'In der Lage die großen Themen zu diskutieren'

Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen 2017 - Rückblick und Ausblick


© Anna Neumann

Im Rahmen seiner Auswertungstagung in Braunschweig resümierte der Reformierte Bund Erfahrungen der Generalversammlung 2017 als „gute Mischung aus Streit- und Konsenskultur“. Kirchenpräsident Martin Heimbucher sprach sich auch in strittigen Themen wie Frauenordination für "Kommunikation statt Exkommunikation" aus.

Dr. Hanns Lessing, Theologischer Referent bei der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, lobte mit Blick auf die Erfahrungen von Leipzig besonders die Diskussionskultur: „Wir sind die einzige Weltgemeinschaft, die in der Lage ist, die großen Themen zu diskutieren. Das macht uns im ökumenischen Konzert einmalig.“ Ob Umgang mit Schwulen und Lesben oder auch Zulassung der Frauenordination: Unstrittig sind die Themen in der reformierten Weltgemeinschaft nicht. Daher soll die Fähigkeit zur Diskussion in den nächsten Jahren ausgebaut und weiter entwickelt werden. Ein Beispiel: In der Frage der Frauenordination gibt es in der reformierten Weltgemeinschaft keine Sanktion gegen Mitgliedskirchen ohne Frauenordination – aber, so Lessing: „Wir sagen: Wer Frauen nicht ordiniert, bleibt mit der Frage dauerhaft konfrontiert.“ Kirchenpräsident Dr. Martin Heimbucher (Leer) fand in der späteren Aussprache dafür diese Formel: „Kommunikation statt Exkommunikation“. Weitere aktuelle Diskussionen beschäftigen sich mit dem Zwingli-Jahr 2019, dem Verhältnis von Staat und Kirche, Mission sowie Fragen der menschlichen Sexualität. Hier sei laut Lessing die Spanne der Meinungen zwischen den Mitgliedskirchen gigantisch weit. Eine Einigung auf eine gemeinsame Position hält der Theologe für unwahrscheinlich. Gleichzeitig sagt er: „Das Schicksal sexueller Minderheiten können wir nicht um des lieben Friedens willen ausblenden.“

Das bei der Generalversammlung zur Entscheidungsfindung erstmals erprobte Discernment-Prinzip fand bei einigen Teilnehmern ersten Zuspruch. Discernment ersetzt herkömmliche Abstimmungen bzw. Mehrheitsentscheidungen. In Leipzig wurde so zum einen um markante Positionen gerungen, andererseits wurde im Konsensprinzip verfahren. Christoph Anders, Direktor des Evangelischen Missionswerks (EMW) bezeichnete die Generalversammlung deshalb als „gute Mischung aus Streit- und Konsenskultur". Inwieweit das Konsensmodell in Teilen auch in kirchlichen Synoden und Entscheidungsprozessen eingeführt werden kann, wird jetzt weiter ausgelotet. Anders erinnerte auch noch einmal an das „Global Institute of Theology“ (GIT), bei dem junge Erwachsene im Vorfeld an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal der Generalversammlung auf Zeit zusammen theologisch arbeiteten. Für Anders ein „grandioses Format“, das dem Bemühen um die „next generation“ entspricht.

Die Vernetzung und Stärkung der jüngeren Generation ist eines der Vorhaben, das auf dem Nachtreffen der deutschen gastgebenden Kirchen zur Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen verabredet wurde. „In den Landeskirchen schafft man es nicht, sich U 40 in Entscheidungsgremien hoch zu arbeiten“, merkte eine der Teilnehmerinnen an, eine Studentin, die über das Stewardprogramm an der Generalversammlung beteiligt war. Gemeinsam mit anderen jungen Erwachsenen aus dem Stewardprogramm hat sie Rückenwind und Unterstützung zugesagt bekommen, im Reformierten Bund zügig eine Beteiligung und Vernetzung für die „next generation“ hinzubekommen. Den deutschen Teilnehmenden, die über Social-Media mit den Stewards der Generalversammlung 2017 in aller Welt weiterhin verbunden sind, schwebt außerdem vor, auch in der Weltgemeinschaft der Reformierten Kirchen eine weitere ausgeprägte Beteiligung der „next generation“ zu bewirken. „Aber wir wollen es jetzt erst einmal in Deutschland hinbekommen“, sagen sie.

Ökumene konkret leben: Auch das kristallisierte sich beim Treffen in Braunschweig als wichtiger Punkt der Weiterarbeit heraus. Klar wurde: Dreh- und Angelpunkt ist die persönliche Begegnung, die auch in Zukunft ermöglicht werden sollen. Gerechtigkeit und Recht, Rechtfertigung und Heiligung beschreiben das Profil, das die thematische Arbeit der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen prägt. Hier stellte sich unter anderem die Frage, inwiefern beispielsweise durch die Annahme des Belhar-Bekenntnisses das Thema Gerechtigkeit in der Kirche nachhaltig gestärkt werden könnte. Das Eintreten für Gerechtigkeit, in Gesellschaft, Klima und Wirtschaft muss sich auch im Handeln der Kirchen zeigen, war eine der Schlussforderungen dieser Gruppe.

Spannende Rückblicke, neue Anstöße und Ideen die nun in der weiteren Arbeit vernetzt und weitergedacht werden im Lichte des Mottos der Generalversammlung: Lebendiger Gott, erneuere und verwandle uns!


Anna Neumann

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Quelle: WGRK
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