' Friedensbildung ist ein Qualitätsmerkmal evangelischer Bildungsarbeit'

Baden: Landesbischof fordert Europa zu mehr Friedensverantwortung auf


Der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh forderte in einem Impulsvortrag vor dem Plenum der EKD-Synode in Dresden von Europa mehr politische Verantwortung.

„Zur Leitlinie eines neuen Europas sollte die politische Verantwortung für eine gerechte und friedliche Weltordnung werden“, sagte Cornelius-Bundschuh. Hier kann und muss Europa mehr internationale Verantwortung übernehmen.“ Das gesellschaftliche Klima werde rauer, militärische Gewalt gelte wieder als legitimes Mittel der Politik zwischen Staaten, aber auch in innerstaatlichen Konflikten, kritisierte Cornelius-Bundschuh. „Wir wissen, dass eine gerechtere, ressourcenschonendere und die Menschenrechte achtende Weltordnung der wichtigste Beitrag für mehr globale Sicherheit und weniger Konflikte ist. Die wichtigen globalen Herausforderungen lassen sich nicht militärisch lösen; dennoch drängt sich die Logik der Macht und die Gewalt, auf die sie sich stützt, nach vorne.“

Er betonte die Bedeutung von Ökumene als Gegenkraft gegen eine erneute Konstruktion von Identität durch Abgrenzung, die Menschen und Völker gegeneinander aufbringe. „Nur ökumenisch und multilateral werden wir die globalen Herausforderungen im Geist Christi gestalten können; nur wenn wir erkennen, dass unsere Sicherheit und die der anderen unauflöslich miteinander verbunden sind. Unsere ökumenische Existenz ist heute die wichtigste Kraftquelle für unser Friedenshandeln in der einen, globalen Welt.“

Die Kirchen seien bereits auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen Sozialgestalten auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens unterwegs: durch Initiativen gegen Atomwaffen, durch Nagelkreuzgruppen oder Friedensgebete; durch die Friedensdekade; durch Kammern und synodale Kundgebungen; durch Friedensdienste und ökumenische Beziehungen. „Eine große Stärke unserer Kirche ist es, ein wichtiger Akteur im Gemeinwesen zu sein.“ Kirche könne dazu beitragen, dass Menschen sich nicht in segmentierte Welten zurückzögen, sondern sich gemeinsam verantwortlich fühlten für den Frieden vor Ort und weltweit. „In Kindertagesstätten, Schulen und Universitäten, in der Konfirmandenarbeit und der Erwachsenenbildung, aber auch, indem wir Menschen helfen, in der Arbeitswelt oder in Vereinen Erfahrungen mit Formen ziviler Konfliktbearbeitung zu machen, üben wir eine Kultur des Friedens ein. Friedensbildung ist ein Qualitätsmerkmal evangelischer Bildungsarbeit.“

Für eine Neuorientierung der Friedens- und Sicherheitspolitik brauche es jedoch mehr Formate für respektvolle und „anstößige“ Begegnungen: „Gespräche mit Vertretern der Rüstungsindustrie, mit Angehörigen der Bundeswehr und ihren Familien, mit Menschen, die als Friedensfachkräfte Erfahrungen mit zivilen Formen der Konfliktbearbeitung mitbringen, mit Kirchen aus der Ökumene. Wir brauchen Konzepte, die in Konfliktsituationen ein Innehalten und einen Blickwechsel ermöglichen, die Zeit-Räume für gesellschaftliche Urteilsbildung zur Verfügung stellen, die Kooperationen mit anderen Akteuren fördern.“

Landesbischof Cornelius-Bundschuh forderte vor der EKD-Synode, dass Kirche ihre Schwerpunkte des Friedenshandelns auf die Verbindung zu Partnerkirchen und Friedensdiensten in Konfliktregionen, auf die Unterstützung der Opfer militärischer Gewalt, auf die öffentliche Debatte über eine Stärkung des humanitären Völkerrechts und auf die strafrechtliche Verfolgung derjenigen lege, die für die unrechtmäßige Ausübung von Gewalt verantwortlich seien.