend, wo Krieg Menschen getrennt hat und zwischen Menschen einer selben Nation eine Grenze errichtet hat.

Als Menschen aus dem Nahen Osten, die jahrelang Krieg erfahren haben, verstehen wir, was Krieg den Völkern antut und wie es die Zukunft von Generationen bestimmt. Wir vertrauen aber darauf, dass Tod und Leid nicht das letzte Wort haben werden, sondern die Kraft der Auferstehung. Durch den Tod Jesu Christi, seinem Leiden am Kreuz und seine Auferstehung haben wir Hoffnung und werden zu einem Volk der Hoffnung. Das hat uns als Kirche im Nahen Osten am Leben erhalten hat und das ist es, was die Kirche hier in Korea erhält.

Als Menschen aus dem Nahen Osten erheben wir unsere Stimme mit allen die in Korea leiden und gebeten dass der Weg zur Versöhnung fortgesetzt wird. Wir hoffen zugleich, dass ein vergleichbarer Weg zur Versöhnung auch bald im leidenden Nahen Osten beginnen wird.

Wir beten darum, dass wir die Gewissheit bekommen, dass Gott auf diesem Weg mit uns ist und unsere Augen öffnet, um uns zu einer Kirche der Versöhnung zu machen, wo Gottes Güte für alle verkündet wird. Lasst uns in der Hoffnung weitergehen, dass die Sonne bald aufgehen wird.


Quelle: WGRK